(6) Sura Al-An‘ām (Das Vieh) (offenbart zu Makka) 165 Āyāt

Diese Sura fälIt in die spätmakkanische Periode. Der größte Teil davon wurde im Ganzen offenbart. Der Grund, warum diese Sura an dieser Stelle im Qur’ān plaziert wurde, ist einfach: Die geistige Geschichte der Menschheit wird da fortgesetzt, wo die vorhergehende Sura endete. Bis hierher hat der Qur’ān die Schöpfung des Menschen und die Geschichte der Schriftbesitzer - vorrangig der Juden und Christen - behandelt und wie sie die Botschaft Allāhs durch Unachtsamkeit verloren oder sie abänderten. Die Notwendigkeit für die Offenbarung des Islam und für die Normen, die die Umma leiten sollen, wird betont. Der nächste Schritt ist ein Vergleich: der Kontrast der Islam-Lehre zu den Vorstellungen der heidnischen Araber. Die Eigenschaften Allāhs wird beschrieben: Er ist der Schöpfer, der Erhalter, die absolute Wahrheit. Warum sollte also der Mensch sich nicht Seinem Willen hingeben? Er, Allāh (t), ist der Herr der Himmel und der Erde. Die Schwäche der heidnischen Glaubensvorstellungen wird bloßgestellt. Sie verleugnen die Wahrheit, wenn sie zu ihnen kommt und bezeichnen sie als "Dichtung" oder "Zauberei". Jene, die den Glauben ablehnen, werden aufgefordert, die Erde zu bereisen, um zu sehen, wie das Ende derer war, die die Wahrheit ableugneten; sie alle wurden vernichtet, gleichwohl wie mächtig sie auch waren. Auch im jenseitigen Leben sind sie die Verlierer. Die Güter und das Leben in dieser Welt sind nur auf Zeit; das jenseitge Leben ist besser. Schließlich wird den Propheten Allāhs Mut zugesprochen, wenn die Menschen die Botschaft ablehnen. Es gehört zu den Zeichen Allāhs, dass jene, die die Wahrheit verleugnen, "taub, stumm und blind" sein wollen, obgleich sie Allāhs wunderbares Werk in der gesamten Schöpfung erkennen könnten. Alles in den Himmeln und auf der Erde gehorcht Allāh (t). Er ist es, der um das Unsichtbare weiß und die Geheimnisse aller Dinge kennt. Die Vollkommenheit der Schöpfung muss uns überzeugen, dass dies alles das Werk Allāhs ist und unter Seiner ständigen Fürsorge und Leitung steht. Es ist dieses Argument, das Abraham (a.s.) im Disput mit den Götzenanbetern vorbrachte. Ein wichtiger Punkt wird gegen jene vorgebracht, die Sonne und Mond verehren: Abraham (a.s.) lehnte diese als Götter ab; denn ihr Licht strahlt nicht immer für uns; es ist sinnlos, Dinge zu Göttern zu erklären, die nicht immer für uns da sind; sie sind Erschaffene und in ihrer Funktion begrenzt sind. Der Schöpfer ohne jeden Zweifel ist Allāh (t). Das Licht Seiner Güte und Seiner Leitung verlässt uns nicht und ist immer für uns da. Die Folge der Propheten nach Abraham (a.s.) hielt die von Allāh (t) geoffenbarte Wahrheit lebendig und führte bis zu Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und der Offenbarung des Qur’ān. Das Wissen um die Existenz und das Verstehen von Allāhs Güte, Seine unvorstellbare Größe, kann durch das Studium Seiner Botschaft an die Menschheit und durch das Studium der Schöpfung erworben werden. Jene, die dies starrsinnig ablehnen, betrügen sich selber; man soll sie deshalb meiden. Obgleich sie sich gegenseitig Beistand leisten, vermögen sie im Endeffekt nichts, da Allāh (t) ihnen keine Hlilfe gewährt. Sie können ihrer Strafe nicht entgehen. Allāh (t) durchsetzt Sein Gesetz und Seinen Willen, trotz aller Verbrechen, Verschwörungen und Irrglauben. Folgt daher dem geraden Weg, wie er im Qur’ān vorgezeichnet ist.

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

Alles Lob gebührt Allāh, Der Himmel und Erde erschaffen und die Finsternisse und das Licht gemacht hat; doch setzen jene, die da ungläubig sind, ihrem Herrn anderes gleich. (6:1) Er ist es, Der euch aus Lehm erschaffen hat, und dann bestimmte Er (euch) eine (Lebens-) Frist. Und eine weitere Frist ist Ihm bekannt. Ihr aber zweifelt noch! (6:2) Und Er ist Allāh, (der Gott) in den Himmeln wie auch auf der Erde. Er kennt euer Verborgenes und euer Verlautbartes, und Er weiß, was ihr begeht. (6:3) 6:1-3 - vgl. die beiden Schlussverse 5:119-120 der vorangegangenen Sura, die als Vorspann für die ersten drei Verse dieser Sura verstanden werden können (vgl. dazu 6:70; 15:26-27; 32:7; 42:15 und die Anmerkung dazu).

Es kommt zu ihnen auch nicht ein Zeichen von den Zeichen ihres Herrn, ohne dass sie sich davon abwenden. (6:4) So haben sie die Wahrheit für Lüge erklärt, als sie zu ihnen kam; bald aber soll ihnen von dem Kunde gegeben werden, was sie verspotteten. (6:5) Sehen sie denn nicht, wie so manches Geschlecht Wir schon vor ihnen vernichtet haben? Diesen hatten Wir auf der Erde Macht gegeben, wie Wir sie euch nicht gegeben haben; und ihnen sandten Wir vom Himmel reichlich Regen; und unter ihnen ließen wir Bäche fließen; dann aber tilgten Wir sie um ihrer Sünden willen aus und erweckten nach ihnen ein anderes Geschlecht. (6:6) 6:4-6 - Diese Kunde ist das Versprechen Allāhs an Seinen Propheten, ihm zum Sieg zu verhelfen, seine Religion die Oberhand gewinnen zu lassen und seinen Feinden Misserfolg im Diesseits und im Jenseits zu bescheren. Diese Hoffnung wurde dem Propheten kurz vor seiner Auswanderung nach Al-Madīna gegeben. (ÜB)

Wenn Wir dir auch eine Schrift auf einem Blatt Papier herabgesandt hätten, welche sie mit Händen angefasst hätten, die Ungläubigen hätten selbst dann gesagt: ”Das ist nichts als offenkundige Zauberei.“ (6:7) Und sie sagen: ”Wäre ein Engel zu ihm herabgesandt worden!“ Hätten Wir aber einen Engel herabgesandt, wäre die Sache entschieden gewesen; dann hätten sie keinen Aufschub erlangt. (6:8) Und wenn Wir ihn zu einem Engel gemacht hätten, hätten Wir ihn doch als Menschen erscheinen lassen, und so hätten Wir ihnen das noch mehr verwirrt, was sie selbst schon verwirrt. (6:9) Schon vor dir wurden Gesandte verspottet, doch das, worüber sie spotteten, erfasste die Spötter unter ihnen. (6:10) Sprich: ”Wandert im Lande umher und seht, wie das Ende der Verleugner war.“ (6:11) 6:7-11 - vgl. 2:210; 6:12; 13:7, 32; 15:6-7, 14-15, 10-12; 17:89ff.; 21:41-43; 53:19-ff. und die Anmerkungen dazu.

Sprich: ”Wem gehört das, was in den Himmeln und was auf Erden ist?“ Sprich: ”Allāh.“ Er hat Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben. Er wird euch gewiss (in den Gräbern) versammeln bis zum Tage der Auferstehung. Darüber besteht kein Zweifel. Jene aber, die ihrer selbst verlustig gegangen sind, glauben es nicht. (6:12) Ihm gehört das, was in der Nacht und am Tage ruht. Und Er ist der Allhörende, der Allwissende. (6:13) Sprich: ”Sollte ich einen anderen zum Beschützer nehmen als Allāh, den Schöpfer der Himmel und der Erde, Der Nahrung gibt und Selbst keine Nahrung nimmt?“ Sprich: ”Mir wurde geboten, dass ich der Erste sei, der sich ergebe.“ Und sei nicht einer der Götzendiener. (6:14) Sprich: ”Ich fürchte die Strafe eines gewaltigen Tages, sollte ich meinem Herrn ungehorsam sein.“ (6:15) Wer an jenem Tage davor bewahrt bleibt, dem hat Er Barmherzigkeit erwiesen. Das ist ein offenbarer Erfolg. (6:16) 6:12 - Der Prophet (a.s.s.) wird aufgefordert, den Götzendienern entgegen zu treten. Sie wissen, dass Allāh (t) der Schöpfer ist, aber trotzdem setzen sie Ihm Wesen gleich, die keine Schöpfung hervorbringen können. Auf die Frage, wem alles gehört, was es im Himmel und auf der Erde gibt, mussten die Götzendiener schweigen. Sie konnten nicht leugnen, dass alles Allāh (t) gehört; denn sie selbst glaubten ja daran, aber sie konnten dies auch nicht bestätigen. Barmherzigkeit ist die Grundlage Seiner Entscheidungen und Seines Umgangs mit Seinen Geschöpfen im Diesseits und im Jenseits. Der Glaube an diese Grundlage ist eine der Wertvorstellungen des Islam. Dem Gesandten Allāhs wurden einmal Kriegsgefangene vorgeführt. Unter diesen befand sich eine Frau, die infolge ihrer mit Milch übervollen Brüste unruhig war. Als sie unter diesen Kriegsgefangen ein Kind fand, nahm sie es und stillte es. Da fragte der Prophet seine Gefährten: ”Könntet ihr euch vorstellen, dass diese Frau ihr Kind ins Feuer wirft?“ Sie antworteten: ”Nein, bei Allāh, dazu wäre sie nie in der Lage.“ Er erwiderte: ”Allāh ist Seinen Geschöpfen gegenüber noch barmherziger als diese Frau gegenüber ihrem Kind.“ In einem Ḥadīṯ Qudsyy sagt Allāh (t) von Sich Selbst: ”Meine Barmherzigkeit überwindet Meinen Zorn.“ (ÜB) (vgl. 2:210; 6:7-11, 54, 160; 16:9; 17:89ff.; 53:19-ff. und die Anmerkungen dazu). 6:13-16 - Mit dem ersten Vers dieser Sura ist die Räumlichkeit gemeint, die die Gesamtschöpfung umfasst, während hier von der Zeit die Rede ist (vgl. dazu 6:17ff.).

Und wenn Allāh dir Schaden zufügt, so kann ihn keiner als Er hinwegnehmen; und wenn Er dir Gutes beschert, so hat Er die Macht, alles zu tun, was Er will. (6:17) Er ist Der, Der über Seine Diener Macht ausübt, und Er ist Allweise, Der wohl unterrichtet ist. (6:18) Sprich: ”Was für ein Zeugnis wiegt schwerer?“ Sprich: ”Allāh ist mein und euer Zeuge. Und dieser Qur’ān ist mir offenbart worden, auf dass ich euch damit warne und jeden, den er erreicht. Wolltet ihr wirklich bezeugen, dass es neben Allāh andere Götter gebe?“ Sprich: ”Ich bezeuge es nicht.“ Sprich: ”Er ist der Einzige Gott, und ich bin wahrlich fern von dem, was ihr anbetet.“ (6:19) Sie, denen wir das Buch gaben, erkennen es, wie sie ihre Söhne erkennen. Jene aber, die ihrer selbst verlustig gegangen sind, glauben es nicht. (6:20) Und wer ist ungerechter als der, der eine Lüge gegen Allāh ersinnt oder Seine Verse für Lüge erklärt? Wahrlich, die Ungerechten erlangen keinen Erfolg. (6:21) 6:17-19 - Sowohl alle Macht als auch die wahre Güte liegen in der Hand Allāhs. Die islamische Lehre von der absoluten Einheit unseres Schöpfers (At-Tauḥīd) erfordert unbedingt derartige Wertvorstellung. Allāh (t) als den einzigen Beschützer zu nehmen, und in allen Lebenslagen auf Ihn allein zu vertrauen, gehört auch dazu. Allāh (t) ist Selbst Zeuge dafür, dass Muḥammad (a.s.s.) Sein Prophet und Gesandter ist. Die Unnachahmlichkeit des Qur’ān ist das ewige Wunder unseres Propheten und der unbestrittene Beweis für die Wahrheit seiner Botschaft (vgl. den einleitenden Teil zu diesem Werk). 6:20-21 - Der Qur’ān erwähnt mehrmals, dass die Schriftbesitzer, u.a. Juden und Christen, genaue Kenntnis über den wesentlichen Kern der Botschaft unseres Propheten Muḥammad (a.s.s.) besitzen, weil dies in ihren eigenen Schriften zu finden ist, und zwar so, wie sie ihre eigenen Propheten kennen. Es geht primär um die oben in 6:17-19 erwähnte Lehre des At-Tauḥīd (vgl. dazu 2:146).

Und am Tage, an dem Wir sie alle versammeln werden, werden Wir zu denen, die Götzen anbeten, sprechen: ”Wo sind nun eure Götter, die ihr wähntet?“ (6:22) Dann werden sie keine andere Ausrede haben als zu sagen: ”Bei Allāh, unserem Herrn, wir waren keine Götzendiener.“ (6:23) Schau wie sie sich selbst belügen und das, was sie sich ausdachten, sie im Stich lässt. (6:24) Und unter ihnen sind manche, die dir Gehör schenken, doch Wir haben auf ihre Herzen Hüllen gelegt, so dass sie nicht begreifen, und in ihre Ohren Taubheit. Selbst wenn sie jedes Zeichen sähen, würden sie nicht daran glauben, so dass sie mit dir stritten, wenn sie zu dir kämen. Die Ungläubigen sagen: ”Das sind bloß Fabeln der Früheren.“ (6:25) Und sie hindern sich daran und halten sich selbst davon fern. Aber sie stürzen sich selbst ins Verderben; allein, sie begreifen es nicht. (6:26) 6:22-26 - Sie haben sich selbst betrogen, indem sie Fürsprecher nahmen, damit sie zwischen ihnen und Allāh (t) vermitteln sollten. Das war in ihren Augen eine Ehrenbezeugung und kein Frevel gegenüber Allāh. Das Lügengebäude, das sie aufgebaut hatten, lässt sie hier im Stich. Indem sie die Tatsache abstreiten, dass sie sich falschen Göttern zugewandt hatten, geben sie die Falschheit ihrer Vorstellungen zu und verurteilen sich praktisch selbst. Die Propheten Allāhs, die seit frühesten Zeiten für die Leitung und Führung der Menschheit gekommen sind, haben immer den gleichen Botschaftskern empfangen. Die Obrigkeit der Banū Quraiš fürchtete den Einfluss des Islam auf sich und auf ihre Untertanen. So genügte es nicht, einfach dazusitzen und zu erzählen, das "sind bloß Fabeln der Früheren“, sondern sie gingen weiter und verboten ihren Untertanen, den Propheten (a.s.s.) zu hören. (ÜB) (vgl. 2:7, 102; 6:136; 8:31-33; 10:28, 14:4; 16:27-28; 17:45- 46, 67; 28:62-67; 41-44 und die Anmerkungen dazu).

Und wenn du nur sehen könntest, wie sie vor das Feuer gestellt werden! Dann werden sie sagen: ”Ach, würden wir doch zurückgebracht! Wir würden dann die Zeichen unseres Herrn nicht für Lüge erklären, und wir würden zu den Gläubigen zählen.“ (6:27) Nein, das, was sie ehemals zu verhehlen pflegten, ist ihnen nun klar geworden. Doch wenn sie auch zurückgebracht würden, kehrten sie ganz gewiss bald zu dem ihnen Verbotenen zurück. Und sie sind gewiss Lügner. (6:28) Und sie sagen: ”Es gibt kein anderes als unser irdisches Leben, und wir werden nicht wiedererweckt werden.“ (6:29) Aber wenn du nur sehen könntest, wie sie vor ihren Herrn gestellt werden! Er wird sprechen: ”Ist dies nicht die Wahrheit?“ Sie werden antworten: ”Ja, bei unserem Herrn.“ Er wird sprechen: ”Dann kostet die Strafe dafür, dass ihr ungläubig wart.“ (6:30) 6:27-30 - Menschen, die ohne jegliche Verpflichtung unserem Schöpfer gegenüber ein vergnügensvolles Leben im materiellen Sinne führen wollen, und deshalb den Glauben ablehnen, sind diese Verse gewidmet (vgl. 2:10; 14:44; 23:99-100 und die Anmerkung dazu).

Wahrlich, die Verlierer sind diejenigen, die die Begegnung mit Allāh leugnen. Wenn dann unversehens die Stunde über sie kommt, werden sie sagen: ”O wehe uns, dass wir sie vernachlässigt haben!“ Und sie werden ihre Last auf dem Rücken tragen. Wahrlich, schlimm ist das, was sie tragen werden. (6:31) Das Leben in dieser Welt ist wahrlich nichts als ein Spiel und Vergnügen. Und wahrlich, die Wohnstätte des Jenseits ist für jene besser, die gottesfürchtig sind. Wollt ihr (das) denn nicht begreifen? (6:32) 6:31-32 - vgl. dazu die obige Anmerkung zu 6:27-30. "Spiel und Vergnügen" bedeutet, dass das diesseitige Leben wie ein Spiel vergänglich und von kurzer Dauer ist. Das Jenseits dagegen ist das wahre Leben, das in aller Ewigkeit dem Menschen die Wirklichkeit vor Augen führt. (vgl. 29:64- 66 und die Anmerkung dazu).

Wir wissen wohl, dass dich das betrübt, was sie sagen; denn wahrlich, nicht dich bezichtigen sie der Lüge, sondern es sind die Zeichen Allāhs, welche die Ungerechten verwerfen. (6:33) Es sind auch vor dir Gesandte als lügenhaft gescholten worden; doch, obgleich sie verleugnet und verfolgt wurden, sie blieben geduldig, bis Unsere Hilfe zu ihnen kam. Es gibt keinen, der die Worte Allāhs zu ändern vermag. Wahrlich, von den Gesandten ist die Kunde zu dir gekommen. (6:34) Und wenn dir ihr Widerwille schmerzlich ist - nun wohl, falls du imstande bist, einen Schacht in die Erde oder eine Leiter in den Himmel zu finden, um ihnen ein Zeichen zu bringen, (dann magst du es tun). Wäre es Allāhs Wille, Er hätte sie gewiss auf dem rechten Weg zusammengeführt. So sei nicht einer der Unwissenden. (6:35) Nur die können (etwas) aufnehmen, die zuhören. Die Toten aber wird Allāh dereinst erwecken; dann sollen sie zu Ihm zurückgebracht werden. (6:36) 6:33 - Der Vers spricht unseren Propheten an in Bezug auf die Götzendiener. ‘Alyy Ibn Abī Ṭālib (r) berichtete: ”Abū Ǧahl sagte in einem Gespräch zu dem Propheten, Allāhs Segen und Friede auf ihm: »Wir bezichtigen dich nicht der Lüge, sondern halten deine Verkündung für falsch.«“ Aus diesem Grund tröstet Allāh (t) Seinen Gesandten mit diesem Vers (vgl. dazu 6:21). 6:34 - Wie im vorangegangenen Vers 6:33 wird unser Prophet (a.s.s.) hier getröstet und zur Geduld und Ausdauer ermahnt. Die göttliche Prüfung zur Opferbereitschaft und Treue stellt die Verfahrensweise des Schöpfers mit Seinen Geschöpfen dar. Deshalb werden die Worte: "Es gibt keinen, der die Worte Allāhs zu ändern vermag". Mit "den Worten Allāhs" sind Sein Beschluss, Seine Gesetze, Seine Fügung und Sein unabänderlicher Wille gemeint. 6:35 - Hier erhält unser Prophet (a.s.s.) die informative Bekräftigung über die Aussage des Verses 6:34 (vgl. oben die Anmerkung dazu). Es ist Allāhs Wille, dass die Menschen sich freiwillig für den Glauben entscheiden, und auf dem Weg zu Ihm ohne jeden Zwang schreiten (vgl. dazu oben 2:256); denn Er erschuf den Menschen und gab ihm Handlungsfreiheit, um ihn auf die Probe zu stellen (vgl. ferner 2:6; 15:14; 17:90-93 und die Anmerkung dazu). 6:36 - Wer lebt, der ist sowohl empfindlich als auch empfänglich für die Rechtleitung. Die Toten können dagegen weder hören noch folgen; von ihnen kann kein Gehorsam erwartet werden. Für diese Kategorie von Menschen vermag der Prophet nichts unternehmen; denn ihre Angelegenheit liegt allein in Allāhs Hand am Tage der Rechenschaft (vgl. dazu 10:41-44).

Sie sagen: ”Warum wird nicht ein Zeichen zu ihm herabgesandt von seinem Herrn!“ Sprich: ”Allāh hat die Macht, ein Zeichen herabzusenden, doch die meisten von ihnen wissen es nicht!“ (6:37) Es gibt kein Getier auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr. Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden. (6:38) Die aber Unsere Zeichen leugnen, sind taub und stumm in Finsternissen. Allāh führt, wen Er will, in die Irre, und wen Er will, den führt Er auf einen geraden Weg. (6:39) 6:37-39 - Die Götzendiener stellen Fragen ohne zu begreifen, dass Allāh (t) der Allmächtige Schöpfer und kein Vollzugsgehilfe für ihre Wünsche ist. In der Schöpfung selbst liegen genug Zeichen und Beweise für Allāhs Macht, wie z.B. hier das Getier und die Vögel, die in ihrem wunderbaren Gemeinwesen menschenähnliche Funktionen haben. Dazu ist noch zu bemerken, dass zum "Getier" verschiedene Arten, wie z.B. Wassertiere, Landtiere, Insekten und viele andere mannigfache Gattungen, gehören. Ebenso ist es der Fall mit den Vögeln. Allāh (t) gibt jedem die Gelegenheit, den rechten Weg zu finden und zu befolgen; wenn aber ein Mensch seine Augen, seine Ohren und seinen Verstand der Rechtleitung verschließt, so gelten für ihn die Worte in 6:39 (vgl. 6:59; 7:203; 10:20, 41-44; 14:4 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Was denkt ihr? Wenn die Strafe Allāhs über euch kommt oder die Stunde euch ereilt, werdet ihr dann zu einem anderen rufen als zu Allāh, wenn ihr wahrhaftig seid?“ (6:40) Nein, zu Ihm allein werdet ihr rufen; dann wird Er das hinwegnehmen, weshalb ihr (Ihn) anruft, wenn Er will, und ihr werdet vergessen, was ihr (Ihm) zur Seite stelltet. (6:41) Wahrlich, Wir sandten schon vor dir (Botschaften) zu den Völkern herab, dann suchten Wir sie mit Not und Drangsal heim, auf dass sie (Mich) anflehen mögen. (6:42) Warum demütigten sie sich dann nicht, als Unsere Strafe über sie kam? Jedoch ihre Herzen waren verhärtet, und Satan ließ ihnen alles, was sie taten, als wohlgetan erscheinen. (6:43) Als sie das vergaßen, woran sie erinnnert worden waren, da öffneten Wir ihnen die Tore aller Dinge. Als sie sich dann schließlich über das freuten, was sie erhalten hatten, verhängten Wir plötzlich eine Strafe über sie, und siehe, sie wurden in Verzweiflung gestürzt! (6:44) So wurden die Leute ausgerottet, die Frevler waren; und alles Lob gebührt Allāh, dem Herrn der Welten. (6:45) 6:40-43 - Die Verleugner werden die Folgen ihrer Taten einsehen müssen, wenn es aber zu spät ist. Wenn den Menschen ein Unheil trifft oder er dem Tod mit allen seinen Schrecken gegenübersteht, dann sieht er keine Zuflucht außer zu Allāh (t). Selbst ausgesprochene Götzendiener vergessen ihre Gottheiten und rufen zu Allāh (t) um Hilfe, und ebenso ergeht es Atheisten mit ihren unwilkürlichen Gebeten um Rettung. (ÜB) (vgl. 7:94-95; 14:22-23; 23:76-83 und die Anmerkung dazu). 6:44-45 - "... da öffneten Wir ihnen die Tore aller Dinge" schließt Genüsse, Wohlstand (wie hierzulande) und Wohlleben ohne Mühe und Not ein, bis diejenigen, die hier gemeint sind, bis zu den Ohren in Freude versanken. Der materielle Zustand und die gottlose Gesellschaftsform brechen dann plötzlich so zusammen, dass es vor derartigen Überraschung keinen Ausweg geben wird. Städte und Völker, die Allāh (t) dem Erdboden gleich gemacht hatte, sind im Qur’ān namentlich erwähnt; es sind z.B. die Völker Noahs, Hūds, Sālihs, ‘Āds, Ṯamūds, Lots und das Volk Pharaos.

Sprich: ”Was wähnt ihr? Wenn Allāh euer Gehör und euer Gesicht wegnähme und eure Herzen versiegelte, welcher Gott außer Allāh könnte euch das wiedergeben?“ Schau, wie mannigfach Wir die Zeichen dartun, und dennoch wenden sie sich (davon) ab. (6:46) Sprich: ”Was wähnt ihr? Wenn Allāhs Strafe unversehens oder offenkundig über euch kommt, wer anders wird vernichtet werden als die Ungerechten?“ (6:47) Wir schicken die Gesandten nur als Bringer froher Botschaft und als Warner. Über die also, die da glauben und sich bessern, soll keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein. (6:48) Diejenigen aber, die Unsere Zeichen leugnen, wird die Strafe erfassen, weil sie ungehorsam sind. (6:49) 5:46-49 - Allāh (t) ist der Schöpfer, Der alles in Seiner Schöpfung beginnen, vollenden und ändern kann. Falsche Götter haben sich nie diesbezüglich für fähig erklärt. Die Strafe Allāhs darf nicht als Rache von Ihm an Seine Geschöpfe verstanden werden, sondern als Akt der Gerechtigkeit eines Allmächtigen Richters, Der zuvor vor dieser Vergeltung genug gewarnt hat. Denn die Gesandten sind nicht entsandt worden, um über die Menschen zu richten, sondern um die frohe Botschaft zu verkünden und vor den Folgen deren Verleugnung zu warnen (vgl. 2:7 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Ich sage nicht zu euch: »Bei mir sind Allāhs Schätze«, noch kenne ich das Verborgene; auch sage ich nicht zu euch: »Ich bin ein Engel«; ich folge nur dem, was mir offenbart wurde.“ Sprich: ”Können wohl ein Blinder und ein Sehender einander gleichen? Wollt ihr denn nicht nachdenken?“ (6:50) Und warne hiermit diejenigen, die da fürchten, dass sie vor ihrem Herrn versammelt werden - wo sie außer Ihm keinen Beschützer noch Fürsprecher haben werden, auf dass sie doch gottesfürchtig werden mögen. (6:51) Und treibe nicht jene fort, die ihren Herrn am Morgen und am Abend im Trachten nach Seinem Angesicht anrufen. Du bist nicht verantwortlich für sie, und sie sind nicht verantwortlich für dich. Treibst du sie fort, so wirst du einer der Ungerechten. (6:52) Und so haben Wir einige von ihnen durch andere in Versuchung geführt, so dass sie sagten: ”Sind es diese, denen Allāh aus unserer Mitte huldreich gewesen ist?“ Kennt Allāh denn die Dankbaren nicht am besten? (6:53) Und wenn jene, die an Unsere Zeichen glauben, zu dir kommen, so sprich: ”Friede sei auf euch! Euer Herr hat Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben; wenn einer von euch unwissentlich etwas Böses tut und es danach bereut und sich bessert, so ist Er Allvergebend, Barmherzig.“ (6:54) 6:50-51 - Die Worte sind an Muḥammad, den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, gerichtet; er ist nicht entsandt worden, um den Menschen zu zeigen, dass er übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Die Vorstellungen der Götzendiener waren sehr weit entfernt von der Realität der Botschaft, indem sie diese der Magie und Wahrsagung gleichgemacht. Im Vers 6:51 liegt es auf der Hand, dass es sich um alle Gläubigen hadelt - einschließlich der Schriftbesitzer, u.a. Juden und Christen, weil sie mit dem Leben nach dem Tod rechenen. (vgl. 11:12-14, 31 und die Anmerkung dazu). 6:52-53 - Unser Prophet (a.s.s.) wird ermahnt, die hier erwähnte Menschengruppe richtig zu behandeln; ihm steht nicht zu, über das Innere der Menschen zu beurteilen. Der Anlass für die Offenbarung dieses Verses war, dass einige hochangesehenen Araber es ablehnten, dem Anruf zum Islam Folge zu leisten mit der Begründung, dass der Prophet von Armen und Schwachen mit schäbiger und übelriechender Kleidung aufgesucht werde. Die soziale Stellung dieser Leute erlaube ihnen nicht, zusammen mit den Adligen von Banū Quraiš in der gleichen Gesellschaft zu sitzen. So argumentierten die Führer der Banū Quraiš mit Spott und Verachtung und verlangten vom Propheten (a.s.s.), dass er sie abweise, was er jedoch nicht tat; denn Reichtum und sozialer Status haben bei Allāh (t) keine Rangstellung. Nur Aufrichtigkeit, Reinheit des Herzens und Wahrheitsliebe im Menschen zählt vor Ihm. (vgl. 11:29-31; 18:27-28 und die Anmerkung dazu). 6:54 - Nicht nur wurden die Geringen mit ihrem aufrichtigen Glauben nicht fortgeschickt, um den Reichen einen Gefallen zu tun, sondern sie wurden geehrt und besonders gegrüßt, mit dem Gruß, der für den Islam charakteristisch geworden ist: ”Friede sei auf euch!" Wobei das Wort "salām" (Friede) etymologisch mit dem Wort "lslām" zusammenhängt. Der Begriff umfasst Frieden in der Seele des Menschen, Friede unter den Menschen, Sicherheit vor allem Bösen und damit Freiheit von allem moralischen Konflikten und Unruhen. (vgl. 6:12). Nach dem Geschenk des Glaubens und der Zusicherung, dass die Abrechnung erleichtert wird, ist es Allāhs besondere Gnade, dass Er Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben hat gegenüber denjenigen, die an Sein Zeichen glauben, und Er fordert Seinen Gesandten auf, ihnen dies mitzuteilen. Seine Barmherzigkeit geht so weit, dass Er die Sünden allesamt vergibt, wenn diese aus Unwissenheit geschehen. Somit umfasst die Vergebung alle Sünden, wenn man nur bereut und sich danach bessert. Der Prophet (a.s.s.) soll diejenigen unter seinen Anhängern trösten, die vor ihrem Übertritt zum Islam schwerwiegende Fehler begangen haben, indem er ihnen die Zusicherung macht, dass Allāh (t) denen vergibt, die umkehren. Die Sticheleien der Feinde des Islam sollen sie nicht besorgt machen über das, was in der Vergangenheit geschehen ist. Den Muslimen wird Allāhs Barmherzigkeit zugesichert. Sie sollen sich nicht unter der Last der Vergangenheit entmutigt fühlen, sondern entschlossen, ein rechtschaffenes Leben entsprechend den Lehren des Islam beginnen. (ÜB) (vgl. 16:9 und die Anmerkung dazu).

So machen Wir die Zeichen klar, auf dass der Weg der Sünder erkannt werde. (6:55) Sprich: ”Mir ist es verboten worden, dass ich diejenigen anbete, die ihr anruft außer Allāh.“ Sprich: ”Ich folge euren bösen Gelüsten nicht; ich würde sonst wahrlich irregehen und wäre nicht unter den Rechtgeleiteten.“ (6:56) Sprich: ”Ich folge einem klaren Beweis von meinem Herrn, den ihr als Lüge erklärt. Es liegt nicht in meiner Macht, (herbeizuführen), was ihr zu beschleunigen wünscht. Die Entscheidung liegt nur bei Allāh. Er legt die Wahrheit dar, und Er ist der beste Richter.“ (6:57) Sprich: ”Läge das in meiner Macht, was ihr zu beschleunigen wünscht, wahrlich, die Sache zwischen mir und euch wäre entschieden.“ Und Allāh kennt die Ungerechten am besten. (6:58) Bei Ihm befinden sich die Schlüssel zum Verborgenen; nur Er kennt sie. Und Er weiß, was auf dem Lande ist und was im Meer. Und nicht ein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß; und kein Körnchen ist in der Finsternis der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre. (6:59) 6:55-58 - Die Götzendiener riefen den Propheten dazu auf, ihre Religion gut zu heißen und sich vor ihren Götzen niederzuwerfen, dann würden sie auch seine Religion gut heißen und vor Allāh das gleiche tun. Hier fordert Allāh (t) den Propheten dazu auf, den Götzendienern vorzuhalten, dass es ihm verboten ist, denen zu dienen, die sie neben Allāh (t) als ebenbürtige Gottheiten anrufen und ihren Gelüsten zu folgen. Denn sie rufen ihre Götzen aus ihren eigenen Wunschvorstellungen heraus an, nicht aus Wissen und Wahrheit. Und falls er ihren Wunschvorstellungen folgte, würde er irregeleitet, anstatt rechtgeleitet zu werden. Das Verbot bezieht sich auf alles und auf jeden, der neben Allāh (t) angerufen oder ernannt wird. Die Angelegenheit liegt nicht zwischen dem Propheten (a.s.s.) und den Götzendienern, sondern zwischen ihnen und Allāh (t). Der Prophet soll nur vor Sünde warnen und die frohe Botschaft des Heils verkünden. (ÜB) (vgl. dazu 8:32; 13:6; 16:1; 22:47-48 und die Anmerkung dazu). 6:59 - Der Glaube an das Verborgene ist Pflicht für die Gläubigen. Die Offenbarung jeder Botschaft gilt als Teil des Verborgenen, das Allāh (t) allein kennt, und so sind bei Ihm auch die Schlüssel - d.h. die Wege - dazu. Zum Schluss des Verses sind Beispiele für die Menschen angegeben, damit jeder begreifen kann, dass Allāh über jeden Zustand in Seiner Schöpfung informiert ist, auch dann, wenn es um winzige und gewöhnliche Erscheinungsformen geht, wie der Fall mit dem Blatt oder mit dem Körnchen (vgl. dazu 2:1-5; 2:285; 6:37-38; 57:22-24; 72:26- 27).

Und Er ist es, Der eure Seelen in der Nacht abruft und weiß, was ihr am Tage begeht, an dem Er euch dann wieder erweckt, auf dass die vorbestimmte Frist erfüllt werde. Zu Ihm werdet ihr dann (schließlich) heimkehren; dann wird Er euch verkünden, was ihr getan habt. (6:60) Und Er ist es, der alle Macht über seine Diener hat, und Er sendet über euch Wächter, bis endlich, wenn der Tod an einen von euch herantritt, Unsere Boten seine Seele dahinnehmen; und sie sind darin nicht nachlässig. (6:61) Dann werden sie zu Allāh, ihrem Herrn, zurückgebracht. Wahrlich, Sein ist das Urteil, und Er ist der Schnellste im Abrechnen. (6:62) 6:60-62 - Allāh (t) offenbart ferner in diesen drei Versen Beispiele aus dem Verborgenen, über das in 6:59 die Rede ist. Der Zustand des Menschen im Schlaf wird mit dem Tod verglichen und stellt ein vorübergehendes Ableben dar, während dessen Allāhs Engel in unserer kurzen Abwesenheit wachen und uns schützen (vgl. dazu 39:42; 78:9 11).

Sprich: ”Wer errettet euch aus den Fährnissen zu Lande und Meer, wenn ihr Ihn in Demut anruft und insgeheim (denkt): »Wenn Er uns hieraus errettet, werden wir wahrlich dankbar sein.«“ (6:63) Sprich: ”Allāh errettet euch daraus und aus aller Drangsal; dennoch stellt ihr Ihm Götter zur Seite.“ (6:64) Sprich: ”Er hat die Macht, euch ein Strafgericht zu senden aus der Höhe oder (aus der Tiefe) unter euren Füßen, oder euch in verschiedene Parteien zersplittern und die einen der anderen Gewalttat kosten zu lassen.“ Schau, wie mannigfach Wir die Zeichen dartun, auf dass sie (sie) verstehen mögen. (6:65) 6:65 - Die Argumente in den vorangegangenen Versen werden hier fortgesetzt. Wenn den Menschen ein Unheil trifft, so hat ihn etwas aus dem Verborgenen getroffen. Es gibt dann keine Zuflucht vor Allāh außer der Zuflucht zu Ihm Selbst, wie unser Prophet (a.s.s.) dies ausgedrückt hat. Dennoch verehren manche Menschen falsche Gottheiten. Zu den Strafgerichten aus der Höhe zählen z.B. Orkane, und zu denjenigen aus der Tiefe zählen z.B. Erdbeben und Erdrutsche. Ibn ‘Abbās (r) deutet das Strafgericht aus der Höhe mit dem Leiden eines Volkes unter einem tyrannischen Herrscher, und das Strafgericht aus der Tiefe mit dem Unheil, das einen Herrscher durch seine Untergebenen zugefügt wird (vgl. dazu 6:46; 10:21-23 und die Anmerkung dazu).

Und deine Leute haben es für eine Lüge gehalten, obwohl es die Wahrheit ist. Sprich: ”Ich bin nicht euer Wächter.“ (6:66) Jede Weissagung hat ihre festgesetzte Zeit, und bald werdet ihr es erfahren. (6:67) Wenn du jene siehst, die über Unsere Zeichen töricht reden, dann wende dich ab von ihnen, bis sie zu einem anderen Gespräch übergehen. Und sollte dich Satan (dies) vergessen lassen, dann sitze nach dem Wiedererinnern nicht mit den Ungerechten (beisammen). (6:68) Den Gottesfürchtigen obliegt nicht die Verantwortung für jene, sondern nur das Ermahnen, auf dass jene gottesfürchtig werden mögen. (6:69) 6:66-69 - Allāh (t) befiehlt Seinem Gesandten, sich von seinem Volk zu distanzieren, mit dem Hinweis darauf, dass er nicht ihr Vormund und nicht bevollmächtigt ist, ihre Herzen rechtzuleiten; das gehört nicht zu den Aufgaben eines Propheten. Der Prophet kann die Menschen nicht zwingen, seine Botschaft anzunehmen, oder bestrafen, venn sie es nicht tun. Jede Prophezeiung, von der der Qur’ān spricht, wird mit Sicherheit zu einer bestimmten Zeit eintreten, wobei die Wahrheit von der Lüge deutlich zu unterscheiden sein wird. In 6:68 geht es um die Zeit in Makka, als das Wirken des Propheten (a.s.s.) nur auf das Aufrufen zu Allāh (t) begrenzt und ihm der Kampf noch nicht auferlegt war. Der Prophet wurde hiermit aufgefordert, die Gesellschaften der Götzendiener zu velassen, sobald er feststellte, dass sie Allāhs Zeichen verspotteten oder respektlos davon sprachen. Dieser Auftrag ist an die Muslime bis heute gerichtet. Den Gottesfürchtigen wird eine ähnliche Aufgabe wie die der Propheten auferlegt, nämlich das Ermahnen. (ÜB) (vgl. dazu 4:140).

Und verlasst jene, die mit ihrem Glauben ein Spiel treiben und ihn als Zerstreuung betrachten, und die vom irdischen Leben betört sind. Und ermahne sie hiermit, auf dass nicht eine Seele durch das ins Verderben stürzt, was sie begangen hat. Keinen Helfer noch Fürsprecher soll sie haben außer Allāh; auch wenn sie jegliches Lösegeld bietet, wird es von ihr nicht angenommen. Das sind diejenigen, die für ihre eigenen Taten dem Verderben preisgegeben werden. Ein Trunk siedenden Wassers wird ihr Anteil sein sowie eine schmerzliche Strafe, weil sie ungläubig waren. (6:70) 6:70 - In diesem Vers liegt eine Erläuterung vor für das Gesagte in 6:68. Die Rede hier ist an den Propheten und mit ihm die Muslime allesamt gerichtet (vgl. 22:19-22 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Sollen wir statt Allāh das anrufen, was uns weder nützt noch schadet, und sollen wir auf unseren Fersen umkehren, nachdem Allāh uns den Weg gewiesen hat, gleich einem, den die Satane verwirrt im Land herumgängeln? (Jedoch) er hat Gefährten, die ihn zum rechten Weg rufen: »Komm zu uns!«“ Sprich: ”Allāhs Führung ist die eigentliche Führung, und uns ist befohlen worden, dass wir uns dem Herrn der Welten ergeben sollen.“ (6:71) Und (uns ist befohlen worden): ”Verrichtet das Gebet und fürchtet Ihn, und Er ist es, vor Dem ihr versammelt werdet.“ (6:72) Er ist es, Der in Wahrheit die Himmel und die Erde erschuf; und am Tage, da Er spricht: ”Sei!“ wird es so sein. Sein Wort ist die Wahrheit, und Sein ist das Reich an dem Tage, da in den Ṣūr gestoßen wird. Er kennt das Verborgene und das Offenkundige; und Er ist der Allweise, Der am besten unterrichtet ist. (6:73) 6:71-73 - Immer wieder taucht das Wort "Sprich" in dieser Sura auf; denn es soll betont werden, dass Allāh (t) allein die Befehlsgewalt zusteht, und dass der Prophet (a.s.s.) auf Geheiß seines Herrn warnen und verkünden soll. Dass Allāh (t) hier als "Herr der Welten" bezeichnet wird, hat seinen Grund. Es soll damit die unausweichliche Realität festgestellt werden, dass alles, was in diesen Welten existiert, sich den Gesetzen Allāhs hingibt. Das Gebet ist der am deutlichsten sichtbare Ausdruck der Hingabe an Allāh (t). Gottesfurcht ist die bedeutendste Eigenschaft des Herzens in einer Person, die sich Allāh (t) hingegeben hat. So wie Allāh (t) Himmel und Erde in Wahrheit erschaffen hat, so wird Er auch in Wahrheit die Menschheit auferwecken und zur Rechenschaft ziehen. Ihm allein gehört die Herrschaft am Tag des Jüngsten Gerichts. (ÜB) (vgl. 13:8f., 14:19; 27:87-90 und die Anmerkung dazu).

Und als Abraham zu seinem Vater Āzar sagte: ”Nimmst du Götzen zu Göttern? Ich sehe dich und dein Volk in einem offenbaren Irrtum“ (6:74), da zeigten Wir Abraham das Reich der Himmel und der Erde, auf dass er zu den Festen im Glauben zählen möge. (6:75) Als ihn nun die Nacht überschattete, da erblickte er einen Stern. Er sagte: ”Das ist mein Herr.“ Doch da er unterging, sagte er: ”Ich liebe nicht die Untergehenden.“ (6:76) Als er den Mond sah, wie er sein Licht ausbreitete, da sagte er: ”Das ist mein Herr.“ Doch da er unterging, sagte er: ”Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich gewiss unter den Verirrten sein.“ (6:77) Als er die Sonne sah, wie sie ihr Licht ausbreitete, da sagte er: ”Das ist mein Herr, das ist noch größer.“ Da sie aber unterging, sagte er: ”O mein Volk, ich habe nichts mit dem zu tun, was ihr (Allāh) zur Seite stellt. (6:78) Seht, ich habe mein Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde erschuf, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.“ (6:79) 6:74-79 - Der Prophet Abraham (a.s.) wurde im Jahre 2160 vZtw. geboren und starb 1985 vZtw. Er begann seine Wirkung in seinem Heimatort Ur im Irak. Abraham (a.s.), war der erste Gesandte, der eine Schrift erhielt, wie in 87:19 erwähnt ist. Āzar, der nur einmal namentlich im Qur’ān erwähnt wird, gehörte zu einer heidnischen Religion, die Bild und Naturphänomäne verehrte. Sonne und Mond bildeten dabei die Hauptgottheiten. Im beschilderten Stadium Abrahams liegt ein Musterbeispiel eines gesunden Nachdenkens für jeden Menschen. (vgl. 14:38-41; 19:41-45 und die Anmerkung dazu; für ausführliche Information über Abraham [a.s.] vgl. den Titel: "Allāhs Friede auf Ibrāhīm", Islamische Bibliothek) (vgl. ferner 21:51-56; 26:69-77 und die Anmerkung dazu).

Und sein Volk stritt mit ihm. Da sagte er: ”Streitet ihr mit mir über Allāh, da Er mich schon rechtgeleitet hat? Und ich fürchte nicht das, was ihr Ihm zur Seite stellt, sondern nur das, was mein Herr will. Mein Herr umfasst alle Dinge mit Wissen. Wollt ihr euch denn nicht ermahnen lassen? (6:80) Und wie sollte ich das fürchten, was ihr (Allāh) zur Seite stellt, wenn ihr nicht fürchtet, Allāh etwas zur Seite zu stellen, wozu Er euch keine Vollmacht niedersandte?“ Welche der beiden Parteien hat also ein größeres Anrecht auf Sicherheit, wenn ihr es wissen würdet? (6:81) Die da glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeiten vermengen - sie sind es, die Sicherheit haben und die rechtgeleitet werden. (6:82) Dies ist unsere Beweisführung, die Wir Abraham seinem Volk gegenüber gaben. Wir erheben im Rang, wen Wir wollen. Wahrlich, dein Herr ist Allweise, Allwissend. (6:83) 6:80-83 - Hier fordert Abraham sein Volk auf, sich auf die Wahrheit zurückzubesinnen (vgl. oben 6:74-79; 21:51-56; 26:69-77 und die Anmerkung dazu).

Und Wir schenkten ihm Isaak und Jakob; jeden leiteten Wir recht, wie Wir vordem Noah rechtgeleitet hatten und von seinen Nachkommen David, Salomo, Hiob, Yūsuf, Moses und Aaron. So belohnen Wir diejenigen, die Gutes tun. (6:84) Und (Wir leiteten) Zacharias, Johannes, Jesus und Elias; sie alle gehörten zu den Rechtschaffenen. (6:85) Und (Wir leiteten) Ismael, Elisa, Jonas und Lot; und jeden (von ihnen) zeichneten Wir unter den Völkern aus (6:86); ebenso manche von ihren Vätern und ihren Nachkommen und ihren Brüdern: Wir erwählten sie und leiteten sie auf den geraden Weg. (6:87) Das ist die Rechtleitung Allāhs; damit leitet Er von Seinen Dienern, wen Er will. Hätten sie aber (etwas) anderes angebetet, wahrlich, all ihr Tun wäre für sie fruchtlos geblieben. (6:88) Diese sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum. Wenn diese das aber leugnen, so vertrauen Wir es einem Volk an, das es nicht leugnet. (6:89) Das sind jene, die Allāh rechtgeleitet hat: so folge ihrer Rechtleitung. Sprich: ”Ich verlange von euch dafür keinen Lohn. Es ist ja nichts anderes als eine Ermahnung für die Welten.“ (6:90) 6:84-85 - In den folgenden Versen werden außer Noah und Abraham siebzehn Propheten und Gesandte namentlich erwähnt, und es wird auf die anderen "von ihren Vorvätern, Nachkommen und Brüdern" hingewiesen. Mit dem Schlusswort hinter jeder Namenfolge wird noch einmal das gute Handeln dieser edlen Schar, ihre Auserwählung von Allāh (t) und Seine Rechtleitung unterstrichen. (ÜB) (vgl. 6:74-79; 16:120-123 und die Anmerkung dazu). 6:86-88 - Der biblische Prophet EIisa (Elisha‘), wird im Qur’ān zweimal (vgl. Sura 38:48) erwähnt; an beiden Stellen unmittelbar nach Ismael. Elisa als Sohn Saphats bezeichnet wird, nennen die muslimischen Qur’ān-Kommentatoren und Historiker doch seinen Vater Uḫṭub. Elisas erste Begegnung mit Ilyās (Elia) wird folgendermassen erzählt: Ilyās kam einst ins Haus einer alten, armen Israelitin, der Witwe Uḫṭubs, die einen jungen, aber gelähmten Sohn namens Alisa‘ hatte. Diesen heilte Ilyās durch sein Gebet, und seitdem begleitete ihn Alisa‘ auf all seinen Sendungen. Manche muslimische Schriftsteller setzen Alisa‘ mit dem Propheten gleich. Alisa‘ war der Nachfolger des Ilyās als Prophet; auch besaß er die Bundeslade, die nach muslimischer Auffassung von einem Propheten auf den andern überging. Nachdem er den Israeliten Allāhs Einheit gepredigt, bat er Allāh, ihn von dieser Welt fortzunehmen und ihn wieder mit Ilyās zu vereinigen. Ersterer Wunsch fand Erfüllung; er starb, den Ḏ-l-Kifl als Nachfolger hinterlassend. Die muslimischen Schriftsteller versetzen Alisa‘ in eine viel frühere Zeit, als der biblische Bericht ihm zuweist, nämlich lange vor König Saul (arab.: Ṭālut). (HdI) (vgl. 21:85-86 und die Anmerkung dazu). 6:89-90 - Mit den Worten "... so vertrauen Wir es einem Volk an, das es nicht leugnet" sind insbesondere die "Almuhāǧirūn" (die Auswanderer aus Makka), die "Al-Anṣār" (die Helfer von Al-Madīna) und die Gefährten des Propheten Muḥammad im Allgemeinen, gemeint (vgl. dazu 3: 37-41; 7: 80-84).

Sie haben Allāh nicht richtig nach Seinem Wert eingeschätzt, wenn sie sagen: ”Allāh hat keinem Menschen irgendetwas herabgesandt.“ Sprich: ”Wer sandte das Buch nieder, das Moses als ein Licht und eine Führung für die Menschen brachte - ihr macht es zu Papyrusblättern, die ihr kundtut, während ihr viel verbergt, und wo euch das gelehrt worden ist, was weder ihr noch eure Väter wussten?“ Sprich: ”Allāh!“ Dann lass sie sich weiter vergnügen an ihrem eitlen Geschwätz. (6:91) Und dies ist ein Buch, das Wir segensreich hinabsandten als Bestätigung dessen, was vor ihm war, auf dass du die Mutter der Städte (Makka) und die rings um sie (Wohnenden) warnen mögest. Diejenigen, die an das Jenseits glauben, glauben daran, und sie halten ihre Gebete regelmäßig ein. (6:92) 6:91-92 - Makka wurde Mutter der Städte genannt, weil sich dort das Haus Allāhs, die Al-Ka‘ba befindet, das erste Haus, das für die Menschen erbaut wurde (vgl. 3:96; ferner 3:3; 4:149; 5:47, 49; 6:155; 28:43 und die Anmerkung dazu).

Wer ist ungerechter als derjenige, der eine Lüge gegen Allāh erdichtet oder sagt: ”Mir wurde offenbart“, während ihm doch nichts offenbart worden war, und der da sagt: ”Ich werde dergleichen hinabsenden, was Allāh herabgesandt hat.“? Aber könntest du die Frevler nur in des Todes Schlünden sehen, wenn die Engel ihre Hände ausstrecken: ”Liefert eure Seelen aus! Heute sei euer Lohn die Strafe der Schande als Vergeltung für das, was ihr an Falschem gegen Allāh gesprochen habt, und weil ihr euch hochmütig von Seinen Zeichen abgewendet habt.“ (6:93) Und nun kommt ihr einzeln zu Uns, wie Wir euch zuerst erschufen, und habt, was Wir euch bescherten, hinter euch gelassen, und Wir sehen bei euch nicht eure Fürsprecher, von denen ihr wähntet, sie seien Teilhaber an euren Sachen. Nun seid ihr voneinander abgeschnitten und das, was ihr wähntet, ist euch dahingeschwunden. (6:94) 6:93-94 - Ibn ‘Abbās (r) berichtete: ”Dieser Vers wurde offenbart als Musailima, der Lügner, und zwei andere Personen behaupteten, sie seien Propheten.“ Am Tag des Jüngsten Gerichts spricht Allāh (t) die Frevler an, und zwar einzeln und nackt wie Er sie anfangs bei der Geburt erschuf. Dies drückt die Hilflosigkeit und die Machtlosigkeit des Menschen aus. Das heißt mit anderen Worten: ihr kommt einzeln nacheinander, aber auch allein ohne gleichgestellte Gottheiten und Götzen, ohne Verwandte und Geschwister, ohne Helfer und Beschützer, beraubt aller Dienerschaft, Gelder und Güter. Allen Besitz, alle Zierde, Kinder, Vergnügungen des Lebens, Ansehen und Macht habt ihr zurückgelassen, nichts von alldem könnt ihr mitnehmen. (ÜB) (vgl. dazu 6:22; 10:3, 45; 18:47-49; 32:7-9; 39:3 und die Anmerkungen dazu).

Wahrlich, Allāh ist es, Der das Korn und die Kerne keimen lässt. Er bringt das Lebendige aus dem Toten hervor, und Er bringt das Tote aus dem Lebendigen hervor. Das ist Allāh; warum lasst ihr euch dann (von Ihm) abwenden? (6:95) Er lässt den Tag anbrechen; und Er macht die Nacht zur Ruhe und Sonne und Mond zur Berechnung (von Tag und Nacht). Das ist die Anordnung des Allmächtigen, des Allwissenden. (6:96) Und Er ist es, Der die Sterne für euch erschaffen hat, auf dass ihr durch sie den Weg in den Finsternissen zu Land und Meer finden mögt. Und so haben Wir bis ins einzelne die Zeichen für die Menschen, die Wissen haben, dargelegt. (6:97) 6:95-97 - Der Vers berührt das Wunder der Schöpfung und beschreibt zum Teil die Entstehung des Lebens aus der toten Materie. Allāh (t) spricht nur: "Sei!" und es ist. (16:40) (vgl. 6:99; 10:31- 33; 18:19-20; 113:1 und die Anmerkung dazu).

Er ist es, Der euch aus einem einzigen Wesen hervorbrachte, alsdann für euch eine Bleibe (im Mutterleib) und einen Aufbewahrungsort (im Grab bestimmte). Wir haben die Zeichen für Leute dargelegt, die es begreifen. (6:98) Und Er ist es, Der aus dem Himmel Wasser niedersendet; damit bringen Wir alle Arten von Pflanzen hervor; mit diesen bringen Wir dann Grünes hervor, woraus Wir Korn in Reihen sprießen lassen; und aus der Dattelpalme, aus ihren Blütendolden, (sprießen) niederhängende Datteltrauben, und Gärten mit Beeren, und Oliven- und Granatapfel-(Bäume) - einander ähnlich und nicht ähnlich. Betrachtet ihre Frucht, wenn sie Früchte tragen, und ihr Reifen. Wahrlich, hierin sind Zeichen für Leute, die glauben. (6:99) 6:98-99 - Hier handelt es sich um weitere Variante der Schöpfung. Wenn die Früchte einander ähnlich sind, so sind sie nicht ähnlich im Geschmack und im biologischen Wert für die Menschen. Der Glaube öffnet beim Menschen das Herz und schärft seinen Blick zum Fenster der Schöpfung (vgl. dazu 4:1; 11:6; 21: 30).

Und doch haben sie die Ǧinn zu Allāhs Teilhabern gemacht, obwohl Er sie erschaffen hat; und sie dichten Ihm ohne alles Wissen fälschlicherweise Söhne und Töchter an. Gepriesen sei Er und Erhaben über das, was sie (Ihm) zuschreiben. (6:100) 6:100 - Die Ǧinn sind aus Feuer erschaffene Lebewesen, die - wie der Mensch - Denkfähigkeit und Entscheidungsfreiheit haben; sie sind mit den Menschen die Erdbewohner (vgl. dazu 6:112, 128, 130; 7:38, 179; 17:88; 18:50; 23:91-92; 27:17, 39; 34:12, 14, 41; 15:26-27; 41:25, 29; 46:18, 29; 51:56; 55:33; 72:1, 5-6 und die Anmerkung dazu). Der Qur’ān nimmt hier Bezug auf die Geisteshaltung derer, die den Ǧinn göttliche Eigenschaften zuschreiben. (vgl. ferner 9:30-31; 17:42-43 und die Anmerkung dazu).

Schöpfer der Himmel und der Erde! Wie sollte Er einen Sohn haben, wo Er keine Gefährtin hat und wo Er alles erschuf und alle Dinge kennt? (6:101) 6:101 - Hier ist die Fortsetzung für den Versinhalt in 6:100. Ferner eine Vorhaltung an die Juden und Christen, die unserem Schöpfer Söhne zuschreiben (9:30).

Er ist Allāh, euer Herr. Es ist kein Gott außer Ihm, dem Schöpfer aller Dinge; so betet Ihn an. Und Er ist der Hüter aller Dinge. (6:102) Blicke können Ihn nicht erreichen, Er aber erreicht die Blicke. Und Er ist der Allgütige, der Allkundige. (6:103) 6:102-103 - Abū Ǧa‘far Aṭ-Ṭabaryy sagt: Die Ausleger sind uneins über die Deutung von Allāhs Wort "Blicke können Ihn nicht erreichen, Er aber erreicht die Blicke". Einige Ausleger behaupten, der Sinn sei folgender: Die Sehkraft des Menschen erfasst Ihn nicht, wird aber von Ihm erfasst. Von ‘Ā’iša (r), Gattin des Propheten (a.s.s.), wurde überliefert: "Wenn dir jemand berichtet, dass der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, seinen Herrn gesehen habe, so lügt er. Lauten doch Allāhs Worte: >Die Sehkraft erreicht Ihn nicht, wird aber von Ihm erreicht< sowie: >Und es steht keinem Menschen an, dass Allāh mit ihm spricht, es sei denn mittelbar durch Eingebung oder hinter einem Vorhang<" (42:51). Dagegen hat Muḥammad (a.s.s.) Gabriel zweimal in seiner wahren Gestalt gesehen. (Tab, Gät) (Für die göttlichen Attribute vgl. den Titel: "Und Allāhs sind die Schönsten Namen", Islamische Bibliothek).

”Wahrlich, sichtbare Beweise sind nunmehr von eurem Herrn zu euch gekommen; wenn einer also sieht, so ist es zu seinem eigenen Besten; und wenn einer blind wird, so ist es zu seinem eigenen Schaden. Und ich bin nicht euer Wächter.“ (6:104) Und so legen Wir die Zeichen vielgestaltig dar, damit sie sagen: ”Du hast geforscht“, und damit Wir sie für die Leute, die Wissen haben, klar machen. (6:105) 6:104-105 - Die Pflicht unseres Propheten (a.s.s.) bestand nicht darin, die Augen der Menschen gewaltsam zu öffnen. "Du hast geforscht" heißt: Du hast deine Sache gut studiert und bist keineswegs ein Prophet Allāhs. Der Vers bezieht sich auf den Vorwurf gegen den Propheten (a.s.s.), er habe seine Botschaft aus jüdischen und christlichen Quellen genommen und als Offenbarung ausgegeben. Dieser Vorwurf wird bis heute gemacht. In von Orientalisten verfassten Biographien des Propheten wird dieser Punkt immer wieder betont. (ÜB)

Folge dem, was dir von deinem Herrn offenbart wurde - es ist kein Gott außer Ihm - und wende dich von den Götzendienern ab. (6:106) Und hätte Allāh es gewollt, hätten sie (Ihm) keine Götter zur Seite gesetzt. Wir haben dich weder zu ihrem Hüter gemacht, noch bist du ihr Wächter. (6:107) 6:106-107 - "... es ist kein Gott außer Ihm" bildet den Kernsatz der Einheitlehre des Schöpfers (At-Tauḥīd). Allāh (t) hat den beiden Erdbewohnern (Ǧinn und Menschen) die freie Wahl für den Glauben an Ihn durch Denkfähigkeit und Entscheidungsfreiheit gegeben (vgl. oben 6:100 und die Anmerkung dazu).

Und schmäht die nicht, welche sie statt Allāh anrufen, sonst würden sie aus Groll ohne Wissen Allāh schmähen. Also lassen Wir jedem Volk sein Tun als wohlgefällig erscheinen. Dann aber werden sie zu ihrem Herrn heimkehren; und Er wird ihnen verkünden, was sie getan haben. (6:108) 6:108 - Dem Muslim liegt in diesem Vers ein Gebot vor. Von ihm wird erwartet, dass er sich von jeder Art Konfrontation mit dem Unglauben distanziert - auch von der Herabwürdigung der falschen Götter, damit er dadurch die Erhabenheit Allāhs nicht verletzen lässt, und die Gemüter des Gegners erhitzt. Im Dialog mit den Schriftbesitzern, u.a. Juden und Christen, sowie mit Götzendienern soll der Muslim voller Hoffnung sein, dass diese sich durch gütige Rede und Sachlichkeit des rechten Wegs rechtleiten lassen (vgl. dazu 29:46).

Und sie haben bei Allāh hoch und heilig geschworen, wenn zu ihnen nur ein Zeichen käme, würden sie sicherlich daran glauben. Sprich: ”Über die Zeichen verfügt Allāh. Und was gibt euch die Sicherheit, dass sie glauben, wenn sie (die Zeichen) kommen?“ (6:109) Und Wir werden ihre Herzen und ihre Augen verwirren, weil sie ja auch das erste Mal nicht daran glaubten, und Wir lassen sie sodann in ihrer Widerspenstigkeit verblendet irregehen. (6:110) 6:109-110 - "Zeichen" wird oft für das Beglaubigungswunder benutzt, das nichts anderes als ein Eingriff in die Gesetzmäßigkeit der Schöpfung verstanden wird (vgl. dazu 2:15; 13:31; 15:90; 17:59; 20:133-135 und die Anmerkung dazu).

Und sendeten Wir auch Engel zu ihnen herab, und sprächen die Toten zu ihnen, und versammelten Wir alle Dinge ihnen gegenüber, sie würden doch nicht glauben, es sei denn, Allāh wollte es. Jedoch die meisten von ihnen sind unwissend. (6:111) 6:111 - Der Weg zum Glauben bleibt ihnen deshalb verschlossen, weil sie die Wahrheit ablehnen. Es liegt selbstverständlich in Allāhs Macht, dass Er sie allesamt gläubig macht. Dies widerspräche jedoch dem Grundsatz in 6:106-107 (vgl. ferner 13:7, 31 und die Anmerkung dazu).

Und so hatten Wir für jeden Propheten Feinde bestimmt: die Satane (aus den Reihen) der Menschen und der Ǧinn. Sie geben einander zum Trug prunkende Rede ein - und hätte es dein Herr gewollt, hätten sie es nicht getan; so überlass sie sich selbst mit dem, was sie erdichten. (6:112) Und damit die Herzen derer, die nicht an das Jenseits glauben, sich demselben zuneigen und an diesem Gefallen finden und (fortfahren) mögen zu verdienen, was sie sich nun erwerben. (6:113) 6:112-113 - vgl. oben 6:100 und die Anmerkung dazu. Allāh (t) lässt diese Feindschaft zu, obwohl Er imstande ist, dies zu hindern oder zu verändern. Dies demonstriert die Allmacht Allāhs und ruft keinen Schaden für den standhaften Propheten und seinen Anhängern hervor. Der Prophet (a.s.s.) wurde gefragt: ”Gibt es Satane unter den Menschen?“ Er antwortete: ”Ja, und sie sind schlimmer als die der Ǧinn.“ Die Neigung des Herzens zu Gottlosigkeit heißt, dass die Ungläubigen sich gegenseitig mit schönen Worten verführen und betrügen. Es entsteht bei denen, die ohnehin nicht an das Jenseits glauben, eine Zufriedenheit, da dieses Gerede ihren Wünschen entspricht. Da sie sich keine Mühe machen, das Gesagte auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu hinterfragen, begehren sie durch ihre falsche Auslegung Sünden über Sünden. Wer keinen Glauben an das zukünftige Schicksal des Menschen hat, hört vielleicht auf die Verlockungen des Bösen und wird davon eingenommen. Lass ihn, wenn es ihm gefällt! Er mag sehen, was er dabei gewinnt! Sein Gewinn wird ebenso trügerisch sein wie sein Gefallen daran; denn das Ende des Bösen ist böse. (ÜB) (vgl. 2:14; 22:52-54; 25:30-31 und die Anmerkung dazu).

”Soll ich denn einen anderen Richter suchen als Allāh - und Er ist es, Der euch das Buch klar gemacht und herabgesandt hat?“ Und jene, denen Wir das Buch gegeben haben, wissen, dass es von deinem Herrn mit der Wahrheit herabgesandt wurde, deshalb solltest du nicht unter den Bestreitern sein. (6:114) Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollendet worden. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende, der Allwissende. (6:115) 6:114-115 - Der Prophet (a.s.s.) soll hier die Frage stellen und darauf die Antwort geben. Allāh (t) hat dieses Buch offenbart und für die Menschen in Wahrheit und Gerechtigkeit als göttliche Gesetzgebung vollendet (vgl. 2:146 und die Anmerkung dazu).

Und wenn du den meisten derer auf der Erde gehorchst, werden sie dich von Allāhs Weg irreführen. Sie folgen nur Vermutungen, und sie raten nur. (6:116) Wahrlich, dein Herr kennt die am besten, die von Seinem Weg abirren; und Er kennt die Rechtgeleiteten am besten. (6:117) 6:116-117 - Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und jeder Muslim nach ihm wird mit diesem Vers angesprochen (vgl. ferner unten 6:118-119).

So esst das, worüber Allāhs Name ausgesprochen wurde, wenn ihr an Seine Zeichen glaubt. (6:118) Warum solltet ihr denn nicht von dem essen, worüber Allāhs Name gesprochen wurde, wo Er euch bereits erklärt hat, was Er euch verboten hat - das ausgenommen, wozu ihr gezwungen werdet? Und gewiss, viele führen mit ihren Gelüsten durch Mangel an Wissen zum Irrweg. Wahrlich, dein Herr kennt die Übertreter am besten. (6:119) 6:118-119 - Zu den Merkmalen des Gehorsams in 6:116 gehört die Befolgung der göttlichen Vorschriften und Gebote. Das Ziel dieses Verses und der folgenden ist nicht, wie es zunächst den Anschein haben mag, eine Wiederholung der bereits behandelten Speisegesetze, sondern eher eine Erinnerung daran, dass die Beachtung solcher Gesetze nicht zum Selbstzweck oder zum Ritual gemacht werden darf (ÜB) (vgl. 5:4 und die Anmerkung dazu) (vgl. ferner zu diesem Thema den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein", Islamische Bibliothek).

Und meidet die offenkundige und die geheime Sünde. Jene, die Sünde erwerben, werden den Lohn für ihren Erwerb empfangen. (6:120) 6:120 - Dieses Gebot ist mit dem oben erwähnten Vers 6:118 verknüpft. Die offenkundige Sünde ist die, die man in der Öffentlichkeit begeht; die geheime Sünde hingegen ist die, die man in Abgeschiedenheit begeht.

Und esst nicht von dem, worüber Allāhs Name nicht gesprochen wurde; denn wahrlich, das ist Frevel. Und gewiss werden die Satane ihren Freunden eingeben, mit euch zu streiten. Und wenn ihr ihnen gehorcht, so werdet ihr Götzendiener sein. (6:121) 6:121 - In diesem Vers wird das Gebot in 6:118 wiederholt und begründet mit Zusatz "... denn wahrlich, das ist Frevel" (vgl. zu diesem Thema den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein", Islamische Bibliothek) (vgl. ferner 6:118-119; 22:30-31; 16:114-117 und die Anmerkung dazu).

Kann wohl einer, der tot war und dem Wir Leben gaben und für den Wir ein Licht machten, um damit unter den Menschen zu wandeln, dem gleich sein, der in Finsternissen ist und nicht daraus hervorzugehen vermag? Und so wurde den Ungläubigen schön gemacht, was sie zu tun pflegten. (6:122) 6:122 - Hier ist die Rede von den Folgen, die auf Grund der Befolgung und Nicht-Befolgung der Gebote (vgl. oben 6:118ff.) entstehen können. Glaube erzeugt Licht und Unglaube Finsternisse, d.h. Phasen des Lebens und des Todes.

Und so haben Wir es in jeder Stadt mit den Großen ihrer Sünder gemacht: damit sie darin Ränke schmieden. Und sie schmieden nur Ränke gegen sich selbst, ohne dass sie es merken. (6:123) Und wenn ein Zeichen zu ihnen kommt, sagen sie: ”Wir werden nicht eher glauben, als bis wir dasselbe erhalten, was die Gesandten Allāhs erhalten haben.“ Allāh weiß am besten, wem Er Seine Botschaft anvertraut. Wahrlich, Erniedrigung vor Allāh und eine strenge Strafe wird die Sünder für ihre Ränke treffen. (6:124) 6:123-124 - Al-Walīd Ibn Al-Muġīra war einer der Vornehmen seines Volkes; er sagte zum Propheten Muḥammad (a.s.s.): ”Wenn das Prophetentum wahr wäre, dann stände es mir eher zu als dir; denn ich bin älter und wohlhabender als du.“ Genauso war es mit Abū Ǧahl, einer der großen Persönlichkeiten seines Volkes in Makka, indem er sagte: ”Bei Allāh, wir werden ihn (Muḥammad) nicht akzeptieren und ihm nicht folgen, bis wir eine ebensolche Offenbarung erhalten wie er.“ Wer von den Großen des Volkes aus Neid nach Ruhm und Glanz und nach Würde des Prophetentums strebt, der erhält von Allāh Erniedrigung und strenge Strafe.

Wen Allāh aber rechtleiten will, dem weitet Er die Brust für den Islam; und wen Er in die Irre gehen lassen will, dem macht Er die Brust eng und bedrückt, wie wenn er in den Himmel emporsteigen würde. So verhängt Allāh die Strafe über jene, die nicht glauben. (6:125) 6:125 - "Wen Allāh aber rechtleiten will": wenn Allāh einem Sein Wohlwollen verleihen will. Allāh will Sein Wohlwollen nur dem verleihen, der dessen würdig ist. Weitet Er ihm die Brust für den Islam: verleiht Er ihm Sein Wohlwollen, so dass er Sehnsucht nach dem Islam empfindet, seine Seele sich darin heimisch fühlt und er den Beitritt zum Islam wünscht. "... und wen Er in die Irre gehen lassen will": Wenn Er einen im Stich lassen und ihn in seinem Tun sich selbst überlassen will. Gemeint ist derjenige, welcher des Wohlwollens nicht würdig ist. "... dem macht Er die Brust eng und bedrückt": entzieht Er ihm Sein Wohlwollen, so dass sein Herz sich verhärtet, er sich der Aufnahme der Wahrheit widersetzt und verschließt. Dann findet der Glaube bei ihm keinen Zugang. "... wie wenn er in den Himmel emporsteigen würde": wie wenn er eine unmögliche Sache betreiben würde. Das Hochsteigen in den Himmel ist nämlich ein Gleichnis dafür, was einem unmöglich ist, über die Fähigkeit hinausgeht und das Vermögen übersteigt. (Zam, Gät) (vgl. 10:99-100 und die Anmerkung dazu).

Und dies ist der Weg deines Herrn, ein gerader (Weg). Wahrlich, Wir haben die Zeichen für die Leute dargelegt, die sich ermahnen lassen. (6:126) Ihnen wird ein Haus des Friedens bei ihrem Herrn zuteil sein, und Er ist ihr Beschützer um ihrer Werke willen. (6:127) Und an dem Tage, da Er sie allesamt versammeln wird (spricht Er): ”O ihr Ginn, ihr habt euch viele Menschen verschafft.” Und ihre Freunde unter den Menschen sagen: ”Unser Herr, einige von uns haben von anderen Vorteile genossen, nun aber stehen wir am Ende unserer Frist, die Du uns bestimmtest.” Er spricht: ”Das Feuer sei eure Herberge, darin sollt ihr auf ewig bleiben, es sei denn, dass Allah es anders will.” Wahrlich, dein Herr ist Allweise, Allwissend. (6:128) 6:126-127 - Der Weg deines Herrn ist erkennbar geradlinig für diejenigen, die sich von Allāhs Zeichen ermahnen lassen. Ihr Lohn bei Allāh wird das sichere, ewige Leben in der Wohnstatt des ewigen Friedens sein (vgl. dazu 6:153). 6:128 - Über das Wesen der Ǧinn vgl. 6:100 und die Anmerkung dazu (vgl. ferner 6:112, 130).

Und auf diese Weise lassen Wir die, die Unrecht tun, sich einander zuwenden wegen dessen, was sie zu tun pflegten. (6:129) 6:129 - Der Ausdruck "auf diese Weise", der den Vers einleitet, ist ein Hinweis auf die in 6:128 erwähnte Art und Weise (vgl. dazu 6:112).

”O ihr Ǧinn und Menschen! Sind nicht aus eurer Mitte Gesandte zu euch gekommen, die euch Meine Zeichen berichteten und euch vor dem Eintreffen dieses eures Tages warnten?“ Sie sagen: ”Wir zeugen gegen uns selbst.“ Das irdische Leben hat sie betört, und sie werden gegen sich selbst das Zeugnis ablegen, dass sie Ungläubige waren. (6:130) 6:130 - Über das Wesen der Ǧinn vgl. 6:100 und die Anmerkung dazu. Nach dem Wortlaut eingang des Verses versteht man, dass auch unter den Ǧinn eigene Gesandte berufen worden sind, um ihre Völker zu leiten. D.h., es gibt eine getrennte Reihe von Gesandten unter den Ǧinn und solche - wie wir wissen - unter den Menschen, und zwar bis zur Entsendung des Propheten Muḥammad (a.s.s.), der sowohl an die Ǧinn, als auch an die gesamte Menschheit entsandt worden ist; und er gilt lt. Qur’ān für alle Welten (21:107) als der letzte Gesandte (33:40) (vgl. ferner 6:112, 130; 28:58-59; 46:29ff. und die Anmerkung dazu).

Dies, weil dein Herr nicht ungerechterweise die Städte zerstören wollte, während ihre Bewohner ungewarnt waren. (6:131) Jeder hat Rangstellungen für das, was er geleistet hat; und dein Herr übersieht nicht, was sie tun. (6:132) 6:131-132 - Allāh (t) hat für Sich Selbst die Barmherzigkeit als Pflicht deklariert (6:54, 133). Zu Seiner Barmherzigkeit gehört die Entsendung von Propheten als Warner und Bringer froher Botschaften (vgl. dazu den Begriff der Barmherzigkeit im Titel: "Muḥammad, Prophet der Barmherzigkeit", Islamische Bibliothek). Für die Gläubigen gibt es Rangstufen, eine höher als die andere; für die Satane gibt es Rangstufen, eine tiefer als die andere, entsprechend ihrem aufgespeicherten und registrierten Taten. Es gibt unendlich viele Abstufungen des Guten und Bösen in unseren Taten und Absichten. (ÜB) (vgl. ferner 9:115-116; 10:13-14; 15:4-5; 17:15 und die Anmerkung dazu).

Und dein Herr ist Der, Der auf keinen angewiesen ist, und Dem die Barmherzigkeit zu eigen ist. Wenn Er will, wird Er euch hinwegnehmen und an eurer Stelle folgen lassen, was Ihm beliebt, wie Er euch auch aus der Nachkommenschaft anderer entstehen ließ. (6:133) Wahrlich, was euch versprochen wird, das wird geschehen, und ihr könnt es nicht vereiteln. (6:134) Sprich: ”O Leute, handelt eurem Standpunkt gemäß, (auch) ich werde (entsprechend) handeln. Bald werdet ihr erfahren, wer den endgültigen Lohn der Wohnstatt erhalten wird.“ Siehe, die Ungerechten sind nie erfolgreich. (6:135) 6:133-135 - Ungehorsam der Geschöpfe verursacht bei Allāh keinen Schaden. Auch Gehorsam bringt Ihm keinen Nützen bei. Deshalb ist Er völlig von Seiner Schöpfung unabhängig. Dagegen ist die Existenz Seiner Geschöpfe von Ihm abhängig (vgl. 112:1ff.). Angesprochen in diesen Versen sind sowohl die Generation des Propheten (a.s.s.) als auch jede andere Generation nach ihm. Für alle Generationen gibt es kein Entkommen vor der Allmacht Allāhs auf dieser Erde. Mit den Worten ”O Leute, handelt eurem Standpunkt gemäß ..." handelt es sich um eine Herausforderung. Der Begriff "Wohnstatt" wird im Qur’ān sowohl für das diesseitige als auch für das jenseitige Leben verwendet. Hier handelt es sich speziell um das diesseitige Leben; denn es geht hier um den Ausgang des Kampfes zwischen Glauben und Unglauben. Diese Aussage wird von den Versen 11:121-122; 14:13-14; 21:105 und 24:55 untermauert.

Und sie haben für Allāh einen Anteil an den Feldfrüchten und dem Vieh, das Er wachsen ließ, ausgesetzt, und sie sagen: ”Das ist für Allāh“, wie sie meinen, ”und das ist für unsere Teilhaber (Götzen).“ Aber was für ihre Teilhaber ist, das erreicht Allāh nicht, während das, was für Allāh ist, ihre Teilhaber erreicht. Übel ist das, was sie beurteilen. (6:136) 6:136 - Allāh (t) legt die widersprüchliche Verhaltensweise der Göttzendiener dar. In der Schilderung wird gezeigt, welche Brauchtümer gab es bei den vorislamischen Arabern. Bei ihnen gingen die Anteile an die Tempeldiener, die sich energisch ihre Rechte daran beanspruchten. Ibn ‘Abbās berichtete: ”Sobald die Götzendiener die Ernte eingebündelt hatten, teilten sie davon einen Teil für Allāh (t) und einen Teil für ihre Götter zu. Wenn nun der Wind aus der Richtung des Anteils wehte, den sie ihren Göttern zugeteilt hatten, und etwas hinübertrug zu dem, was für Allāh (t) bestimmt war, legten sie es zurück. Wenn aber der Wind aus der Richtung des Anteils wehte, der Allāh (t) zugeteilt war, und etwas hinübertrug zu dem, was sie ihren Göttern zugeteilt hatten, dann beließen sie es dabei und legten nichts zurück.“ (ÜB) (Über den Begriff Teilhaberschaft vgl. oben 6:22 und die Anmerkung dazu).

Und ebenso haben ihre Teilhaber vielen der Götzenanbeter das Töten ihrer Kinder als wohlgefällig erscheinen lassen, damit sie sie verderben und ihren Glauben verwirren können. Und hätte Allāh Seinen Willen erzwungen, hätten sie das nicht getan; so überlasse sie sich selbst mit dem, was sie erdichten. (6:137) 6:137 - Das oben in 6:136 erwähnte Unrecht, das die Götzendiener ihrem Erhabenen Schöpfer gegenüber begangen haben erstreckt sich in ungeheuerer Weise auf die unschuldigen Kinder. Im Vers ist die Rede von der Kindestötung im Allgemeinen und als ein Ritual für die Götter, das nicht nur bei den heidnischen Arabern, sondern auch bis zu unserer Neuzeit bei manchen Sekten der Fall ist. Die vorislamischen Araber opferten den Göttern ihre Jungen und begruben ihre Mädchen lebendig im Wüstensand aus Furcht vor Armut. Allāh (t) hält ihnen diesen Brauch in 81:8 vor.

Und sie sagten: ”Dieses Vieh und diese Feldfrüchte sind unantastbar; niemand soll davon essen, außer dem, dem wir es erlauben“, wie sie meinten, und es gibt Vieh, dessen Rücken (zum Reiten) verboten ist, und Vieh, über das sie (beim Schlachten) nicht den Namen Allāhs sprechen und so eine Lüge gegen Allāh erfinden. Bald wird Er ihnen vergelten, was sie erdichteten. (6:138) 6:138 - Hier werden weitere Beispiele aus dem Leben der heidnischen Araber in 6:136 dargelegt, indem sie einen Teil des Viehs und der Ernte für "unantastbar" erklärten, um diese ihnen Göttern zu weihen. Außerdem schlachteten sie bewusst Tiere, ohne Allāhs Namen zu erwähnen, um diese als Opfer an ihre Götter zu weihen (vgl. zu diesem Thema den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein", Islamische Bibliothek) (vgl. ferner 5:103; 6:118-119; 22:30-31; 16:114-117 und die Anmerkung dazu).

Und sie sagen: ”Was im Schoße von diesem Vieh ist, das ist ausschließlich unseren Männern vorbehalten und unseren Frauen verboten.“ Wird es aber tot (geboren), dann haben sie (alle) Anteil daran. Er wird ihnen den Lohn für ihre Behauptung geben. Wahrlich, Er ist Allweise, Allwissend. (6:139) 6:139 - Der Vers enthält eine weitere Variante der sinnlosen Brauchtümer der heidnischen Araber (vgl. oben 6:136ff.). Es ging darum, dass alles, was im Schoße von diesem Vieh war, einschließlich Milch und Fötus, ihren Männern vorbehalten war. Brachte das Vieh männliche Jungen zur Welt, so durften nur die Männer von dem Fleisch essen. Frauen hatten davon keinen Anteil. War es ein weibliches Kalb, wurde es zum Gebären am Leben gelassen. Wird es aber tot (geboren), dann haben sie (alle) Anteil daran. (vgl. 5:106, 103 und die Anmerkung dazu).

Den Schaden tragen wahrlich jene, die ihre Kinder aus törichter Unwissenheit töten und das für verboten erklären, was Allāh ihnen gegeben hat und so eine Lüge gegen Allāh erfinden. Sie sind wahrlich in die Irre gegangen, und sie sind nicht rechtgeleitet. (6:140) 6:140 - Der Kindermord von 6:137 wird hier noch einmal in Wechselbeziehung zu den sinnlosen Riten und Brauchtümern der heidnischen Araber gebracht. Mit dem Verlust der Kinder trägt die Gesellschaft selbst den Schaden. Parallel dazu verliert sie die Freude, das Glück, und den Beistand, den die Kinder im späteren Alter den Alten bescheren (vgl. dazu 6:151; 18:46).

Und Er ist es, Der Gärten wachsen lässt, mit Rebspalieren und ohne Rebspaliere, und die Dattelpalme und die Getreidefelder, deren Früchte von verschiedener Art sind, und Olivenund Granatapfel-(Bäume), einander ähnlich und unähnlich. Esst von ihren Früchten, wenn sie Früchte tragen, doch gebt davon am Tage der Ernte (dem Armen) seinen Anteil, und seid (dabei aber) nicht verschwenderisch! Wahrlich, Er liebt diejenigen nicht, die nicht Maßhalten. (6:141) Unter dem Vieh sind Lasttiere und Schlachttiere. Esst von dem, was Allāh euch gegeben hat und folgt nicht den Fußstapfen Satans. Wahrlich, er ist euch ein offenkundiger Feind. (6:142) 6:141-142 - Allāh (t) ist Derjenige, Der mit Seiner Macht diese herrlichen Gärten und Früchte ins Leben ruft. Die Abgabe aus der Ernte ist eine Zakāh und gleich eine Verpflichtung der Gläubigen, damit Arme und Bedürftige ihren Anteil daran erhalten. Somit wird derartige Abgabe nicht als Almosen, Armensteuer oder Gnadenakt der Wohlhabenden, sondern ein verbrieftes Recht einer dazu berechtigten Gruppe des Volkes. Die Pflicht zur Zakāh wurde erst nach der Hiǧra offenbart. Allāh (t) hat das Vieh mit dem Zweck so erschaffen, damit die Menschen daraus Nahrung und Nutzen bekommen können. Niemand hat also das Recht, in den Willen Allāhs einzugreifen, den Zweck Seiner Schöpfung zu entfremden oder die Mitmenschen durch erfundene Riten in Mitleid zu ziehen (vgl. oben 6:139 und die Anmerkung dazu). Zu diesem Thema vgl. die beiden Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein" und "Handbuch der Zakāh und der islamischen Wirtschaftslehre", Islamische Bibliothek. (vgl. ferner oben 6:98, 99).

Acht (in) Paaren: zwei von den Schafen und zwei von den Ziegen. Sprich: ”Sind es die beiden Männchen, die Er (euch) verboten hat, oder die beiden Weibchen oder das, was der Mutterschoß der beiden Weibchen umschließt? Verkündet es mir mit Wissen, wenn ihr wahrhaftig seid.“ (6:143) Und von den Kamelen zwei und von den Rindern zwei. Sprich: ”Sind es die beiden Männchen, die Er (euch) verboten hat, oder die beiden Weibchen oder das, was der Mutterschoß der beiden Weibchen umschließt? Wart ihr dabei, als Allāh euch dies gebot?“ Wer ist also ungerechter als der, welcher eine Lüge gegen Allāh ersinnt, um die Leute ohne Wissen irrezuführen? Wahrlich, Allāh leitet das ungerechte Volk nicht. (6:144) 6:143-144 - Die in 6:139 und 5:106 erwähnten abergläubischen Praktiken werden in diesen beiden Versen weiter ad absurdum geführt. Die in 6:143 erwähnten Paare werden in 6:144 vervollständigt. Dies ist ein Beispiel für die elliptische Ausdrucksweise, die im Qur’ān oft verwendet wird, eine Ausdrucksweise, die ohne erklärende Interpolation nicht in eine andere Sprache übersetzt werden kann. (vgl. den einleitenden Teil zu diesem Werk). Der spezielle Aberglaube, auf den sich die beiden Verse beziehen, ist identisch mit dem, was in 5:103 erwähnt ist (vgl. 16:56 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Ich finde in dem, was mir offenbart worden ist, nichts, was einem Essenden, der es essen möchte, verboten wäre, es sei denn von selbst Verendetes oder ausgeflossenes Blut oder Schweinefleisch - denn das ist eine Unreinheit oder ein Greuel, worüber ein anderer Name als der Allāhs angerufen worden ist.“ Wenn aber jemand durch Not (dazu) getrieben wird und dabei keine Ungehorsamkeit oder Übertretung begeht, dann ist dein Herr Allverzeihend, Barmherzig. (6:145) 6:145 - In der Auseinandersetzung zwischen den Götzendienern und dem Propheten Muḥammad (a.s.s.) ging es um die Religon Abrahams, hier besonders bezügich erlaubter und verbotener Tiere. Der Prophet sagte, dass Allāh (t) den Fleischverzehr von Tieren verboten hatte, die eines natürlichen Todes gestorben waren, oder von Blut und Schweinefleisch und solchen Tieren, die im Namen eines anderen als Allāh (t) geschlachtet worden sind. Was ansonsten die Götzendiener für verboten erklärt haben, ist ihre eigene Erfindung und eine Einmischung in Allāhs gesetzgebende Macht. In den letzten Versen wurde festgelegt, dass niemand das Recht hat, einen Teil der Speisen oder andere Dinge für andere zu verbieten außer dem, was Allāh (t) den Gesandten offenbart hat. Und hier wird abschließend, durch den Mund Seines letzten Gesandten genau erklärt, was Allāh (t) tatsächlich Seinen Dienern an Speisen verboten hat. (ÜB) Mit den Worten "ausgeflossenes Blut" ist damit der alte Brauch der heidnischen Araber gemeint, indem sie im Tier einen Eingriff durch Aderlass vornahmen, um das beim lebendigen Leib fließende Blut in ein Gefäß aufzufangen und zu trinken. Die verwundete Stelle am Tierkörper wird solange gebunden bis zum nächsten Zapfen. Das Blut, das im Fleischgewebe, Leber und Milz enthalten ist, unterliegt nach dem Spruch des Propheten (a.s.s.) nicht diesem Verbot, vorausgesetzt, dass die Schlachtung nach islamischer Vorschrift vorgenommen wurde. Verendetes beinhaltet auch das Tier, das erlegt worden ist, ohne damit die Absicht zum Verzehr verbunden war. Was das Thema im Allgemeinen und das Verbot des Schweinefleisches insbesondere angeht vgl. den Titel: "Der Muslim lebt nicht vom Brot allein", Islamische Bibliothek) (vgl. ferner 2:173, 5:3; 16:114-117 und die Anmerkungen dazu).

Und den Juden haben Wir alles Getier untersagt, das Krallen hat; und von den Rindern und vom Kleinvieh haben Wir ihnen das Fett verboten, ausgenommen das, was an ihrem Rücken sitzt oder in den Eingeweiden oder mit den Knochen verwachsen ist. Damit haben Wir ihnen ihre Auflehnung vergolten. Und siehe, Wir sind Wahrhaftig. (6:146) 6:146 - Dass den Kindern Israels gewisse Speisen ihres Ungehorsams wegen verboten wurden, wird im Qur’ān an drei Stellen erwähnt: 2:93, 4:160 und in diesem Vers. Das den Juden verhängte Verbot, das für Muslime keine Gültigkeit hat, wird mit den Worten begründet: "Damit haben Wir ihnen ihre Auflehnung vergolten". Darunter verstehen die Gelehrten, dass Verbote im Laufe der Glaubensgeschichte nicht nur auf die Schädlichkeit des Verbotenen zurückzuführen ist (vgl. 3:93; 4:160; 16:118-119 und die Anmerkungen dazu).

Wenn sie dich aber der Lüge bezichtigen, so sprich: ”Euer Herr ist von allumfassender Barmherzigkeit, doch Seine Strenge soll nicht vom verbrecherischen Volk abgewendet werden. (6:147) 6:147 - Der Hinweis mit dem Wort "sie" bezieht sich auf die Gegner des Propheten (a.s.s.) im Allgemeinen; darunter sind sowohl die Juden als auch die heidnischen Araber gemeint.

Die Götzendiener werden sagen: ”Hätte Allāh es gewollt, so hätten weder wir noch unsere Väter (Allāh etwas) beigesellt; auch hätten wir nichts ohne Erlaubnis gemacht.“ Genauso leugneten schon jene, die vor ihnen waren, bis sie Unsere Strenge zu kosten bekamen. Sprich: ”Habt ihr irgendein Wissen? Dann bringt es für uns zum Vorschein. Doch ihr geht nur Vermutungen nach; und ihr rätselt nur.“ (6:148) Sprich: ”Allāh hat den überzeugenden Beweis. Hätte Er es gewollt, so hätte Er euch alle rechtgeleitet.“ (6:149) Sprich: ”Her mit euren Zeugen, die bezeugen, Allāh habe dies verboten!“ Wenn sie (dies) bezeugen, so lege du nicht mit ihnen Zeugnis ab und folge nicht den Neigungen derer, die Unsere Zeichen für Lüge erklärt haben, und (den Neigungen) derer, die nicht an das Jenseits glauben und die andere Wesen ihrem Herrn gleichsetzen. (6:150) 6:148-149 - "Die Götzendiener werden sagen": Hier wird kundgetan, was sie später sagen werden. Und sobald sie das dann sagten, hat Allāh (t) das in 16:35 gesagt. Sie meinen in ihrem Unglauben und Ungehorsam, dass ihre und ihrer Väter Götzendienerei sowie auch die Tatsache, dass sie verboten haben, was Allāh erlaubt hat, durch den Willen und das Wollen Allāhs geschehen sind und dass ohne Seinen Willen nichts Derartiges geschehen wäre. Wenn nun jemand dennoch dem Willen und Wollen Allāhs das Bestehen der Schändlichkeiten des Unglaubens und des Ungehorsams zuschreibt, so erklärt er die Wahrheit uneingeschränkt für Lüge; denn damit zeiht er Allāh Seine Schriften und Seine Gesandten der Lüge und verwirft zugleich die Beweise der Vernunft und des Hörens. "... bis sie Unsere Strenge zu kosten bekamen": bis Wir schließlich die Strafe für ihre Lügenerklärung auf sie herabsandten. "Sprich: ”Habt ihr irgendein Wissen? Dann bringt es für uns zum Vorschein. Doch ihr geht nur Vermutungen nach; und ihr rätselt nur.“": Dies ist ironisch gemeint und dient als Zeugnis dafür, dass derartige Reden unmöglich einen Beweisgrund für sich haben können. "Nein ihr geht nur Vermutungen nach, wenn ihr dies behauptet. Und ratet nur": Ihr vermutet, dass die Sache sich nach eurer Behauptung oder lügnerischen Erklärung verhält. "Sprich: ”Allāh hat den überzeugenden Beweis. Hätte Er es gewollt, so hätte Er euch alle rechtgeleitet.“ Das bedeutet: Wenn sich die Sache so verhält, wie ihr behauptet, nämlich dass der Zustand, in dem ihr euch befindet, dem Willen Allāhs entspricht, dann hat Allāh gemäß eurer eigenen Lehre den entscheidenden Beweisgrund gegen euch auf Seiner Seite. "Und wenn Er gewollt hätte, hätte Er euch insgesamt rechtgeleitet". Wenn ihr nämlich eure Religion mit dem Willen Allāhs verknüpft, müsst ihr auch die Religion eurer Widersacher mit dem Willen Allāhs verknüpfen. Daher steht ihnen bei und seid ihnen nicht Feind, helft ihnen und widersteht ihnen nicht; denn der Wille Allāhs bildet ja dann ein gemeinsames Band zwischen eurer und ihrer Lage! (Zam, Gät) 6:150 - Dies bezieht sich auf die in den vorigen Abschnitten erwähnten willkürlichen Verbote. Diese Aufforderung soll ihre Unfähigkeit herausstellen; denn es kann keine Zeugen dafür geben. Angenommen, sie könnten diese Zeugen herbeirufen, so nimm ihnen ihr Zeugnis nicht ab. Auch Stillschweigen hinsichtlich dieser Lüge wäre, als wenn man es selbst bezeugen würde. Stattdessen musst du ihnen die Falschheit ihrer Behauptungen, die sie Zeugenaussage nennen, vor Augen führen. Heidnischer Aberglaube hat keine Grundlage und ist vielfach schädlich und entwürdigend. Wenn Allāhs Name benutzt wurde, um ihn zu legitimieren, darf ein wahrer Gläubiger sich davon nicht beeindrucken lassen oder sich ihrer Argumentation anschließen, bei der Allāhs Name missbraucht wurde. Wenn sie begreifen, welche schwere Verantwortung damit verbunden ist, Zeuge zu sein, und sich dessen bewusst sind, dass man nur Zeuge für etwas sein kann, was man weiß, dann werden sie niemals bezeugen können, dass ihre selbstauferlegten Tabus göttlicher Herkunft sind. Wenn sie dennoch auf ihrer Aussage bestehen, sollst du dich nicht ihrer Lüge anschließen. Das wirkliche Ziel dieser Herausforderung ist, die rechtschaffenen Menschen unter ihnen zum Nachdenken zu bewegen und herauszusondern. Und die deswegen nicht geneigt sind, ehrlich und aufrichtig die Wahrheit zu suchen. Würden sie an das Jenseits glauben, so hätte sie dieser Glaube dazu geführt, den Beweisen zu gehorchen, wenn sie damit ermahnt werden. (ÜB)

Sprich: ”Kommt her, ich will verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur Seite stellen und den Eltern Güte erweisen; und ihr sollt eure Kinder nicht aus Armut töten, Wir sorgen ja für euch und für sie. Ihr sollt euch nicht den Schändlichkeiten nähern, seien sie offenkundig oder verborgen; und ihr sollt niemanden töten, dessen Leben Allāh unverletzlich gemacht hat, außer wenn dies gemäß dem Recht geschieht. Das ist es, was Er euch geboten hat, auf dass ihr es begreifen mögt. (6:151) 6:151 - Die Sura Nr. 6 neigt dem Ende zu. Hier liegt sowohl ein "summa summarum" für das Gewesene in den vorangegangenen Versen der Sura 6 als auch einige Bestimmungen des islamischen Rechts vor. Die Anrede im Vers ist an die gesamte Menschheit gerichtet. Der Glaubensgrundsatz an die Einzigkeit des Schöpfers ist Nr. 1 in der gesamten Aussage der Verse. Die Güte zu den Eltern, die unmittelbar danach folgt, bildet eine Wertstellung für die Eltern, die wir aus 17:23 resultieren können. Denn die Rechte der Eltern sind im Qur’ān gewöhnlich unmittelbar nach den Rechten Allāhs aufgeführt. Kindermord ist eines der furchtbarsten Verbrechen, nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch bis zur Gegenwart: FAZ 190/94 berichtet: ”In Indien ist die Ermittlung des Geschlechts eines Kindes vor der Geburt verboten. Das Parlament hat jetzt ein entsprechendes, bereits im Jahr 1991 von der Regierung eingebrachtes Gesetz verabschiedet. Wer gegen die Vorschriften verstößt, wird mit Gefangnis und einer Geldbuße bestraft. Ärzten kann die Approbation entzogen werden. Das Verbot der pränatalen Geschlechtsbestimmung soll der Abtreibung von weiblichen Feten entgegenwirken, die in Indien in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat. Mädchen werden von vielen Familien wegen der Mitgift als Bürde empfunden. Früher wurden deshalb viele Mädchen als Säuglinge vergiftet, etwa durch Opium, das man auf die Brust der Mutter strich. In besonders armen Gegenden Indiens werden auch heute noch Tausende weiblicher Säuglinge ermordet. Seit es möglich ist das Geschlecht von Ungeborenen zu ermitteln, werden Mädchen immer häufiger bereits im Mutterleib getötet. Die Zahl dieser Abtreibungen wird auf 50000 bis 80000 geschätzt. Dem neuen Gesetz zufolge dürfen künftig nur noch von der Regierung genehmigte Labors pränatale Tests vornehmen. Sie müssen sich auf die Analyse von vererbbaren Veränderungen oder angeborene Anomalien beschränken. Hinweise auf das Geschlecht des Kindes dürfen den Eltern nicht gegeben werden. Außerdem ist es verboten, für den Sextest zu werben. Gegner des Gesetzes bezweifeln, dass es seinen Zweck erfüllt. Sie befürchten, dass das Gewerbe im Untergrund betrieben wird.“ (vgl. oben 6:137, 140; 7:33; 17:32f.; 25:68-71 und die Anmerkungen dazu).

Und kommt dem Vermögen der Waise nicht nahe, es sei denn zu ihrem Besten, bis sie ihre Volljährigkeit erreicht hat. Und gebt volles Maß und Gewicht in Billigkeit. Wir fordern von keiner Seele etwas über das hinaus, was sie zu leisten vermag. Und wenn ihr eine Aussage macht, so übt Gerechtigkeit, auch wenn es einen nahen Verwandten (betrifft); und haltet den Bund Allāhs ein. Das ist es, was Er euch gebietet, auf dass ihr ermahnt sein mögt.“ (6:152) 6:152 - Die gesetzlichen Bestimmungen bzw. die Gebote des Islam, die wir oben in 6:151 angetroffen haben gehen hier weiter. Die Waisen bilden mit ihrem hilflosen Status eine schwache Schicht in der Gesellschaft. Nach Qur’ān und Sunna ist die Gemeinschaft der Muslime für ein würdiges Dasein und für den Schutz der Waisen verpflichtet. Darüber gibt es zahlreiche Verse im Qur’an und Überlieferungen aus der Sunna. Die Volljährigkeit im islamischen Recht ist identisch mit der geschlechtlichen Reife und der geistigen Vollkraft (für ausführliche Erklärung vgl. ÜB, a.a.O.) (vgl. ferner 5:1; 7:199-200; 11:85ff.; 17:34-35 und die Anmerkungen dazu).

Und dies ist Mein gerader Weg. So folgt ihm; und folgt nicht den (anderen) Wegen, damit sie euch nicht weitab von Seinem Weg führen. Das ist es, was Er euch gebietet, auf dass ihr gottesfürchtig sein mögt. (6:153) 6:153 - Der Weg Allāhs ist der einzige Weg der Wahrheit und erkennbar geradlinig (vgl. oben 6:126-127 und die Anmerkung dazu) (vgl. ferner die weiteren Bestimmungen in 6:151, 152, 153 und den Anmerkungen dazu).

Hierauf gaben Wir Moses das Buch - (die Gnade) erfüllend für den, der das Gute tat, und als Klarlegung aller Dinge und als Führung und als Barmherzigkeit - auf dass sie an die Begegnung mit ihrem Herrn glauben mögen. (6:154) Und das ist (auch) ein Buch, das Wir niedersandten - voll des Segens. So folgt ihm und hütet euch vor Sünde, auf dass ihr Barmherzigkeit finden mögt (6:155), 6:154-155 - Das Wort "Hierauf" leitet das Thema des Prophetentums ein, nachdem die Lehre von Allāhs Einheit behandelt worden ist. Den vorislamischen Arabern war Moses (a.s.) als Prophet bekannt. Die Betonung auf dem Gebrauch von "Hierauf" scheint hier auf 6:91 zurückzuverweisen. Die im Qur’ān enthaltene Botschaft des Islam ist die nächste vollständige Richtschnur nach dem mosaischen Gesetz. (ÜB) Die "Begegnung mit ihrem Herrn" bedeutet, dass der Mensch vor Allāh Rechenschaft ablegen muss. In 6:155 handelt es sich um den Qur’ān, der "voll des Segens" (vgl. oben 6:92) und in sich die Summe aller Botschaften enthält (vgl. 7:144-145; 28:43 und die Anmerkung dazu).

damit ihr nicht sprecht: ”Nur zu zwei Völkern vor uns wurde die Schrift niedergesandt, und wir hatten in der Tat keine Kunde von ihrem Inhalt“ (6:156), oder damit ihr nicht sprecht: ”Wäre das Buch zu uns niedergesandt worden, hätten wir uns wahrlich besser leiten lassen als sie.“ Nun ist zu euch ein deutlicher Beweis von eurem Herrn gekommen und eine Führung und eine Barmherzigkeit. Wer ist also ungerechter als der, der Allāhs Zeichen leugnet und sich von ihnen abkehrt? Wir werden über die, die sich von Unseren Zeichen abkehren, eine schlimme Strafe verhängen, da sie sich abgewandt haben. (6:157) 6:156-157 - Hier sind die Thora der Juden und das Evangelium der Christen gemeint, die die heidnischen Araber nicht studieren konnten, weil sie den jeweiligen Sprachen unkundig waren. Der Qur’ān ist nunmehr in ihrer eigenen Sprache offenbart worden und Muḥammad, der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, ist aus ihrer Mitte von edler Abstammung entsandt worden. Muḥammad (a.s.s.) brachte ihnen ein Buch, das in sich den klaren Beweis seiner Richtigkeit beinhaltet; denn seine Aussagen sind weder unklar noch schwer verständlich.

Warten sie etwa darauf, dass Engel zu ihnen kommen oder dass dein Herr kommt oder dass einige Zeichen deines Herrn kommen? Am Tag, an dem einige Zeichen deines Herrn eintreffen, soll der Glaube an sie niemandem nützen, der nicht vorher geglaubt oder in seinem Glauben Gutes gewirkt hat. Sprich: ”Wartet nur; auch wir warten.“ (6:158) 6:158 - Die Engel kommen mit der Aufgabe, die Seelen vom Körper zu trennen und das Leben auf Allāhs Geheiß zu beenden (vgl. dazu 79:1). Damit ist der Zustand der Gewissheit gemeint, mit dem die Angelegenheit entschieden ist. Das Kommen des Herrn bedeutet, dass Sein Wille dann geschehe, wie Er durch Seine Gesandten verheißen ließ. Dies wird im darauffolgenden Satz dargelegt: "Am Tag, an dem einige Zeichen deines Herrn eintreffen, soll der Glaube an sie niemandem nützen, der nicht vorher geglaubt oder in seinem Glauben Gutes gewirkt hat." (vgl. 2:210; 6:162; 9:52-54; 16:33-34 und die Anmerkungen dazu).

Mit jenen aber, die zur Spaltung ihrer Religion beitrugen und zu Parteien geworden sind, hast du nichts Gemeinsames. Ihre Angelegenheit wird sicherlich von Allāh beurteilt werden; dann wird Er ihnen verkünden, was sie getan haben. (6:159) 6:159 - Die Religion bei Allāh ist nur der Islam (3:19). "Und wer eine andere Religion als den Islam begehrt: nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein." (3:85) Diejenigen, die zur Spaltung ihrer Religion und zur Teilung der Gemeinschaft der Muslime zu Parteien (arab.: Šī‘a) und Sekten beitrugen und die Einheit des Islam zu brechen versuchten, haben mit dem Propheten des Islam nichts Gemeinsames (vgl. oben 6:153; 9:107-108; 30:32 und die Anmerkung dazu).

Dem, der eine gute Tat vollbringt, soll (sie) zehnfach vergolten werden; derjenige aber, der eine böse Tat verübt, soll nur das Gleiche als Lohn empfangen; und sie sollen kein Unrecht erleiden. (6:160) 6:160 - Die göttliche Deklaration in diesem Vers ist rührend und ein Ausdruck der Barmherzigkeit Allāhs, die Er Sich Selbst vorgeschrieben hat (vgl. oben 6:12 und die Anmerkung dazu). Man kann davon ausgehen, dass Allāh (t) die Sünden abgelten lassen und die Menschen nicht bestrafen will; es sei denn, der Mensch lehnt diese Güte des Schöpfers ab. Unser Prophet (a.s.s.) sagte: ”Alle Menschen kommen ins Paradies, mit Ausnahme derer, die es ablehnen!“ Darauf fragte jemand vollen Erstauenens: ”Und wer wird so etwas ablehnen, o Gesandter Allāhs?“ Der Prophet erwiderte: ”Wer mir gegenüber gehorsam ist, der geht ins Paradies, und wer ungehorsam ist, der hat es abgelehnt!“ (vgl. 10:26; 29:5-7 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Wahrlich, mich hat mein Herr auf einen geraden Weg rechtgeleitet - zu dem rechten Glauben, dem Glauben Abrahams, des Aufrechten. Und er war keiner der Götzendiener.“ (6:161) Sprich: ”Mein Gebet und meine Opferung und mein Leben und mein Tod gehören Allāh, dem Herrn der Welten. (6:162) Er hat niemanden neben Sich. Und so ist es mir geboten worden, und ich bin der erste der Gottergebenen.“ (6:163) 6:161-163 - Hier wird bei den Juden, Christen und heidnischen Arabern die Erinnerung an Abraham (a.s.) wachgerufen, den Erbauer der Al-Ka‘ba, der kein Götzendiener war. Abraham wird von allen als wahrer Pophet anerkannt, und alle wissen, dass er lange vor der Entstehung des Judentums und Christentums gewirkt hat. Allāh (t) gibt in 6:162 dem Propheten Muḥammad (a.s.s.) in wenigen Worten diese schöne prägnante Formulierung, in der der Kern des Glaubens zusammengefasst wird. Demnach ist unser Prophet (a.s.s.) der erste Gottergebene (arab.: Muslim) (6:163) in seiner Berfufung.

Sprich: ”Sollte ich einen anderen Herrn als Allāh suchen, wo Er doch der Herr aller Dinge ist?“ Und keine Seele wirkt, es sei denn gegen sich selbst, und keine lasttragende (Seele) soll die Last einer anderen tragen. Zu eurem Herrn werdet ihr dann heimkehren, und Er wird euch über all das belehren, worüber ihr uneins wart. (6:164) 6:164 - Diese Aussage, die auch in 17:15; 35:18; 39:7; 53:38 zu finden ist, weist kategorisch die christlichen Lehren von der "Erbsünde" und der "stellvertretenden Sühne" zurück. Bezüglich der weiteren ethischen Implikation dieser Aussage vgl. 53:38, wo sie als erste in der chronologischen Reihenfolge der Offenbarungen vorkommt. Der Vers steht hier im Zusammenhang mit einer Kompromissforderung der heidnischen Araber, die verlangten, dass der Prophet (a.s.s.) und seine Anhänger die Lehre von der Einheit Allāhs flexibel behandeln und ihre Gottheiten anerkennen sollten. Dafür machten sie das Angebot, jede dadurch für den Propheten und die Seinen entstehende Sündenlast auf sich zu nehmen. (ÜB)

Und Er ist es, Der euch zu Nachfolgern auf der Erde machte und die einen von euch über die anderen um Rangstufen erhöhte, um euch durch das zu prüfen, was Er euch gegeben hat. Wahrlich, dein Herr ist schnell im Strafen; und wahrlich, Er ist Allvergebend, Barmherzig. (6:165) 6:165 - Mit diesem lehrreichen Vers endet diese edle Sura. Allāh (t) lässt die Menschen einander in verschiedenen Situationen Folgen: Durch Vermehrung und Geburt folgen die Nachkommen ihrer Vorgänger. Durch den Tod folgen die Lebenden die Verstorbenen, erben ihr Vermögen und verursachen Wechsel in der Eigentumsberechtigung. Durch Machtwechsel folgen die neuen Machthaber ihre gestürzen Vorläufer. Die Ansprache hier ist auch an die Muslime gerichtet, die Allāh (t) zu Nachfolgern der vorherigen Völker gemacht hat. In dieser Formulierung liegt sowohl eine Ermahnung als auch eine Warnung für die Muslime. Die Rangstufen der Menschen im diesseitigen Leben kann auf Grund des Körperbaus und des Wissens (2:247), des Vermögens (89:16) und der Macht sein. Vor Allāh (t) wird der Rang durch Gehorsam, Frömmigkeit, Aufopferung, Standhaftigkeit in Leid und Freud usw. gekennzeichnet. Die Nachfolge Adams in 2:30 hat eine andere Dimension; denn der Vers verrät durch die Aussage der Engel, dass die Erde vor Adam von anderen Vorgängern bewohnt wurde. Demnach ist Adam ein Nachfolger auf dieser Erde.

Ende der Sura 6