(7) Sura Al-A‘rāf (Die Höhen) (offenbart zu Makka) 206 Āyāt

Diese Sura ist in zweierlei Hinsicht eng mit der vorhergehenden verbunden, und zwar vom Zeitraum der Offenbarung her gesehen; sie argumentiert ähnlich wie die vorherige Sura. Die geistige Geschichte der Menschheit wird hier wiedergegeben von der Zeit Adams (a.s.) bis zu Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm. Dabei wird uns über verschiedene Propheten berichtet, besonders über die Sendung Moses (a.s.). Die wichtigste daraus zu ziehende Lehre ist: Lernt aus der Vergangenheit! In dieser Hinsicht kann uns die Offenbarung eine große Hilfe sein. Der Kampf zwischen Gut und Böse wird durch die Geschichte von Adam (a.s.) und dem verdammten Iblīs illustriert. Iblīs wurde zu Satan, als er sich weigerte, sich vor Adam niederzuwerfen, wie Allāh (t) es befohlen hatte; er war aufgeblasen vor Überheblichkeit und meinte, dass er diesem Befehl Allāhs nicht zu folgen brauche, da er aus Feuer erschaffen wurde, Adam aber aus Lehm. Er rebellierte gegen das Gebot seines Schöpfers. Da er eifersüchtig war, verführte er Adam, um eine Sünde zu begehen. Doch Allāh (t) gewährte ihnen - Adam und seiner Gattin - Seine Gnade; denn Allāh (t) ist der Barmherzige. Er leitete den Menschen und lehrte ihn, sich zu kleiden um seine Blöße zu bedecken und auch um sich zu schmücken. Doch sollte der Mensch nie vergessen, dass das Gewand der Rechtschaffenheit das Beste ist. Wir müssen uns der göttlichen Gerechtigkeit beugen und - auch in Essen, Trinken usw. - maßhalten. Wenn diese Warnung nicht beachtet wird, sind schwere Strafen zu erwarten. Die Privilegien, Friede und Glück der Rechtschaffenen werden uns in einer bildlichen Beschreibung vor Augen geführt. Die Macht und Güte Allāhs, die sich in der Welt um uns manifestieren, werden ebenfalls behandelt. Allāh (t) hat nur die schlechten Dinge verboten, nicht die guten; diese wurden erschaffen, damit der Mensch sich u.a. an seinem Gehorsam erfreue. Das Volk Noahs wies die Warnung zurück, die er brachte, worauf sie in der Sintflut umkamen. Hūd (a.s.) wurde von seinem Volk ‘Ād verspottet; sie wurden durch einen heißen Sturm hinweggefegt. Das ihnen nachfolgende Volk, die Ṯamūd behandelte seinen Propheten Ṣāliḥ (a.s.) mit Hochmut und Verachtung, und ein Erdbeben zerstörte sie. Lot (a.s.) warnte seine Leute davor, sich ihren Gelüsten und Exzessen hinzugeben. Doch sie hörten nicht auf ihn und wurden durch einen unheilvollen Regen aus Schwefel und glühenden Steinen vernichtet. Auch das Volk Madyan verübte Böses und Betrügereien. Ihr Prophet Šu‘aib (Jethro) warnte sie, doch sie wollten nicht hören, so dass schließlich ein Erdbeben ein großes Verderben über sie brachte. Nun wird die Geschichte Moses (a.s.) dargestellt: Seine Bemühungen, sein unterdrücktes Volk Israels aus der Macht des hochmütigen Pharaos zu befreien; schließlich sein Erfolg, und wie er sie gegen allen Widerstand ins verheißene Land führte. Dies ist eine Parallele zu den Mühen und dem Kampf des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und ein Hinweis auf seinen endgültigen Sieg. Doch das Volk Moses vergaß und veränderte Allāhs Gesetz oft und brach sein Gelübde gegenüber Allāh (t), und dies geschah sogar auch noch nachdem der Prophet Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, Licht und Leitung für die gesamte Menschheit gebracht hatte. Die Aufrechten unter ihnen nahmen den Islam an; der Rest wurde über die Erde zerstreut. Die Kinder Adams haben sich vermehrt und auf der Erde verbreitet. Alle von ihnen tragen gute Eigenschaften in sich. Durch Seine Zeichen zeigt Allāh (t) den rechten Weg. Doch haben viele die Wahrheit verleugnet und sind tiefer und tiefer gesunken, ohne sich darüber klar zu werden, was sie tun. Wenn sie fortfahren, Böses zu tun, wie die Früheren, wird ihre Strafe sie zu der von Allāh (t) festgesetzten Zeit erfassen. Die Muslime sollen daher, wenn der Qur’ān verlesen wird, aufmerksam zuhören und schweigen, damit sie Allāhs Gnade empfangen können. Und desweiteren wird ihnen empfohlen: Gedenke deines Herrn in deiner Seele in Demut und Furcht und ohne laute Worte am Abend und am Morgen. Und sei keiner der Achtlosen.

Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

Alif Lām Mīm Ṣād. (7:1) (Dies ist) ein zu dir hinabgesandtes Buch; du sollst seinetwegen nicht bedrückt sein; und du sollst damit warnen; und es soll eine Ermahnung für die Gläubigen (sein). (7:2) Folgt dem, was zu euch von eurem Herrn herabgesandt wurde, und folgt keinen anderen Beschützern außer Ihm. Wie wenig seid ihr (dessen) eingedenk! (7:3) 7:1-3 - Über die Bedeutung dieser arabischen Buchstaben vgl. Erläuterung der Termini (s.u. "Alif"). Die einzelnen Buchstaben weisen daraufhin, dass der Qur’ān aus den gleichen Buchstaben besteht, die die Araber in ihrer Sprache gebrauchen. Dennoch sind sie nicht in der Lage, Gleiches wie den Qur’ān zu verfassen. Der Buchstabe Ṣād erscheint sowohl hier als auch in 19:1. Allein steht er in 38:1. Sonst ist er nirgends vorhanden. Unser Prophet (a.s.s.) wird hier aufgefordert, die Menschen mit der Botschaft zu warnen und die Gläubigen zu ermahnen (vgl. dazu 7:204 11:12; 15:97 und die Anmerkung dazu).

Und wieviele Städte haben Wir zerstört! Unsere Strafe kam über sie bei Nacht oder während sie (sich) am Mittag ausruhten. (7:4) Ihr Ausruf war nichts anderes, als Unsere Strafe über sie kam, als dass sie sagten: ”Wir waren wahrlich Frevler!“ (7:5) Wahrlich, Wir werden jene fragen, zu denen (die Gesandten) geschickt wurden, und Wir werden die Gesandten fragen. (7:6) Dann werden Wir ihnen mit Wissen berichten, (was geschehen ist); denn Wir waren (ja) niemals abwesend. (7:7) 7:4-7 - Der Untergang früherer Völker ist die beste Art der Warnung und Ermahnung (vgl. oben 7:2f.). 7:6 erinnert an die Strafe des Jenseits, nachdem der vorherige an die Strafe im Diesseits für die Völker, die sich den Gesandten widersetzten, erinnert hat. Allāh (t) ist zu keiner Zeit und an keinem Ort abwesend gewesen (vgl. 5:109, 15:89-93 und die Anmerkung dazu).

Und das Wägen an jenem Tage wird wahrhaftig sein. Diejenigen, deren Waagschale dann schwer ist, werden erfolgreich sein. (7:8) Diejenigen, deren Waagschale aber leicht ist, sind jene, die ihrer selbst verlustig gegangen sind, weil sie sich gegen Unsere Zeichen vergingen. (7:9) (8) Sura Al-Anfāl (Die Beute) (offenbart zu Al-Madīna) 75 Āyāt7:8-9 - Das Wägen in der diesseitigen Welt ist verbunden mit dem Gewicht der Sache in Bezug auf das Naturgesetz der Erdanziehungskraft. Das Wägen der Taten dagegen ist nicht möglich, weil diese im irdischen Leben mit dem genannten Naturgesetz nicht zu tun haben. Das Wägen der Taten am Tag der Abrechnung im Jenseits wird nach dem Wortalut des Verses wahrhaftig sein, weil dort andere Gesetze von unserem Schöpfer herrchen. Dasgleiche gilt entgsprechend für das Wort "Waagschale". Die Behauptung, dies sei nur symbolisch gemeint ist nicht richtig, weil es sich bei Allāhs Botschaft nicht um Symbolik, sondern um Gerechtigkeit, Wahrheit und Realität handelt (vgl. dazu 18:103-105; 31:13).

Wahrlich, Wir haben euch auf der Erde Macht verliehen und euch darin die Mittel zum Unterhalt bereitet. Wie wenig seid ihr dankbar! (7:10) 7:10 - Der Vers enthält den Hinweis darauf, dass Allāh (t) die Erde zum Untertan für uns Menschen gemacht hat. Gleichzeitig stellt Er uns die Mittel zum Leben und Überleben zur Verfügung. Und Wir haben euch erschaffen, dann gaben Wir euch die Gestalt; dann sprachen Wir zu den Engeln: ”Werft euch vor Adam nieder!“ - und sie alle warfen sich nieder. Nur Iblīs nicht; er gehörte nicht zu denen, die sich niederwarfen. (7:11) 7:11 - Mit dem Befehl Allāhs an die Engel, sich vor Adam niederzuwerfen, ist nicht die Anbetung des Menschen gemeint, sondern die Hochachtung vor der vollendeten Schöpfung Adams. Iblīs hatte sich gegen Allāh (t) aufgelehnt, indem er die Ausführung Seines Befehls verweigerte (vgl. 2:30-36; 6:100; 15:28-33; 18:50; 82:8 und die Anmerkungen dazu).

Er sprach: ”Was hinderte dich daran, dich niederzuwerfen, nachdem Ich es dir befohlen habe?“ Er sagte: ”Ich bin besser als er. Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber erschufst Du aus Lehm!“ (7:12) 7:12 - Hier versucht das Geschöpf Iblīs, sich anzumaßen und kritisch gegen den Willen des Allmächtigen Schöpfers zu argumentieren. Beachte, dass Iblīs aus Feuer erschaffen war, nicht aus Licht wie die Engel. Eine weitere falsche Prämisse in seiner Argumentation. Feuer und Erde sind beide träge materielle Substanzen, deswegen kann man keine als der anderen überlegen betrachten. Beachte Iblis' tückische Argumentation; seinen Egoismus, der ihn veranlasst, sich über den Menschen stellen zu wollen; und seine Verlogenheit, mit der er die Tatsache ignoriert, dass Allāh (t) nicht nur den Körper des Menschen aus Erde erschaffen, sondern ihm auch eine Seele aus Seinem Geist verliehen hat; mit anderen Worten, dass Er ihn das Wesen der Dinge gelehrt und ihn über die Engel erhoben hat. (ÜB) (vgl. oben 7:11 und die Anmerkung dazu).

Er sprach: ”Hinab mit dir von hier; es ziemt sich nicht für dich, hier hochmütig zu sein. Hinaus denn; du bist wahrlich einer der Erniedrigten.“ (7:13) Er sagte: ”Gewähre mir Aufschub bis zu dem Tage, da sie auferweckt werden.“ (7:14) Er sprach: ”Dir sei Aufschub gewährt.“ (7:15) 7:13-15 - Allāh (t) degradiert Iblīs und verwehrt ihm den hohen Rang mitten in der Gemeinschaft der Engel. Die Beschaffenheit des Ortes, den Iblīs verlassen musste, ist im Qur’ān nicht in Details geschildert. Man kann davon ausgehen, dass es sich entweder um das Paradies oder um einen Ort der Wonne mit paradisichen Eigenschaften handelt. Auch die Hochmütigen unter Menschen werden dort keine Bleibe finden. Iblīs bereute nicht einmal seinen Ungehorsam, sondern besteht auf seinen in 7:12 erwähnten Standpunkt und verlangt Aufschub, der ihm auch gewährt wurde. Gemäß diesem Aufschub wird Iblīs ein Leben auf dieser Erde bis zum Tage der Auferstehung gewährt (vgl. dazu unten 7:40, 15:34-38 und die Anmerkung dazu).

Er sagte: ”Darum, dass Du mich hast abirren lassen, will ich ihnen gewiss auf Deinem geraden Weg auflauern. (7:16) Dann will ich über sie von vorne und von hinten kommen, von rechts und von links, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen nicht dankbar finden.“ (7:17) 7:16-17 - Iblīs erklärte seine Rache nach dem ihm gewährten Aufschub, indem er behauptete, Allāh (t) habe ihn irregeführt, während doch in Wirklichkeit seine Auflehnung gegen Allāh die ewige Verdammung hervorgerufen hat; er droht nunmehr, die Nachkommen Adams gegen ihren Erhabenen Schöpfer aufzuwiegeln. Dies hat zur Folge, dass er sie zur Hölle treiben will (vgl. dazu 15:39-40; 17:61-65 und die Anmerkung dazu).

Er sprach: ”Hinweg mit dir, (sei) verachtet und verstossen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt - Ich werde mit euch allesamt Ǧahannam füllen.“ (7:18) 7:18 - Es folgt kurz und bündig das ewige Urteil Allāhs über das Schicksal Satans und dessen, der ihm folgt. Im Höllenfeuer namens Ǧahannam gibt genug Platz für alle verachteten und Verstossenen.

”O Adam, weile du mit deiner Gattin in dem Garten und esst, wovon immer ihr wollt, nur nähert euch nicht diesem Baum, sonst werdet ihr Ungerechte sein.“ (7:19) Doch Satan flüsterte ihnen Böses ein, um ihnen das kundzutun, was ihnen von ihrer Scham verborgen war. Er sagte: ”Euer Herr hat euch diesen Baum nur deshalb verboten, damit ihr nicht Engel oder Ewiglebende werdet.“ (7:20) Und er schwor ihnen: ”Gewiss, ich bin euch ein aufrichtiger Ratgeber.“ (7:21) 7:19 - Hier beginnt die Geschichte der Menschheit mit den Geboten und Verboten des Erhabenen Schöpfers. Adam und seine Gattin wohnten in einem Garten der Wonne, und ihnen wurde alles erlaubt, wovon sie immer essen wollten; nur mit einer Ausnahme, nämlich, dass sie einen bestimmten Baum meiden. Vor den Folgen des Ungehorsams hat Allāh (t) sie gewarnt. Die Gattung des Baumes hat der Qur’ān nicht näher definiert (vgl. dazu 2:35; 6:14; 14:22-23; 20:120 und die Anmerkung dazu). 7:20 - Die Konjunktion "li-" (um) hat konsekutiven Sinn. Oder sie hat finalen Sinn; denn Satan hatte bei seiner Einflüsterung auch den Willen, ihnen durch das Aufdecken ihrer Blöße etwas Schlechtes anzutun. Daher ist im Zusammenhang mit ihnen von der Schlechtigkeit die Rede. Es liegt hier ein Hinweis darauf vor, dass die Blöße in der Einsamkeit und vor dem Ehepartner, sofern kein Bedürfnis gegeben ist, dem natürlichen Empfinden als abscheulich und verwerflich gilt. Was ihnen von ihrer Schlechtigkeit bis dahin verborgen war: was ihnen von ihrer Blöße verhüllt geblieben war. Sie hatten sie an sich selbst und an ihrem Partner noch nicht bemerkt. Und er sagte: Euer Herr hat euch diesen Baum nur verboten, um zu verhindern dass ihr werdet: nur weil Er es nicht mochte, dass ihr werdet ... zu Engeln oder sonst zu Wesen, die ewig leben: zu Wesen, die nicht sterben oder die ewig im Paradies leben. Man hat hieraus geschlossen, dass die Engel gegenüber den Propheten den Vorrang haben. Indessen ist darauf folgendes zu entgegnen: Es ist sicher, dass sich die Realitäten nicht umwerfen lassen. Adam und seine Gattin hatten lediglich den Wunsch, dieselben natürlichen Vollkommenheiten wie die Engel zu erhalten und wie diese auf Speise und Trank verzichten zu können. Darin liegt kein Beweis für den absoluten Vorrang der Engel. (Baid, Gät) (vgl. 2:36 und die Anmerkung dazu). 7:21: Um sie zu beeindrucken und ihnen seine volle Sympathie zuzusichern. Er wollte vor Adam und Eva nicht als ihr Feind, sondern als ihr aufrichtiger Wohltäter erscheinen. Aufgrund dieser Schwüre und von ihren Wünschen hingerissen vergaß das erste Menschenpaar, dass Satan ihr Erzfeind war, der sie unmöglich zum Guten führen konnte und dass sie Allāhs Verbot zu gehorchen hatten. (ÜB)

So verführte er sie durch Trug. Und als sie von dem Baum kosteten, wurde ihnen ihre Scham offenbar und sie begannen, sich mit den Blättern des Gartens zu bekleiden; und ihr Herr rief sie: ”Habe Ich euch nicht diesen Baum verwehrt und euch gesagt: »Wahrlich, Satan ist euer offenkundiger Feind«?“ (7:22) Sie sagten: ”Unser Herr, wir haben gegen uns selbst gesündigt; und wenn Du uns nicht verzeihst und Dich unser erbarmst, dann werden wir gewiss unter den Verlierern sein.“ (7:23) 7:22 - Der Qur’ān sagt hier, dass Satan beide verführte. Damnach wird die Frau von der Schuld freigesprochen, die auf Grund falscher Behauptung verbreitet wurde, nämlich, Satan hätte Eva zunächst verführt, alsdann sie ihren Mann. Die Blätter des Gartens stellten zu jenem Zeitpunkt die einzige Bekleidung dar. In 7:26 ist die Rede von der richtigen Kleidung als Schmuck für die Kinder Adams. Die gemachte Vorhaltung des Herrn gilt hier als Warnung an uns Menschen zu allen Orten und Zeiten (vgl. 17:53 und die Anmerkung dazu). 7:23 - Sie - Adam und seine Gattin - sehen sofort ihren Fehler ein und geben reumütig zu, dass sie gesündigt haben; sie rechnen mit der Vergebung des Herrn. Man merkt, dass ihr Verhalten ganz anders ist als jenes des Satans (vgl. oben 7:12ff.).

Er sprach: ”Hinab mit euch; die einen von euch seien der anderen Feinde. Und es sei euch auf der Erde (nur) ein Aufenthaltsort und eine Versorgung auf Zeit bestimmt.“ (7:24) Er sprach: ”Auf ihr sollt ihr leben, und auf ihr sollt ihr sterben, und aus ihr werdet ihr (wieder) hervorgebracht werden.“ (7:25) 7:24-25 - (vgl. oben 7:13-15 und die Anmerkung dazu). Die Worte ”Hinab mit euch ..." darf nicht als Bestrafung verstanden werden, da der Qur’ān an verschiedenen Versen daraufhinweist, dass Allāh (t) ihre Reue angenommen und ihnen vergeben hat. Es geht hier um einen Übergang von einem Zustand in einen anderen. Hier handelt es sich um eine Einleitung zur Geschichte des Menschen auf der Erde und setzt sich logisch im nächsten Abschnitt fort, wo die Kinder Adams angesprochen werden. (ÜB) Mit der Feindschaft kann solche verstanden werden, die sowohl zwischen dem Menschen und Satan, als auch zwischen dem Menschen und seinem Mitmenschen entsteht (vgl. 2:35-36; 15:39ff. und die Anmerkung dazu).

O Kinder Adams, Wir gaben euch Kleidung, um eure Scham zu bedecken und zum Schmuck; doch das Kleid der Frömmigkeit - das ist das Beste. Dies ist eins der Zeichen Allāhs, auf dass sie (dessen) eingedenk sein mögen. (7:26) 7:26 - Die Kleidung hat für den Menschen die Doppelfunktion als Schutz und Schmuck zugleich. Der Mensch wird hier ermahnt, nicht nur äußerlich und materiell, sondern auch mit dem Kleid der Frömmigkeit schön auszustrahlen. Denn die fromme Ausstrahlung ist die beste für den Menschen, wenn seine materielle Kleidung nicht den höchsten Standard des Prunks hat.

O Kinder Adams, lasst Satan euch nicht verführen, (so) wie er eure Eltern aus dem Garten vertrieb und ihnen ihre Kleidung entriss, um ihnen ihre Scham zu zeigen. Wahrlich, er sieht euch, er und seine Schar, von wo ihr sie nicht seht. Denn seht, Wir haben die Satane zu Freunden derer gemacht, die nicht glauben. (7:27) 7:27 - Die "Kinder Adams" sind alle Menschen, die hier vor der Gefahr der Verführung Satans gewarnt werden. Die Erinnerung an die Vertreibung ihrer "Eltern" aus dem Garten rührt im Sprachstil die gemeinsame Abstammung aller Menschen und erweckt in ihnen das Mitleid und die Fürsorge für einander (vgl. 14:22-23 und die Anmerkung dazu).

Und wenn sie eine Schandtat begehen, sagen sie: ”Wir fanden unsere Väter dabei, und Allāh hat sie uns befohlen.“ Sprich: ”Wahrlich, Allāh befiehlt keine Schandtaten. Wollt ihr denn von Allāh reden, was ihr nicht wisst?“ (7:28) Sprich: ”Mein Herr hat Gerechtigkeit befohlen. Und ihr sollt euer Antlitz bei jeder Gebetsstätte (zu Ihm) richten, und ihr sollt Ihn in lauterem Gehorsam anrufen. Wie Er euch ins Dasein gebracht hat, so werdet ihr (zu Ihm) zurückkehren.“ (7:29) Eine Schar hat Er rechtgeleitet, einer anderen aber wurde nach Gebühr Irrtum zuteil, da sie sich die Satane zu Beschützern außer Allāh genommen hatten; und (sie) meinen, sie seien rechtgeleitet. (7:30) 7:28-30 - Dies bezieht sich auf den Brauch der vorislamischen Araber, den Gang um die Al-Ka‘ba völlig unbekleidet zu vollziehen und dies als von Allāh (t) befohlene religiöse Handlung zu erklären. Diesem Verhalten lag die Vorstellung zugrunde, dass ein Mensch, der seine Seele vom Bösen reinigen wollte, sich auch der Kleider entledigen müsse, unter denen er seine Sünden beging. Da sie eigentlich ihr schamloses Verhalten nicht rechtfertigen konnten, schoben sie die Verantwortung dafür ihren Vorfahren zu. Dieses Argument ermöglichte ihnen gleichzeitig, ihre Verehrung ihren Vorfahren gegenüber zur Schau zu stellen, während sich darunter nichts als Unwissenheit und Selbstsucht befand. Sie schreckten nicht einmal davor zurück, Allāh (t) zu unterstellen, Er befürworte ihr Verhalten, und die Sitte ihrer Vorfahren sei Sein Gebot. Allāh (t) befiehlt Seinem Gesandten, ihnen gegenüberzutreten mit der Zurückweisung dieser falschen Behauptung, und dass Allāhs Gesetz naturgemäß Schandtaten verabscheut. Somit kann Er sie niemals befohlen haben. Schändlichkeit ist alles, was die Schranken überschreitet, was verboten und strafbar ist. Wie kann Allāh (t) etwas gebieten, was Seine Schranken überschreitet? Und wie wäre dies mit Seinem Gebot zur Bedeckung und dem Schamgefühl vereinbar? Allāhs Gebote und Gesetze stehen in Seinen Büchern und werden durch Seine Gesandten verkündet. Während die vorislamischen Araber darauf bestanden, gewisse religiöse Riten nur unbekleidet zu vollziehen, betrachteten sie Nacktheit an sich als schändlich. Trotz dieses Brauches hätte also niemals ein ehrenhafter Araber sich in einer öffentlichen Versammlung, auf dem Markt oder im Kreise seiner Verwandten unbekleidet gezeigt. Wie können solche Menschen rechtgeleitet werden, die sich absichtlich für den Weg des Irrtums entscheiden und dann in ihrer Selbsttäuschung in der Meinung, sie folgten dem rechten Weg, versuchen vorwärts zu kommen? (ÜB) (vgl. unten 7:31 und die Anmerkung dazu).

O Kinder Adams, habt eine gepflegte Erscheinung an jeder Gebetsstätte, und esst und trinkt, doch überschreitet (dabei) das Maß nicht; wahrlich, Er liebt nicht diejenigen, die nicht Maß halten. (7:31) 7:31 - Die "Kinder Adams" sind alle Menschen (vgl. oben 7:27 und die Anmerkung dazu). Gepflegte Erscheinung gilt hier als Gebot des Islam. Damit sind nicht nur die Kleidungsstücke gemeint, sondern auch die Körperpflege, die persönliche Reinlichkeit und die gesunde Erscheinung durch vernünftiges Essen und Trinken. Dabei darf man das Maß nicht überschreiten, weil Allāh (t) dies nicht liebt. Man soll dabei an die Gefahr der Überernährung denken, die den Menschen zur Stufe des Tieres degradiert (vgl. unten 7:32 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Wer hat die schönen Dinge Allāhs verboten, die Er für Seine Diener hervorgebracht hat und die guten Dinge der Versorgung?“ Sprich: ”Sie sind für die Gläubigen in diesem Leben (und) ausschließlich (für sie) am Tage der Auferstehung.“ So machen Wir die Zeichen klar für Leute, die Wissen haben. (7:32) 7:32 - Der Vers erklärt, dass Allāh (t) mit dem Gebot des Maßhaltens im Vers 7:31 (s. oben) die schönen Dinge nicht verbietet. Die Rede ist sowohl an Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, als auch an jeden Muslim zu allen Orten und Zeiten gerichtet, um damit mit den Mönchen, Sufis, Schiiten und Mitgliedern des Asketentums über die Entsagung dieser Welt zu argumentieren. (vgl. 30:28-29 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”Mein Herr hat nur Schändlichkeiten verboten, seien sie offenkundig oder verborgen, dazu Sünde und ungerechte Gewalttat. Und (Er hat verboten) dass ihr Allāh das zur Seite setzt, wozu Er keine Befugnis herabsandte, und (Er hat verboten) dass ihr (etwas) von Allāh aussagt, was ihr nicht wisst.“ (7:33) 7:33 - Der Vers, der als Forsetzung für den vorangegangenen Vers verstanden wird, gehört zu den deutlichen Versen nach 3:7 (vgl. ferner 6:151-153 und die Anmerkungen dazu).

Jedem Volk ist eine Frist gesetzt; und wenn ihre Zeit gekommen ist, dann können sie (sie) auch nicht um eine Stunde hinausschieben, noch können sie (sie) vorverlegen. (7:34) O Kinder Adams, wenn zu euch aus eurer Mitte Gesandte kommen, die euch Meine Zeichen verkünden - über diejenigen, die dann gottesfürchtig sind und gute Werke tun, soll keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein. (7:35) Diejenigen aber, die Unsere Zeichen verleugnen und sich hochmütig von ihnen abwenden, sollen die Bewohner des Feuers sein; darin werden sie auf ewig verweilen. (7:36) 7:34-36 - Die begrenzte Lebensdauer gilt nicht nur für Individuen, sondern auch für Völker und Generationen. Wenn sie während dieser begrenzten Zeitspanne ihr frevelhaftes Verhalten nicht ändern, dann ist ihre Chance unwiderruflich vertan. Die Rettung liegt in der Offenbarung; und dies ist schon durch die Entsendung des Gesandten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, geschehen. (vgl. 10:48-52; 15:4-5; 16:61 und die Anmerkung dazu).

Wer ist wohl frevelhafter als der, der eine Lüge gegen Allāh erdichtet oder Seine Zeichen der Lüge bezichtigt? Diesen soll das bestimmte Los (zuteil) werden, bis Unsere Boten zu ihnen kommen, um ihnen den Tod zu bringen; sie werden sprechen: ”Wo ist nun das, was ihr statt Allāh anzurufen pflegtet?“ Jene werden antworten: ”Wir können sie nicht finden“; und sie werden gegen sich selbst Zeugnis ablegen, dass sie Ungläubige waren. (7:37) 7:37 - Man darf nicht von der Annahme ausgehen, dass diejenigen, die sich gegen Allāh (t) auflehnen, sofort in diesem Leben für ihre Vergehen bestraft würden. Sie werden alles bekommen, was ihnen zusteht, einschließlich der guten Dinge dieses Lebens und der Gelegenheit zu Reue und Umkehr, solange ihre Prüfungszeit auf dieser Erde andauert. Während dieser Zeit wird ihnen freie Hand gelassen. Wenn sie jedoch abgelaufen ist, werden sie zur Rechenschaft gezogen. Sie werden selbst das Falsche, auf das sie ihre Hoffnungen gesetzt hatten, als falsch erkennen und ihre Vergehen eingestehen, aber dann ist es zu spät. (ÜB)

Er wird sprechen: ”Tretet ein in das Feuer zu den Scharen der Ǧinn und der Menschen, die vor euch dahingingen.“ Sooft eine Schar eintritt, wird sie ihre Schwesterschar verfluchen, bis endlich, wenn sie alle nacheinander darin angekommen sind, die letzten zu den ersten sagen werden: ”Unser Herr, diese da haben uns irregeführt, so gib ihnen die Pein des Feuers mehrfach.“ Er wird sprechen: ”Jeder hat (sie) mehrfach, allein ihr wisst es nicht.“ (7:38) Und die ersten werden zu den letzten sagen: ”So hattet ihr denn keinen Vorteil vor uns; kostet also die Strafe für das, was ihr begangen habt.“ (7:39) 7:38-39 - Frevelhaftigkeit führt zur Missgunst unter den Komplizen, die für einander keine Spur von Achtung und Ehre haben.

Wahrlich, denjenigen, die Unsere Zeichen für Lüge erklären und sich mit Hochmut von ihnen abwenden, werden die Pforten des Himmels nicht geöffnet werden, noch werden sie in das Paradies eingehen, ehe denn ein Kamel durch ein Nadelöhr geht. Und so belohnen Wir die Verbrecher. (7:40) Sie sollen Ǧahannam zum Lager und als Decke über sich haben. Und so belohnen Wir die Ungerechten. (7:41) 7:40-41 - Nach Ibn ‘Abbās besagt diese bildliche Übertragung, dass Allāh (t) von solchen Menschen weder gute Taten annimmt noch Bittgebete erhört. (ÜB)

Diejenigen aber, die glauben und gute Werke tun - Wir belasten keine Seele über ihr Vermögen hinaus - sie sind die Bewohner des Paradieses; darin sollen sie auf ewig verweilen. (7:42) Und Wir wollen alles hinwegräumen, was an Groll in ihren Herzen sein mag. Unter ihnen sollen Bäche fließen. Und sie werden sagen: ”Alles Lob gebührt Allāh, Der uns zu diesem (Paradies) rechtgeleitet hat! Wir hätten den Weg nicht zu finden vermocht, wenn Allāh uns nicht rechtgeleitet hätte. Die Gesandten unseres Herrn haben in der Tat die Wahrheit gebracht.“ Und es soll ihnen zugerufen werden: ”Das ist das Paradies, das euch zum Erbe gegeben wird für das, was ihr getan habt.“ (7:43) 7:42-43 - Im Gegenteil zur Szene im Vers 7:38-39 (s. oben) hat Groll in den Herzen der Gläubigen im Zustand der Glückseligkeit keinen Platz. Unser Prophet (a.s.s.) sagte: ”Groll bleibt draußen vor den Toren des Paradieses wie der Liegeplatz der Kamelstuten. Allāh wird ihn aus den Herzen der Gläubigen entfernen.“ (Qurt) (vgl. 7:199-200; 15:45-50 und die Anmerkung dazu).

Und die Bewohner des Paradieses rufen den Bewohnern der Hölle zu: ”Seht, wir haben als Wahrheit vorgefunden, was unser Herr uns verhieß. Habt ihr auch als Wahrheit vorgefunden, was euer Herr (euch) verhieß?“ Jene sagen: ”Ja“. Dann kündigt ein Ausrufer unter ihnen an: ”Der Fluch Allāhs sei über den Missetätern (7:44), die von Allāhs Weg abhalten und ihn zu krümmen suchen und nicht an das Jenseits glauben!“ (7:45) 7:44-45 - Die Höllenbewohner können im jammerlichen Zustand nur mit "Ja" antworten (vgl. 14:1-3 und die Anmerkung dazu).

Und zwischen den zweien soll eine Scheidewand sein; und in den Höhen sind Leute, die die beiden (Scharen) an ihren Merkmalen erkennen. Sie rufen der Schar des Paradieses zu: ”Friede sei auf euch!“ Diese sind (noch) nicht (in das Paradies) eingegangen, obwohl sie es erhoffen. (7:46) Und wenn ihre Blicke sich in Richtung der Bewohner des Feuers wenden, sagen sie: ”Unser Herr, mache uns nicht zum Volk der Frevler.“ (7:47) 7:46-47 - Bei den Leuten in den Höhen handelt es sich um Menschen, die ihren Platz in den Höhen des Paradieses genommen haben, z.B. Märtyrer, Propheten usw. Sie erkennen die Paradiesbewohner an ihren strahlenden Gesichtern und die Höllenbewohner an ihren elenden Gesichtern und an ihren Brandflecken (eine Fortsetzung erfolgt unten in 7:48-49; vgl. ferner 68:16; 80:38-42 und die Anmerkungen dazu).

Und die (Leute) in den Höhen rufen den Leuten, die sie an ihren Merkmalen erkennen, zu (und) sagen: ”Nichts hat euch das gefruchtet, was ihr zusammengebracht habt, und auch euer Hochmut (hat euch nichts gefruchtet). (7:48) Sind das jene, von denen ihr (einst) geschworen habt, Allāh würde ihnen keine Barmherzigkeit erweisen?“ Geht ein in das Paradies; keine Furcht soll über euch kommen, noch sollt ihr traurig sein. (7:49) 7:48-49 - In den beiden Versen handelt es sich um eine Fortsetzung der vorangegangenen Verse 7:46-47. Im Vers 7:49 sind die Schwachen gemeint, die im irdischen Leben unterdrückt und gepeinigt wurden. In den Versen 7:50-51 (s. unten) wird diese jenseitige Szene fortgesetzt (vgl. 15:90 und die Anmerkung dazu).

Und die Bewohner des Feuers rufen den Bewohnern des Paradieses zu: ”Gießt etwas Wasser über uns aus oder etwas von dem, was Allāh euch gegeben hat.“ Sie sagen: ”Wahrlich, Allāh hat beides den Ungläubigen verwehrt (7:50), die ihre Religion als Zerstreuung betrachteten und ihr Spiel mit ihr trieben und vom irdischen Leben betört waren.“ An diesem Tage nun vergessen Wir sie, wie sie die Begegnung an diesem ihrem Tage vergaßen und wie sie Unsere Zeichen zu leugnen pflegten. (7:51) 7:50-51 - Hier geht es weiter mit der jenseitigen Szene der vorangegangenen Verse. Für die Höllenbewohner gibt es weder Leben noch Sterben (vgl. 87:13). Der Tod wird in aller Ewigkeit abgeschafft sein. Ihr Dasein im Höllenfeuer kann nicht als Leben bezeichnet werden, da ihnen jede Freude - hier z.B. das Wasser als akuter Bedarf - genommen wird, weil sie die Begegnung mit Allāh (t) bewusst vergaßen (vgl. dazu 6:70; 37:41-47, 62-67).

Und wahrlich, Wir hatten ihnen ein Buch gebracht, das Wir mit Wissen darlegten als Richtschnur und Barmherzigkeit für die Leute, die gläubig sind. (7:52) Warten sie auf etwas (anderes) als auf seine Auslegung? An dem Tage, da seine Auslegung Wirklichkeit wird, werden jene sagen, die es vordem vergessen hatten: ”Die Gesandten unseres Herrn haben in der Tat die Wahrheit gebracht. Haben wir wohl Fürsprecher, die für uns Fürsprache einlegen? Oder könnten wir zurückgeschickt werden, auf dass wir anderes tun mögen, als wir zu tun pflegten?“ Sie haben ihre Seelen zugrunde gerichtet, und das, was sie zu erdichten gewohnt waren, hat sie im Stich gelassen. (7:53) 7:52-53 - Der Qur’ān ist hier gemeint als "Richtschnur und Barmherzigkeit"; er ist ein göttlicher Segen; denn er hat bereits bemerkenswerte hohe Werte im Leben der Menschen zur Zeit der Offenbarung bis heute gebracht. Die unbestimmte Form des Wortes "Wissen" steht sowohl für die unendliche Reichweite des göttlichen Wissens als auch für seine unendliche Feinheit und Genauigkeit. (ÜB) Die endgültige Auslegung dieses Buches kann nur am Tage der Auferstehung im Jenseits erfolgen, weil in ihm einige derartige jenseitige Szenen enthalten sind, die Später als Wirklichkeit vor Augen der Verleugner ausgeführt werden (vgl. 6:27-28, 155;14:44-45; 23:99- 100; 32:12-13; 35:37; 39:56-59; 40:11-12 und die verschiedenen Anmerkungen dazu).

Seht, euer Herr ist Allāh, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, (und) Sich alsdann (Seinem) Reich hoheitsvoll zuwandte: Er lässt die Nacht den Tag verhüllen, der ihr eilends folgt. Und (Er erschuf) die Sonne und den Mond und die Sterne, Seinem Befehl dienstbar. Wahrlich, Sein ist die Schöpfung und der Befehl! Segensreich ist Allāh, der Herr der Welten. (7:54) 7:54 - Die Gelehrten vergleichen gern diesen Vers mit dem Thronvers in 2:255. Der Thron in Sura 2:255 bezieht sich mehr auf Majestät und Erhabenheit. Die in Sura 14:14 erwahnten "Tage Allāhs" beziehen sich weniger auf die Zeit als auf Wachstum im geistigen Sinne. In Sura 22:47 erfahren wir, dass ein Tag vor Allāh (t) wie tausend lahre unserer Zeitrechnung ist, und in Sura 70:4 ist sogar die Rede von 50000 Jahren. Die Bedeutung der Zahl sechs wird in Verbindung mit Sura 12:9-12 behandelt. Was die Schöpfung der Himmel und der Erde in sechs Tagen betrifft, so gehört dies auch zu den verborgenen Dingen, da weder Mensch noch ein anderes Geschöpf als Zeuge dabei waren (vgl. 18:51). Die Zahl Sechs könnte entweder sechs Schöpfungsphasen oder Entwicklungsstadien sein, aber auch Tage Allāhs, die nicht nach zeitlichem Standard gemessen werden können. (vgl. dazu 2:29; 7:55; 10:3; 11:7; 13:2; 20:5; 23:84:90; 25:59; 32:4; 41:10, 12; 57:4).

Ruft euren Herrn in Demut und im Verborgenen an. Wahrlich, Er liebt die Übertreter nicht. (7:55) Und stiftet keinen Verderb auf Erden, nachdem dort Ordnung herrscht, und ruft Ihn in Furcht und Hoffnung an. Wahrlich, Allāhs Barmherzigkeit ist denen nahe, die gute Werke tun. (7:56) 7:55 - Allāh (t) hat Himmel und Erde makellos erschaffen. Er fordert uns nunmehr auf: "Und stiftet keinen Verderb auf Erden, nachdem dort Ordnung herrscht". Dies verpflichtet uns, die Umwelt gebührend zu schützen. Was Seine Berufung angeht, so wird folgendes berichtet: Als unser Prophet (a.s.s.) einmal mit seinen Gefährten auf einer Reise war, und er ihren überlauten Ruf bemerkte, sagte er: ”lhr Leute, macht es euch selbst leichter. Ihr ruft weder einen Schwerhörigen noch einen Abwesenden, sondern einen Hörenden, euch Nahestehenden.“ (vgl. dazu 6:63, 11:50-52). 7:56 - Furcht vor Seinem Zorn und Seiner Strafe. Hoffnung und Verlangen nach Seinem Wohlgefallen und Lohn. Gottesfurcht ist in Wirklichkeit die Furcht, entgegen Seinem Willen zu handeln oder etwas zu tun, das Ihm nicht gefällt. Im Gegensatz zu gewöhnlicher Furcht oder Angst bringt sie uns näher zu Allāh (t) und fördert in der Tat unser Verlangen und unsere Sehnsucht nach Ihm. (ÜB) (vgl. dazu 6:63, 11:50-52).

Er ist es, Der in Seiner Barmherzigkeit die Winde als frohe Botschaft schickt, bis dass Wir sie, wenn sie eine schwere Wolke tragen, zu einem toten Ort treiben; dann lassen Wir Wasser aus ihr herab, mit dem Wir Früchte von jeglicher Art hervorbringen. So bringen Wir auch die Toten hervor, auf dass ihr dessen eingedenk sein mögt. (7:57) Und der gute Ort - seine Pflanzen sprießen nach der Erlaubnis seines Herrn hervor; der (Ort, der) aber schlecht ist - (seine Pflanzen) sprießen nur kümmerlich. Und so wenden Wir die Zeichen für Leute, die dankbar sind. (7:58) 7:57-58 - Die Wolken werden von Allāh (t) dienstbar gemacht. Auf Sein Geheiß hin erfüllen sie eine bestimmte Funktion; und auch auf Sein Geheiß werden die Toten - wie die belebte Erde - ins Leben gerufen. Alles geschieht mit dem Willen und mit der Allmacht Allāhs. In 7:58 werden die Vergleiche von 7:57 fortgesetzt: Der schlechte Boden ist keine gute Grundlage für eine gute Pflanze, und genauso ist der üble Mensch; er ist kein guter Boden für den Glauben. (vgl. 25:48:50; 27:63; 30:46 und die Anmerkung dazu).

Wir entsandten Noah zu seinem Volk, und er sagte: ”O mein Volk, dient Allāh; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wahrlich, ich fürchte für euch die Strafe eines großen Tages.“ (7:59) Es sagten die Vornehmen seines Volkes: ”Wahrlich, wir sehen dich in einem offenkundigen Irrtum.“ (7:60) Er sagte: ”O meine Leute, es ist kein Irrtum in mir, sondern ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten. (7:61) Ich überbringe euch die Botschaften meines Herrn und gebe euch aufrichtigen Rat, und ich weiß durch Allāh, was ihr nicht wisst. (7:62) 7:59-62 - Für eine ausführlichere Geschichte des Propheten Noah (a.s.) vgl. 11:25ff. Hier prädigt Noah in seinem Volk und hofft damit, einen fruchbaren Boden für den Glauben zu finden (vgl. oben 7:57-58 und die Anmerkung dazu). Wie in allen Geschichten der Propheten stößt hier Noah auf den Widerstand der Vornehmen. Genauso reagierten die Götzendiener auf die Botschaft des Qur’ān (vgl. 11:25-27; 17:17; 23:23-25; 26:105-110 und die Anmerkung dazu).

Wundert ihr euch, dass eine Ermahnung von eurem Herrn durch einen Mann aus eurer Mitte zu euch gekommen ist, auf dass er euch warne, und auf dass ihr (Allāh) fürchten mögt und vielleicht Erbarmen findet?“ (7:63) Doch sie bezichtigten ihn der Lüge; dann erretteten Wir ihn und die, die mit ihm im Schiff waren, und ließen jene ertrinken, die Unsere Zeichen verwarfen. Sie waren wahrlich eine blinde Schar. (7:64) 7:63-64 - Allāh (t) weiß sehr wohl, wen Er als Propheten erwählt. Die Geschichte soll dem Propheten Muḥammad (a.s.s.) und seinen Gefährten Standhaftigkeit verleihen (vgl. 10:71; 11:25- 27; 26:105-110 und die Anmerkung dazu).

Und zu den ‘Ād (entsandten Wir) ihren Bruder Hūd. Er sagte: ”O mein Volk, dient Allāh; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein?“ (7:65) Die ungläubigen Vornehmen seines Volkes sagten: ”Wahrlich, wir sehen dich in Torheit, und wahrlich, wir erachten dich für einen Lügner.“ (7:66) Er sagte: ”O mein Volk, es ist keine Torheit in mir, sondern ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten. (7:67) Ich überbringe euch die Botschaften meines Herrn, und ich bin euch ein aufrichtiger und getreuer Ratgeber. (7:68) Wundert ihr euch etwa, dass eine Ermahnung von eurem Herrn durch einen Mann aus eurer Mitte zu euch gekommen ist, auf dass er euch warne? Und gedenkt (der Zeit), da Er euch zu Erben der Leute Noahs einsetzte und euch ein Übermaß an Körperwuchs verlieh. Gedenkt denn der Gnaden Allāhs, auf dass ihr erfolgreich sein mögt.“ (7:69) 7:65-69 - Das Volk ‘Ād mit seinem Propheten Hūd wird an vielen Stellen erwähnt, besonders in 26:123-140 und 46:21-26. Das Volk bewohnte ein weiträumiges Gebiet in Südarabien von Oman am Persischen Golf bis Hadramaut und Jemen am Südende des Roten Meeres. Eine dreijährige Hungersnot suchte sie heim, aber sie achteten nicht auf die Warnung. Schließlich vernichtete sie ein furchtbarer Sturm und verwüstete ihr Land, aber ein Überrest von ihnen, die zweiten ‘Ād oder Ṯamūd (vgl. unten) wurde gerettet. Die Araber zur Zeit des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, kannten diese Geschichte sehr gut. Dieser Stamm wird oft in der altarabischen Dichtung erwähnt. 1837 entdeckte James R. Wellested, ein Offizier der britischen Marine, in der Nähe von Ḥiṣn Al-Ġurāb eine Steintafel, worauf der Prophet Hūd erwähnt wird und vom Gesetz des Propheten Hūd die Rede ist. Hūd soll der erste arabische Prophet gewesen sein. Das Volk ‘Ād war nur durch wenige Generationen von Noahs Volk getrennt. Dass sie Statthalter waren, bedeutet, dass sie eine herrschende Nation und Herren eines weiträumigen Reiches waren. Sie waren das zahlenmäßig stärkste Volk unter allen Nachkommen Noahs. (ÜB) (vgl. dazu oben 7:63- 64; 17:17; 26:123-135; 29:38-40 und die Anmerkung dazu).

Sie sagten: ”Bist du zu uns gekommen, damit wir Allāh allein verehren und das verlassen (sollen), was unsere Väter anbeteten? Bring uns denn her, was du uns (an Drohung) versprichst, wenn du wahrhaftig bist!“ (7:70) Er sagte: ”Wahrlich, fällig geworden ist nunmehr für euch Strafe und Zorn von eurem Herrn. Wollt ihr mit mir über die Namen streiten, die ihr nanntet - ihr und eure Väter, wozu Allāh keine Befugnis hinabsandte? Wartet denn, ich bin mit euch unter den Wartenden.“ (7:71) Sodann erretteten Wir ihn und diejenigen, die bei ihm waren, durch Unsere Barmherzigkeit; und Wir schnitten den letzten Zweig derer ab, die Unsere Zeichen leugneten und nicht gläubig waren. (7:72) 7:70-72 - Die ‘Ād weigerten sich nicht, Allāh zu verehren. Sie lehnten lediglich Hūds Aufforderung ab, Ihm allein zu dienen, ohne Ihm jemanden zur Seite zu setzen. Was sie neben Allāh verehrten hat keinen Wahrheitswert. Es sind Namen, die sie selbst erfunden haben. Hūd kehrte später nach Hadramaut zurück und wurde nach seinem Tode in der Nähe von Ġāsiq begraben, wo sich bis heute eine kleine Ortschaft namens Qabr Hūd (Hūds Grab) befindet. "Wir schnitten den letzten Zweig derer ab ..." bedeutet: Wir zerstörten sie so vollständig, dass keine Spur mehr von ihnen zurückblieb. Diese Tatsache wurde durch die historischen Überlieferungen bestätigt. Auch die archäologischen Funde geben Aufschluss darüber, dass selbst ihre Baudenkmäler völlig vernichtet wurden. Die Vernichtung geschah - wie in Sura 69:6-8 geschildert - durch einen gewaltigen Sandsturm, der ununterbrochen sieben Tage und Nächte lang andauerte. (ÜB) (vgl. 26:123-135 und die Anmerkung dazu).

Und zu den Ṯamūd (entsandten Wir) ihren Bruder Ṣāliḥ. Er sagte: ”O mein Volk, dient Allāh; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wahrlich, nunmehr ist zu euch ein deutlicher Beweis von eurem Herrn gekommen - diese Kamelstute Allāhs als Zeichen für euch. So lasst sie auf Allāhs Erde weiden und tut ihr nichts zuleide; (denn) sonst würde euch eine schmerzliche Strafe treffen. (7:73) Und gedenkt (der Zeit), da Er euch zu Erben der ‘Ād einsetzte und euch eine Stätte im Land anwies; ihr erbaut Paläste in seinen Ebenen und grabt Wohnungen in die Berge. Seid also der Gnaden Allāhs eingedenk und treibt im Land nicht (euer) Unwesen, indem ihr Unheil anrichtet. (7:74) Die Vornehmen seines Volkes, die hochmütig waren, sagten zu denen, die unterdrückt wurden - das waren die Gläubigen unter ihnen: ”Seid ihr sicher, dass Ṣāliḥ von seinem Herrn gesandt worden ist?“ Sie sagten: ”Wahrlich, wir glauben an das, womit er gesandt worden ist.“ (7:75) Da sagten die Hochmütigen: ”Wahrlich, wir verleugnen das, an das ihr glaubt.“ (7:76) Dann schnitten sie der Kamelstute die Sehnen durch und trotzten dem Befehl ihres Herrn und sagten: ”O Ṣāliḥ, bring uns das her, was du uns (an Drohung) versprichst, wenn du einer der Gesandten bist.“ (7:77) Da erfasste sie das Beben; und am Morgen lagen sie in ihren Wohnungen auf dem Boden hingestreckt. (7:78) 7:73-78 - Die Ṯamūd waren die Erben der Kultur und Zivilisation der ‘Ād (vergleiche oben 7:65). Sie waren mit den ‘Ād verwandt. Ihr Wohngebiet lag in der Nordwestecke der arabischen Halbinsel (Arabia Petrea) zwischen Al-Madīna und Syrien. Es umfasste sowohl das Gebirgsland Al-Ḥiǧr (vgl. 15:18, 80) und den weitgestreckten, fruchtbaren Landstreifen Qura, der unmittelbar nördlich von Al-Madīna beginnt und heute von der Ḥigāz-Eisenbahn durchquert wird. Als unser Prophet Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, im Jahre 9 der Hiǧra mit seinen Gefährten auf der Expedition nach Tabūk gegen die römischen Invasoren zu Felde zog, durchquerten sie ein Gebiet mit archäologischen Uberesten der Ṯamūd. Die vor nicht allzulanger Zeit ausgegrabene Felsenstadt Petra in der Nähe von Ma‘ān (im heutigen Jordanien) geht auf die Ṯamūd zurück. Ihr Prophet war Ṣāliḥ (a.s.), hier als der "Bruder" der Ṯamūd bezeichnet, weil er ihr Stammesangehöriger war. Die Kommentatoren sind sicher, dass die Kamelstute auf wundersame Weise erschienen ist; denn sie wurde als Zeichen für die Menschen erschaffen. Der Prophet Ṣāliḥ selbst stellte sie seinem Volk in Verbindung mit einer Warnung vor, sie soll in ihren Feldern frei weiden und das Recht haben, von jeder Wasserstelle zu trinken, abwechselnd mit ihrem Vieh. Die Geschichte dieser wunderbaren Kamelstute wird im Qur’ān an verschiedenen Stellen erwähnt: 1. dass sie ein Zeichen war, das der Prophet Ṣāliḥ benutzte, um die überheblichen Unterdrücker der Armen zu warnen; 2. dass es wenig Wasser gab und die privilegierten Klassen versuchten, den Armen und ihrem Vieh den Zugang zu den Wasserstellen zu verwehren, während Ṣāliḥ sich für sie einsetzte (vgl. 26:155 und 54:28); 3. wie das Wasser, so ist auch Weide ein freies Geschenk der Natur auf dieser weiten Erde Allāhs. Die Unterdrücker versuchten jedoch, auch diese zu monopolisieren; 4. diese spezielle Kamelstute sollte ein Testfall sein (vgl. 54:27), um zu sehen, ob die Überheblichen zur Vernunft kommen würden; 5. statt die vernunftgemäßen Rechte der Menschen anzuerkennen, lähmten sie das Kamel und töteten es (vgl. 91:14 und 54:29). Das Maß ihres Unrechts war somit übervoll, und die Ṯamūd wurden durch ein furchtbares Erdbeben vernichtet. Überall, wo die Ṯamūd historisch erwähnt werden, wird deutlich, dass es sich um eine der größten und mächtigsten Völker im zeitgenössischen Arabien gehandelt haben muss. Sie werden an Allāhs Gnaden erinnert, durch die sie Nachfolger und Erben der früheren Völker Hūds und Noahs wurden, auch wenn sie nicht das gleiche Land hatten wie sie. Es ist nur ersichtlich, dass sie die nächste architektonische Zivilisation in der Geschichte besaßen. Ein Hinweis auf die kunstvollen Felsenhäuser und Grabmale, die die Ṯamūd aus den Felsen meißelten und mit Skulpturen von Tieren und Inschriften schmückten, die von dem relativ hohen Entwicklungsstand ihrer Zivilisation und Macht Zeugnis ablegen und teilweise bis heute sichtbar sind. Im arabischen Sprachgebrauch werden diese Felsenhäuser bis heute "Madā’in Ṣāliḥ" (Städte von Ṣāliḥ) genannt. Ihr Unglück muss sich auf ein weites Gebiet erstreckt haben; denn es wird in Sura 54:31 als "ein einziger mächtiger Stoß" beschrieben, in der Art eines furchterregenden Lärms, der große Erdbeben normalerweise begleitet. (ÜB) (vgl. dazu 11:61; 15:80-84; 27:45, 48-53; 29:38-40 und die Anmerkung dazu).

Da wandte er sich von ihnen ab und sagte: ”O mein Volk, ich überbrachte euch die Botschaft meines Herrn und bot euch aufrichtigen Rat an; ihr aber liebt die Ratgeber nicht.“ (7:79) 7:79 - Ṣāliḥs Rede war ein Abschied. (vgl. dazu 11:61; 15:80-84; 27:45; 29:38-40 und die Anmerkung dazu).

Und (Wir entsandten) Lot, da er zu seinem Volk sagte: ”Wollt ihr eine Schandtat begehen, wie sie keiner in der Welt vor euch je begangen hat? (7:80) Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern statt mit Frauen ab. Nein, ihr seid ein ausschweifendes Volk.“ (7:81) 7:80-81 - Lot verließ den Irak zusammen mit seinem Onkel Abraham und ließ sich in Sodom, der Hauptstadt des Jordanlandes nieder, um dort seine prophetische Sendung an den Bewohnern von Sodom und Gomorrah (Ihr Gebiet lag am Ostufer des Toten Meeres) zu erfüllen, nachdem er eine zeitlang in Syrien, Palästina und Ägypten gewirkt hatte. Es ist zu beachten, dass Lot hier nicht als "ihr Bruder" bezeichnet wird wie die vorher erwähnten Propheten; denn das Volk, zu dem er gesandt war, war nicht sein eigenes. Er lebte jedoch lange unter den Sodomiten und war vertraut mit ihren Sitten und Anlagen. Dieses Volk lebte in einem Gebiet, das heute zu Jordanien gehört. Zwei Engel in der Gestalt junger Männer kamen abends zu Lot und blieben über Nacht als seine Gäste. In ihrer widernatürlichen Begierde drangen die Bewohner von Sodom in Lots Haus ein, wurden jedoch zurückgedrängt. Am Morgen forderten die Engel Lot und seine Familie auf, die Stadt zu verlassen. Lots Geschichte offenbart uns eine besondere Art der Abweichung von den natürlichen Veranlagungen. Diese Geschichte weicht damit von den vorherigen ab, die die Lehrsätze von der Einzigkeit Allāhs behandeln. Bei näherer Betrachtung finden wir jedoch einen engen Zusammenhang, nämlich den, dass der Glaube an Allāh (t) dazu führt, Allāhs Gesetz zu befolgen, was Lots Leute nicht taten. (Die Geschichte von Lot ist ausführlicher in Sura 11:69-83 wiedergegeben) (ÜB) (vgl. 15:67-72; 26:165-175; 29:28-30 und die Anmerkung dazu).

Da war die Antwort seines Volkes keine andere als die: ”Treibt sie aus eurer Stadt hinaus; denn sie sind Leute, die sich reinsprechen wollen.“ (7:82) 7:82 – ”... denn sie sind Leute, die sich reinsprechen wollen“ bezieht sich auf Lot, seine Familie und seine Anhänger (vgl. 15:67-72; 26:165-175; 27:54-58 und die Anmerkung dazu).

Sodann erretteten Wir ihn und die Seinen, mit Ausnahme seiner Frau; denn sie gehörte zu denen, die zurückblieben. (7:83) Und Wir ließen einen gewaltigen Regen auf sie niedergehen. Nun siehe, wie das Ende der Verbrecher war! (7:84) 7:83-84 - Nach dem Wortlaut des Verses kann verstanden werden, dass die Frau aus eigener Entscheidung zurückblieb. Das Ereignis geschah nach historischen Überlieferungen um 2061 v.Chr. (vgl. dazu 11:80-82; 15:73-74; 27:54-58; 29:28-30; 66:10).

Und zu den Madyan (entsandten Wir) ihren Bruder Šu‘aib. Er sagte: ”O mein Volk, dient Allāh; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Ein deutliches Zeichen ist nunmehr von eurem Herrn zu euch gekommen. Darum gebt volles Maß und Gewicht und schmälert den Menschen ihre Dinge nicht und stiftet nicht nach ihrer Ordnung Unheil auf Erden. Das ist besser für euch, wenn ihr gläubig seid. (7:85) 7:85 - Madyan ist mit dem historisch bekannten Midian identisch. Die Midianiter gehörten zu den arabischen Völkerschaften. Die Leute von Madyan waren Kaufleute. Ihre Städte lagen an der Handelsroute von Jemen und Makka nach Syrien entlang der Küste des Roten Meeres und vom Irak nach Ägypten. Deswegen waren sie bei den Arabern bekannt. Šu‘aib ist in den europäischen Sprachen als "Jethro" bekannt. Zu den Worten: "... und stiftet nicht nach ihrer Ordnung Unheil auf Erden" vgl. 7:55-56. (vgl. ferner 11:84; 15:78-79; 26:176-180 und die Anmerkung dazu).

Und lauert nicht auf jedem Weg, indem ihr jene bedroht und von Allāhs Weg abtrünnig zu machen trachtet, die an Ihn glauben, und indem ihr ihn (den Weg) zu krümmen sucht. Und denkt daran, wie wenige ihr wart und (wie) Er euch mehrte. Und schaut, wie das Ende derer war, die Unheil stifteten! (7:86) Und wenn unter euch solche sind, die an das glauben, womit ich gesandt worden bin, und andere, die nicht (daran) glauben, so habt Geduld, bis Allāh zwischen uns richtet; denn Er ist der beste Richter.“ (7:87) 7:86-87 - Die Leute von Madyan blockierten die Handelsstraßen, kürzten Maß und Gewicht und begangen Straßenräuberei. (vgl. 26:176-180 und die Anmerkung dazu).

Da sagten die Vornehmen seines Volkes, die hochmütig waren: ”O Šu‘aib, wir wollen dich und mit dir die Gläubigen aus unserer Stadt hinaustreiben, wenn ihr nicht zu unserer Religion zurückkehrt.“ Er sagte: ”Auch wenn wir (dazu) nicht willens sind? (7:88) Wir würden ja eine Lüge gegen Allāh erdichten, wenn wir zu eurer Religion zurückkehrten, nachdem Allāh uns daraus gerettet hat. Es ziemt sich für uns nicht, dazu zurückzukehren, es sei denn, dass Allāh, unser Herr, es will. Unser Herr umfasst alle Dinge mit Wissen. Auf Allāh vertrauen wir. O unser Herr, entscheide denn Du zwischen uns und unseren Leuten nach der Wahrheit; denn Du bist es, Der am besten entscheidet.“ (7:89) 7:88-89 - Šu‘aib blieb standhaft und wählte die Austreibung, anstatt ihr Angebot anzunehmen. Er verließ sich auf Allāh (t) (vgl. unten 14:13 und die Anmerkung dazu).

Und die Vornehmen seines Volkes, die ungläubig waren, sagten: ”Wenn ihr Šu‘aib folgt, seid ihr wahrlich verloren.“ (7:90) Dann erfasste sie das Beben; und am Morgen lagen sie in ihren Wohnungen auf dem Boden hingestreckt. (7:91) Diejenigen, die Šu‘aib der Lüge beschuldigt hatten, wurden (so zugerichtet), als hätten sie nie darin gewohnt. Diejenigen, die Šu‘aib der Lüge beschuldigt hatten, waren selbst die Verlierer. (7:92) 7:90-92 - Die Vornehmen wollten ihr Volk davon überzeugen, dass - wenn sie Šu‘aib folgen - ihre Geschäfte niemals Gewinn bringen und an Einfluss auf die Nachbarländer verlieren (vgl. dazu 26:180ff.).

Dann wandte er sich von ihnen ab und sagte: ”O mein Volk, wahrlich, ich überbrachte euch die Botschaften meines Herrn und gab euch aufrichtigen Rat. Wie sollte ich mich nun über ungläubige Leute betrüben?“ (7:93) 7:93 - Da sich die Banū Quraiš dem Propheten Muḥammad (a.s.s.) gegenüber ebenso verhielten, wurden sie durch diese Geschichten indirekt vor den Folgen ihres Verhaltens gewarnt (vgl. dazu 11:84).

Nie sandten Wir einen Propheten in eine Stadt, ohne dass Wir ihre Bewohner mit Not und Drangsal heimsuchten, auf dass sie (Mich) demütig anflehen sollten. (7:94) Darauf tauschten Wir das Übel gegen etwas Gutes ein, bis sie anwuchsen und sagten: ”Auch unsere Väter erfuhren Leid und Freude.“ Dann erfassten Wir sie unversehens, ohne dass sie es merkten. (7:95) 7:94-95 - Hier ist eine Ermahnung an alle, die gegen die Propheten Widerstand leisteten. Die Vernichtung ereilt sie mitten in ihrer Achtlosigkeit. Unser Prophet (a.s.s.) sagte: ”Heimsuchung hilft dem Gläubigen, sich zu bessern, bis er von allen Unreinheiten befreit und geläutert aus diesem Schmelzofen herauskommt. Bei einem Heuchler hingegen wirkt Heimsuchung wie bei einem Esel: er weiß nicht, warum sein Herr ihn festbindet und losbindet.“ In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass ein ähnlicher Vorgang wie der hier beschriebene sich bei den Banū Quraiš in Makka abspielte, als diese Sura offenbart wurde. Dieser geschichtliche Hintergrund ist wichtig für das Verständnis dieser Verse. (ÜB) (vgl. dazu oben 6:42ff.).

Hätten aber die Bewohner (jener) Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, so hätten Wir ihnen ganz gewiss die Segnungen von Himmel und Erde eröffnet. Doch sie leugneten; also erfassten Wir sie um dessentwillen, was sie begangen hatten. (7:96) Sind denn die Bewohner der Städte sicher, dass Unsere Strafe nicht zur Nachtzeit über sie kommt, während sie noch schlafen? (7:97) Oder sind die Bewohner der Städte sicher, dass Unsere Strafe nicht vormittags über sie kommt, während sie beim Spiel sind? (7:98) Sind sie denn sicher vor dem Plan Allāhs? Aber niemand kann sich vor dem Plan Allāhs sicher fühlen, außer dem Volk der Verlierenden. (7:99) 7:96-99 - Im Vers 7:96 handelt es sich um jene Städte, die bereits bestraft worden sind. In den darauffolgenden Versen handelt es sich um eine Warnung sowohl an die Bewohner von Makka zur Zeit des Propheten (a.s.s.), als auch an alle Städte zu allen Zeiten bis zum Weltuntergang. Neben dieser Warnung wird die frohe Botschaft verkündet, dass der Glaube den Segen Allāhs hervorruft (vgl. dazu 7:4-5; 33:62; 35:43; 48:23).

Leuchtet das jenen nicht ein, die die Erde von ihren (früheren) Bewohnern ererbt haben, dass Wir, wenn Wir wollen, sie für ihre Sünden treffen können und ihre Herzen versiegeln, so dass sie nicht hören können? (7:100) 7:100 - vgl. 2:7 und die Anmerkung dazu.

Dies sind die Städte, deren Geschichte Wir dir erzählt haben. Wahrlich, ihre Gesandten waren zu ihnen mit deutlichen Beweisen gekommen. Aber sie mochten nicht an das glauben, was sie zuvor geleugnet hatten. So versiegelt Allāh die Herzen der Ungläubigen. (7:101) Und bei den meisten von ihnen fanden Wir keine Vertragstreue, sondern Wir fanden die meisten von ihnen als Frevler vor. (7:102) 7:101-102 - Mit dem Ausdruck "Vertragstreue" handelt es sich um den Bund der Menschheit mit ihrem Schöpfer in 7:172 (vgl. ferner 2:7, 27; 10:74).

Hierauf, nach ihnen, entsandten Wir Moses mit Unseren Zeichen zu Pharao und seinen Vornehmen, doch sie frevelten an ihnen. Nun schau, wie das Ende derer war, die Unheil stifteten! (7:103) 7:103 - Die Geschichte der Kinder Israels wurde auch zu deren eigenem Nutzen wiedergegeben. Sie werden aufgefordert, die Folgen des Ungehorsams zu bedenken und dem Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, zu folgen, der die wahre Religion vertrat, wie sie von allen früheren Propheten gelehrt worden war, nachdem er sie gereinigt hatte. (ÜB) (vgl. 10:75-78; 17:101-104; 28:3 und die Anmerkung dazu).

Und Moses sagte: ”O Pharao, ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten. (7:104) Es ziemt sich, dass ich von Allāh nichts anderes als die Wahrheit rede. Ich bin zu euch mit einem deutlichen Beweis von eurem Herrn gekommen; so lass denn die Kinder Israels mit mir ziehen.“ (7:105) Er sagte: ”Wenn du wirklich mit einem Zeichen gekommen bist, so weise es vor, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst.“ (7:106) 7:104-106 - Bei Moses (a.s.) war der äußere Feind Pharao und die Ägypter, die mit ihrer Kultur prahlten. Beim Propheten Muḥammad (a.s.s.) waren die äußeren Gegner u.a. die Juden selbst und die Christen seiner Zeit. Moses (a.s.) führte sein Volk trotz dessen rebellischer Haltung ins Gelobte Land. Muḥammad (a.s.s.) gelang es, die Widerstände in seinem eigenen Volk zu überwinden. Was zur Zeit der Offenbarung dieser Verse nur ein Hoffnungsschimmer war, wurde noch vor dem Ende seines irdischen Wirkens Wirklichkeit (vgl. 2:49ff.; 28:3 und die Anmerkungen dazu).

Da warf er seinen Stock nieder, und da war dieser (auf einmal) eine leibhaftige Schlange. (7:107) Dann zog er seine Hand heraus und da sah sie (auf einmal) für die Zuschauer weiß aus. (7:108) 7:107-108 - Die Schlange spielte in der ägyptischen Mythologie eine besondere Rolle. Der Sieg des Sonnengottes Ra‘ über die Schlange Apophis stellt den Sieg des Lichts über die Finsternis dar. Viele ihrer Göttinnen und Götter hatten die Form von Schlangen, um dadurch ihren Feinden Angst einzujagen. Moses' Stab in Schlangengestalt sprach die Ägypter sofort an. Ihre anfängliche Verachtung verwandelte sich in Angst. Hier war jemand, der das Tier bändigen konnte, das der große Sonnengott selbst nur mit viel Mühe hatte überwinden können! Das zweite Zeichen, das Moses (a.s.) ihnen zeigte, war für die Ägypter noch verwirrender. Er zog seine Hand aus seinem Gewand über seiner Brust, und sie war weiß und strahlte wie mit göttlichem Licht. Dies sollte jeden Hintergedanken an das Böse wiederlegen, den die Schlange vielleicht hervorgerufen hatte. Dies war nicht das Werk des Bösen, der schwarzen Magie oder Illusion. Seine Hand war verwandelt durch ein Licht, das kein ägyptischer Magier hervorrufen konnte. (ÜB) (vgl. dazu 20:17-21, 22; 26:29-36; 27:12; 28:3, 32).

Die Vornehmen von Pharaos Volk sagten: ”Wahrlich, das ist ein wissensreicher Zauberer. (7:109) Er will euch aus eurem Land vertreiben. Was veranlasst ihr nun?“ (7:110) 7:109-110 - Es war längst nicht Moses' Absicht, die Ägypter aus ihrem Land zu vertreiben. Er wollte lediglich der ägyptischen Unterdrückung ein Ende bereiten. Die Ägypter diskutierten die Angelegenheit auf einer völlig falschen Basis. (ÜB) (vgl. 17:101-104; 26:29-36 und die Anmerkung dazu).

Sie sagten: ”Warte mit ihm und seinem Bruder noch eine Weile und sende Ausrufer zu einer Versammlung in die Städte aus (7:111), auf dass sie jeden kundigen Zauberer zu dir bringen sollen.“ (7:112) 7:111-112 - Die Berater rieten dem Pharao, die kundigen Zauberer zu versammeln, damit sie Moses Werk überbieten.

Und die Zauberer kamen zu Pharao (und) sagten: ”Uns wird doch gewiss eine Belohnung zuteil, wenn wir siegen?“ (7:113) Er sagte: ”Ja, und ihr sollt zu den Nächsten (von uns) gehören.“ (7:114) 7:113-114 - Es handelte sich um professionelle Zauberer, bei denen der weltliche Lohn ein ideales Ziel war. Pharao wusste, dass seine Zauberer käuflich waren und deshalb versprach er ihnen zusätzlich die höchste Würde als Zugabe von ihm (vgl. 20:60-64 und die Anmerkung dazu).

Sie sagten: ”O Moses, entweder wirfst du (den Stock) oder wir werfen (zuerst).“ (7:115) Er sagte: ”Ihr sollt werfen!“ Und als sie geworfen hatten, bezauberten sie die Augen der Leute und versetzten sie in Furcht und brachten einen gewaltigen Zauber hervor. (7:116) 7:115-116 - Der Qur’ān unterstützt nicht die Vorstellung, dass sich die Stricke und Stäbe der Magier tatsächlich in Schlangen verwandelten. Er bestätigt lediglich, dass die Magier die Augen der Zuschauer täuschten. (vgl. 10:79-82 und die Anmerkung dazu).

Und Wir offenbarten Moses: ”Wirf deinen Stock!“ Und siehe, er verschlang alles, was sie an Trug vorgebracht hatten. (7:117) So wurde die Wahrheit vollzogen, und ihre Werke erwiesen sich als nichtig. (7:118) Dort wurden sie damals besiegt, und beschämt kehrten sie um. (7:119) Und die Zauberer trieb es, in Anbetung niederzufallen. (7:120) Sie sagten: ”Wir glauben an den Herrn der Welten (7:121), den Herrn von Moses und Aaron.“ (7:122) 7:117-122 - Hier bedeutet es, dass der Schlangenstab überall die Wirkung der Magie zunichte machte. Das Gewissen erwachte durch die erbrachte Wahrheit und veranlasste die Menschen, sich vor Allāh (t) niederzuwerfen. Sie erkannten in Moses (a.s.) den wahren Boten Allāhs (vgl. dazu 10:83; 17:101-104; 20:66).

Da sagte Pharao: ”Ihr habt an ihn geglaubt, ehe ich es euch erlaubte. Gewiss, das ist eine List, die ihr in der Stadt ersonnen habt, um ihre Bewohner daraus zu vertreiben; doch ihr sollt es bald erfahren. (7:123) Wahrlich, ich werde wechselweise eure Hände und Füße abhauen. Dann werde ich euch alle kreuzigen.“ (7:124) Sie sagten: ”Dann kehren wir zu unserem Herrn zurück. (7:125) Du nimmst nur darum Rache an uns, weil wir an die Zeichen unseres Herrn glaubten, als sie zu uns kamen. Unser Herr, gib uns reichlich Geduld und lass uns als Gottergebene sterben.“ (7:126) 7:123-126 - Ähnlich wie in 20:71 und 26:49. Hier droht der Pharao den bekehrten Zauberern die höchste Strafe für den Verrat an; sie bleiben jedoch standhaft und bitten Allāh (t) um Geduld und Ausdauer. Die Kreuzigung war eine bei vielen antiken Völkern eine verbreitete Art der Bestrafung, unter anderem auch bei den Ägyptern (vgl. 2:250; 8:45-46; 10:83; 20:71-73 und die Anmerkungen dazu).

Die Vornehmen von Pharaos Volk sagten: ”Willst du zulassen, dass Moses und sein Volk Unheil im Land stiften und dich und deine Götter verlassen?“ Er (Pharao) sagte: ”Wir wollen ihre Söhne umbringen und ihre Frauen am Leben lassen; denn wir haben Gewalt über sie.“ (7:127) Da sagte Moses zu seinem Volk: ”Fleht Allāh um Hilfe an und seid geduldig. Wahrlich, die Erde ist Allāhs; Er vererbt sie unter Seinen Dienern, wem Er will, und der Ausgang (aller Dinge) ist für die Gottesfürchtigen.“ (7:128) Sie sagten: ”Wir litten, ehe du zu uns kamst und nachdem du zu uns gekommen bist.“ Er sagte: ”Euer Herr möge bald eure Feinde zugrunde gehen lassen und euch die Folgeherrschaft im Land geben; und Er wird sehen, was ihr dann tut.“ (7:129) 7:127-129 - In diesem Sinne ist auch die Kritik in Sura 9:31 und an anderen Stellen im Qur’ān zu verstehen, wo die Schriftbesitzer dafür kritisiert werden, dass sie ihre Mönche und Rabbiner als Herren neben Allāh (t) annehmen. Die Söhne der Kinder Israels wurden getötet und das Leben ihrer Töchter verschont, so dass ihr Volk auf diese Weise allmählich ausgerottet werden sollte und die Überlebenden sich mit anderen Völkern vermischten. Während der archäologischen Ausgrabungen in Ägypten wurde 1896 eine Inschrift gefunden, die besagt: "Die Kinder Israels sind ausgerottet worden, und kein Same für ihre Fortpflanzung ist übriggeblieben". Die Erde gehört Allāh (t) und Pharao und sein Volk haben nur ein Nutzungsrecht. Doch Allāh gibt das Land Seinen auserwählten Dienern zum Erbe (Ägypten, einst Schauplatz dieser Geschichte ist heute ein islamisches Land). In der Reaktion des Volkes liegt ein Unterton von Nörgelei. Moses (a.s.) beschwichtigt ihre Unzufriedenheit durch sein eigenes Vorbild an Mut und Standhaftigkeit und mit seiner Zukunftsvision, die sich erfüllte, sobald die Zeit reif dazu war. (ÜB) (vgl. 7:137; 10:83; 26:52:59 und die Anmerkung dazu).

Und Wir bestraften Pharaos Volk mit Dürre und Mangel an Früchten, auf dass sie sich ermahnen ließen. (7:130) Doch als dann Gutes zu ihnen kam, sagten sie: ”Das gebührt uns.“ Und wenn sie ein Übel traf, so schrieben sie das Unheil Moses und den Seinigen zu. Nun liegt doch gewiss ihr Unheil bei Allāh allein, jedoch die meisten von ihnen wissen es nicht. (7:131) 7:130-131 - Pharao und seine Leute missdeuteten die Ereignisse, indem sie nicht merkten, dass es eine Relation zwischen ihrem Unglauben und ihrer Grausamkeit einerseits und ihrer Heimsuchung durch Dürre und Missernte andererseits gab (vgl. 26:52:59; 27:47; 28:38-42; 36:18-19 und die Anmerkung dazu).

Und sie sagten: ”Was du uns auch immer für ein Zeichen bringen magst, um uns damit zu bezaubern, wir werden dir doch nicht glauben.“ (7:132) Da sandten Wir die Flut über sie, die Heuschrecken, die Läuse, die Frösche und das Blut - deutliche Zeichen, doch sie betrugen sich hochmütig und wurden ein sündiges Volk. (7:133) Wann immer aber das Strafgericht über sie kam, sagten sie: ”O Moses, bete für uns zu deinem Herrn und berufe dich auf das, was Er dir verhieß! Wenn du die Strafe von uns wegnehmen lässt, so werden wir dir ganz gewiss glauben und die Kinder Israels ganz gewiss mit dir ziehen lassen.“ (7:134) Doch als Wir ihnen die Strafe wegnahmen - für eine Frist, die sie vollenden sollten, siehe, da brachen sie ihr Wort. (7:135) 7:132-135 - Dies ist eine Art von Trotz und Widerstand gegen Allāhs Botschaft. Da sie an Magie und Zauberei glaubten, hielten sie alles Ungewöhnliche für nichts als Magie und verhärteten sich gegenüber der Wahrheit. Die Heuschrecken sind bis zu unserer Zeit eine Plage für die ägyptische Landwirtschaft. Nicht umsonst nennt man die immer wieder in riesigen Scharen über Weiden und Äcker herfallenden Schwärme von Heuschrecken die "Zähne des Windes". Ein einziger Schwarm besteht aus mehreren Milliarden Tieren und kann an einem Tag bis zu 20000 Tonnen Feldfrüchte vertilgen. (KStA 179/2003) Diese Erkenntnis der Wissenschaft in unserer Zeit schildert den normalen Fall dieser Tiere. Mann kann sich nun in etwa vorstellen, wie noch verheerender war einst die göttliche Strafe über Ägypten, die das Land nicht nur durch die Plage der Heuschrecken heimsuchte, sondern auch durch gewaltige Schwärme von Läusen und Fröschen. Hinzu kam noch das Unerträglichste in der Form, dass das Nilwasser sich in Blut verwandelte. (vgl. 17:101-104; 26:52:59; 27:13-14 und die Anmerkung dazu).

Darauf bestraften Wir sie und ließen sie im Meer ertrinken, weil sie Unsere Zeichen für Lüge erklärten und nicht auf sie achteten. (7:136) Und Wir gaben dem Volk, das als schwach galt, die östlichen Teile des Landes zum Erbe und dazu die westlichen Teile, die Wir gesegnet hatten. Und das gnadenvolle Wort deines Herrn wurde damit an den Kindern Israels erfüllt, weil sie geduldig waren; und Wir zerstörten alles, was Pharao und sein Volk geschaffen und was sie an hohen Bauten erbaut hatten. (7:137) 7:136-137 - Hier bezieht es sich auf das Land Palästina östlich und westlich des Jordan; es wird als "gesegnet" bezeichnet. (vgl. 2:50; 10:75-78; 17:101-104; 26:60-68; 28:38-42 und die Anmerkung dazu).

Und Wir brachten die Kinder Israels durch das Meer; und sie kamen zu einem Volk, das seinen Götzen ergeben war. Sie sagten: ”O Moses, mache uns (so) einen Gott, wie diese hier Götter haben.“ Er sagte: ”Ihr seid ein unbelehrbares Volk. (7:138) Diesen geht wahrlich (all) das zugrunde, was sie betreiben, und eitel wird all das sein, was sie tun.“ (7:139) 7:138-139 - Kaum sind die Kinder Israels sicher über das Meer gelangt, nachdem ihr Prophet sie im Namen Allāhs aus der Hand des tyrannischen Pharao gerettet hat, da entdecken sie ein heidnisches Volk, das sich mit seinen Götzen befasst und schon verlangen sie von Moses (a.s.), ausgerchnet von dem Gesandten des Herrn der Welten, er sollte ihnen Götzen geben, so dass sie diesen aufs Neue dienen könnten! (ÜB)

Er sagte: ”Soll ich für euch einen anderen Gott fordern als Allāh, obwohl Er euch vor allen Völkern ausgezeichnet hat?“ (7:140) Und (gedenkt der Zeit) da Wir euch vor den Leuten Pharaos erretteten, die euch mit bitterer Pein bedrückten, eure Söhne hinmordeten und eure Frauen am Leben ließen. Und hierin lag für euch eine schwere Prüfung von eurem Herrn. (7:141) 7:140-141 - Allāh (t) erinnert die Kinder Israels. Nachdem sie gerettet waren, sollten sie in Demut, Gerechtigkeit und rechtschaffenem Handeln leben (vgl. 2:49 und die Anmerkung dazu).

Und Wir verabredeten Uns mit Moses für dreißig Nächte und ergänzten sie mit zehn. So war die festgesetzte Zeit seines Herrn vollendet - vierzig Nächte. Und Moses sagte zu seinem Bruder Aaron: ”Vertritt mich bei meinem Volk und führe (es) richtig und folge nicht dem Weg derer, die Unheil stiften.“ (7:142) 7:142 - Aaron (a.s.) war zum Propheten berufen worden, um Moses (a.s.) Beistand zu leisten, und zwar als Antwort auf dessen Bitte an Allāh (t) (vgl. 25:35).

Und als Moses zu Unserem Termin gekommen war und sein Herr zu ihm gesprochen hatte, sagte er: ”Mein Herr, zeige (Dich) mir, auf dass ich Dich schauen mag.“ Er sprach: ”Du wirst Mich nicht sehen, doch blicke auf den Berg; wenn er unverrückt an seinem Ort bleibt, dann wirst du Mich sehen.“ Als nun sein Herr dem Berg erschien, da ließ Er ihn zu Schutt zerfallen, und Moses stürzte ohnmächtig nieder. Und als er zu sich kam, sagte er: ”Gepriesen bist Du, ich bekehre mich zu Dir, und ich bin der Erste der Gläubigen.“ (7:143) 7:143 - Ein Berg ist stärker und fester und weniger empfindlich als das menschliche Wesen. Und trotzdem hat er dem Anblick des Herrn nicht standgehalten. Als Moses aus seiner Ohnmacht wieder erwachte, erkannte er den wahren Sachverhalt und den Abstand zwischen den groben körperlichen Sinnen und der wahren Herrlichkeit von Allāhs Macht. Sofort wandte er sich reumütig zu Allāh (t) und bekannte seinen Glauben. (ÜB)

Er sprach: ”O Moses, Ich habe dich vor den Menschen durch Meine Botschaft und durch Mein Wort zu dir auserwählt. So nimm denn, was Ich dir gegeben habe, und sei einer der Dankbaren.“ (7:144) Und Wir schrieben ihm auf den Tafeln allerlei auf zur Ermahnung und Erklärung von allen Dingen: ”So halte sie fest und befiehl deinem Volk, das Beste davon zu befolgen.“ Bald werde Ich euch die Stätte der Frevler sehen lassen. (7:145) 7:144-145 - Laut Qur’ān war darauf das Gesetz sowie eine Verdeutlichung aller Dinge gemäß Allāhs Botschaft niedergelegt (vgl. 6:154). Alle Dinge, die für sie notwendig waren und ihrem Entwicklungsstand entsprachen, in erster Linie das Gesetz (vgl. in diesem Zusammenhang auch 5:48) (ÜB).

Abwenden aber will Ich von Meinen Zeichen diejenigen, die sich im Lande hochmütig gegen alles Recht gebärden; und wenn sie auch alle Zeichen sehen, so wollen sie nicht daran glauben; und wenn sie den Weg der Rechtschaffenheit sehen, so wollen sie ihn nicht als Weg annehmen; sehen sie aber den Weg des Irrtums, so nehmen sie ihn als Weg an. Dies (ist so), weil sie Unsere Zeichen für Lügen erklärten und sie nicht achteten. (7:146) Diejenigen, die Unsere Zeichen und ihre Begegnung im Jenseits leugnen - deren Werke sind hinfällig. Können sie für etwas anderes als das, was sie getan haben, belohnt werden? (7:147) 7:146-147 - vgl. 30:12-16; 96:6-7 und die Anmerkung dazu.

Und die Leute Moses' nahmen sich, nachdem er weggegangen war, aus ihren Schmucksachen ein leibhaftiges Kalb, das muhte. Sahen sie denn nicht, dass es nicht zu ihnen sprechen und sie nicht auf den rechten Weg führen konnte? Sie nahmen es sich, und sie wurden Frevler. (7:148) Als sie dann von Reue erfasst wurden und einsahen, dass sie wirklich irregegangen waren, da sagten sie: ”Wenn Sich unser Herr nicht unser erbarmt und uns verzeiht, so werden wir ganz gewiss unter den Verlierenden sein.“ (7:149) 7:148-149 - vgl. 2:51; 20:85ff.; 20:83-89 und die Anmerkung dazu.

Und als Moses zu seinen Leuten zurückkehrte, zornig und voller Gram, da sagte er: ”Es ist schlimm, was ihr in meiner Abwesenheit an meiner Stelle verübt habt. Wolltet ihr den Befehl eures Herrn beschleunigen?“ Und er warf die Tafeln hin und packte seinen Bruder beim Kopf und zerrte ihn zu sich. Er (Aaron) sagte: ”Sohn meiner Mutter, siehe, das Volk hielt mich für schwach, und fast hätten sie mich getötet. Darum lass die Feinde nicht über mich frohlocken und weise mich nicht dem Volk der Ungerechten zu.“ (7:150) Er (Moses) sagte: ”Mein Herr, vergib mir und meinem Bruder und gewähre uns Zutritt zu Deiner Barmherzigkeit; denn Du bist der Barmherzigste aller Barmherzigen.“ (7:151) 7:150-151 - Der Qur’ān wirft Aaron nichts vor. Er gestand seine Schuldlosigkeit und Hilflosigkeit in dieser Angelegenheit. Aarons Rede ist sanft und voller Bedauern. Er spricht Moses (a.s.) mit "Sohn meiner Mutter" an, einem Ausdruck der Zuneiung. Er erklärt, wie das abtrünnige Volk ihn beinahe getötet hätte, weil er seine Einwände vorbrachte. Und er bringt eindeutig zum Ausdruck, dass diese Götzendienerei weder von ihm ausgegangen war noch mit seiner Zustimmung geschah. In 20:85 erfahren wir, dass As-Sāmiryy das Volk irregeführt hatte. Da Moses (a.s.) von der Schuldlosigkeit seines Bruders überzeugt war, verwandelte sich sein Zorn in Sanftmut. Er betete um Vergebung für sich selbst und für seinen Bruder: für sich selbst für seinen Zornesausbruch, und für seinen Bruder, weil dieser nicht in der Lage gewesen war, sein Volk von der Götzendienerei abzubringen. Wie ein richtiger Führer identifiziert er sich in allem, was geschehen ist, mit seinem Stellvertreter. Und weit mehr noch: wie aus 7:155 unten hervorgeht, identifiziert er sich in seinem Gebet mit seinem ganzen Volk. Hier gibt es wiederum Parallelen dazu, wie sich der Prophet Muḥammad (a.s.s.) seinem Volk gegenüber verhielt. (ÜB) (vgl. 2:51; 7:142, 154; 20:83- 89, 92ff. und die Anmerkung dazu).

Wahrlich, diejenigen, die sich nun das Kalb nahmen, wird der Zorn ihres Herrn sowie Schmach im diesseitigen Leben treffen. Und so belohnen Wir diejenigen, die Lügen erdichten. (7:152) Diejenigen aber, die Böses taten und es dann bereuten und glaubten - wahrlich, dein Herr ist hernach Allverzeihend, Barmherzig. (7:153) 7:152-153 - Das Urteil richtet sich gegen diejenigen, die das Kalb nahmen und sich damit den Zorn des Herrn zuzogen.

Und als der Zorn von Moses abließ, nahm er die Tafeln, und in ihrer Niederschrift war Rechtleitung und Barmherzigkeit für jene, die ihren Herrn fürchten. (7:154) 7:154 - Moses (a.s.) nahm die Tafeln, die unversehrt blieben und nicht durch Wurf in Bruchstücke gingen.

Und Moses erwählte aus seinem Volk siebzig Männer für Unsere Verabredung. Doch als das Beben sie ereilte, sagte er: ”Mein Herr, hättest Du es gewollt, hättest Du sie zuvor vernichten können und mich ebenfalls. Willst Du uns denn vernichten um dessentwillen, was die Toren unter uns getan haben? Dies ist nur eine Prüfung von Dir. Damit führst Du irre, wen Du willst, und weist den Weg, wem Du willst. Du bist unser Beschützer; so vergib uns denn und erbarme Dich unser; denn Du bist der Beste der Vergebenden. (7:155) Und bestimme für uns Gutes, sowohl im Diesseits als auch im Jenseits; denn zu Dir sind wir reuevoll zurückgekehrt.“ 7:155 - In 2:54f. wird die Buße erwähnt, die ihnen auferlegt wurde.

Er sprach: ”Ich treffe mit Meiner Strafe, wen Ich will; doch Meine Barmherzigkeit umfasst alle Dinge; so werde Ich sie bestimmen - für jene, die (Mich) fürchten und die Zakāh entrichten und für jene, die an Unsere Zeichen glauben.“ (7:156) 7:156 - Allāh (t) widmet Sich Seinen Geschöpfen nicht mit Zorn, sondern mit Barmherzigkeit (vgl. 6:12, 54). (Zu Zakāh vgl. 2:43; ferner den Titel: "Handbuch der Zakāh und der islamischen Wirtschaftslehre", Islamische Bibliothek).

Dies sind jene, die dem Gesandten, dem Propheten folgen, der des Lesens und Schreibens unkundig ist; dort in der Thora und im Evangelium werden sie über ihn (geschrieben) finden: er gebietet ihnen das Gute und verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Last hinweg und die Fesseln, die auf ihnen lagen. Diejenigen also, die an ihn glauben und ihn stärken und ihm helfen und dem Licht folgen, das mit ihm herabgesandt wurde, die sollen erfolgreich sein. (7:157) 7:157 - Der Hinweis in diesem Vers bezieht sich auf unseren Propheten Muḥammad, den Gesandten Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm. Vorhersagen befinden sich in der Thora und dem Evangelium. In der heute von den Juden akzeptierten Form der Thora (Deuteronomium 18:15) sagt Moses: "Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen"; der einzige Prophet, der eine Gesetzgebung wie Moses (a.s.) brachte, war Muḥammad (a.s.s.) und stammte aus der Nachkommenschaft Isamails, des Bruders von Isaak (a.s.), der Israels Stammvater war. In der Fassung des Evangeliums, wie es heute bei den Christen akzeptiert wird, verspricht Jesus (a.s.) einen weiteren "Tröster" (Johannes 14:16). Einige weitere Beispiele für Hinweise auf den Propheten Muḥammad (a.s.s.) im Alten Testament: Deuteronomium 33:2. Nach Moses (a.s.) (vom Berg Sinai) und Jesus (a.s.) (von Seir) kommt die Anspielung auf den Berg Paran, der bei Makka liegt, wo der Prophet Muḥammad (a.s.s.) geboren wurde. Er war es, der schließlich als Sieger mit 10000 seiner Gefährten die Stadt betrat und "ein feuriges Gesetz in seiner Hand hielt". (Genesis 17:20). Dieses Versprechen Allāhs, Ismael (a.s.) zu segnen, fand seine vollkommene Erfüllung in der Person des Propheten Muḥammad (a.s.s.) (Genesis 49:10). Erst nach der Ankunft dieses Gesandten aus dem Volk der Ismā‘īliten fand das Prophetentum in Israel sein Ende, und unter ihm scharten sich die Völker der Welt zusammen (Psalm 45:17). "Muḥammad (a.s.s.)" bedeutet wörtlich "der Gepriesene". Sein Name, zusammen mit dem seines Schöpfers, wird täglich fünfmal von den Moscheen überall in der Welt ausgerufen (Jesaja 42:14). Hier geht es um Muḥammad (a.s.s.), den "Gottesknecht", Seinen Auserwählten (Mustafa), der "das Recht unter die Heiden bringt". Einige weitere Beispiele für Hinweise auf den Propheten Muḥammad (a.s.s.) im Neuen Testament: (Matthäus 21:42-44). Es geht um die Nachkommen Israels, die so lange von den Juden und Christen verachtet worden waren. Gerade ein solcher Ismā‘īlit war es, der schließlich die höchste Ehre erlangte (Lukas 24:49). Nach Ankunft des Propheten wurde die bis dahin Jerusalem erwiesene Ehrerbietung auf die Al-Ka‘ba in Makka übertragen (Johannes 1:19-25). Die Gelehrten befragen Johannes, den Täufer, und es geht eindeutig daraus hervor, dass sie außer Elia und Jesus (a.s.) noch einen weiteren Propheten erwarten, der so gut bekannt war, dass die Bezeichnung "der Prophet" genügt (Johannes 7:40-41). Eine weitere deutliche Bezugnahme auf "den Propheten" (Johannes 14:16; 15:26; 16:8-13). Alle diese Beschreibungen des "Trösters" passen genau auf den Propheten Muḥammad (a.s.s.). Dieser letzte Prophet brachte eine bleibende Botschaft, die von der Wahrheit Jesu Zeugnis ablegte und "in aller Wahrheit leitete". Vor allem gab er Allāhs Wort so weiter, wie er es empfangen hatte. (ÜB) (vgl. dazu unten 13:5 und die Anmerkung dazu).

Sprich: ”O ihr Menschen, ich bin für euch alle ein Gesandter Allāhs, Dessen das Königreich der Himmel und der Erde ist. Es ist kein Gott außer Ihm. Er macht lebendig und lässt sterben. Darum glaubt an Allāh und an Seinen Gesandten, den Propheten, der des Lesens und Schreibens unkundig ist, der an Allāh und an Seine Worte glaubt; und folgt ihm, auf dass ihr rechtgeleitet werden mögt.“ (7:158) 7:158 - Die Botschaft des Propheten Muḥammad (a.s.s.) wird durch die universale Anrede ”O ihr Menschen ...“ an die ganze Menschheit gerichtet. Bisher haben wir in dieser Sura von verschiedenen Propheten gehört, die mit ihrer jeweiligen Botschaft an ihr jeweiliges Volk gesandt worden waren. In jeder dieser Lebensbeschreibungen gibt es eine Art Vorausblick auf den Lebenslauf des Propheten Muḥammad (a.s.s.). Jetzt werden wir aufgefordert, den Aufruf des letzten Propheten zu hören, der an die ganze Menschheit gerichtet ist. Wir brauchen uns nicht länger mit Teilwahrheiten abzugeben. Es geht nicht darum, die Kinder Israels aus der Knechtschaft zu befreien, Madyan Geschäftsethik zu lehren, Lots Volk von sexuellen Perversionen abzubringen, die Ṯamūd von Größenwahn und Machtmissbrauch oder die ‘Ād von Selbstherrlichkeit und Ahnenkult. Wir werden ganz schlicht mit dem Problem von Leben und Tod, mit der Botschaft des einzigen, allgegenwärtigen Schöpfers an die ganze Menschheit konfrontiert. Dieser Vers ist mitten in die Geschichte von Moses (a.s.) und den Kindern Israels eingeschoben, um den vorherigen Abschnitt näher zu erläutern. Jeder der früheren Propheten war allein zu seinem eigenen Volk gesandt: so wendet sich das Alte Testament nur an die Kindes Israels, und selbst Jesus (a.s.), dessen Botschaft eine größere Tragweite hatte, betrachtete sich selbst als "nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels" (Matthäus 15:24) gesandt. Im Gegensatz dazu ist die Botschaft des Qur’ān universal und weder zeitgebunden noch durch eine besondere kulturelle Umwelt bedingt. Deswegen wird unser Prophet, dem diese Botschaft offenbart wurde, als "Barmherzigkeit für alle Welten" (21:107) bezeichnet sowie in Sura 33:40 als "Siegel aller Propheten", das heißt als der Letzte von ihnen. (ÜB) (vgl. 3:20; 21:105-107; 62:2 und die Anmerkung dazu).

Und unter dem Volk Moses' gibt es eine Gemeinde, die in Wahrheit den Weg weist und demgemäß Gerechtigkeit übt. (7:159) 7:159 - Es sind jene Menschen, von denen in Sura 3:113-115 die Rede ist. Mit diesem Vers kehrt die Erörterung zur moralischen Geschichte der Kinder Israels zurück. So waren sie, als Moses (a.s.) unter ihnen weilte, und auch nach Moses (a.s.) gab es Leute, die andere mit der Wahrheit rechtleiteten und gerecht unter den Menschen urteilten. Unter diesen gab es auch einige, die die Botschaft des letzten Gesandten, des "ungelehrten" Propheten annahmen, den sie aus der ihnen bereits vorliegenden Thora kannten. Einer der ersten von Ihnen war ‘Abdullāh Ibn Sallām, ein bekannter Gefährte des Propheten, der die Juden seiner Zeit ständig an das erinnerte, was die Thora über den Propheten enthielt. (ÜB) (vgl. unten 7:181 und die Anmerkung dazu).

Und Wir teilten sie in zwölf Stämme zu Gemeinschaften auf, und Wir offenbarten Moses, als sein Volk von ihm etwas zu trinken forderte: ”Schlage mit deinem Stock an den Felsen.“ Da entsprangen ihm zwölf Quellen: so kannte jeder Stamm seinen Trinkplatz. Und Wir ließen sie von Wolken überschatten und sandten ihnen Manna und Wachteln herab: ”Esst von den guten Dingen, die Wir euch beschert haben.“ Und nicht Uns taten sie Unrecht, sondern sich selbst haben sie Unrecht zugefügt. (7:160) Und (gedenkt der Zeit) als zu ihnen gesagt wurde: ”Wohnt in dieser Stadt und nehmt von ihr eure Speise, wo immer ihr wollt, und sprecht: »Vergebung!« und geht durch das Tor ein, indem ihr euch niederwerft! Dann werden Wir euch eure Sünden vergeben; wahrlich, Wir werden jenen, die Gutes tun, noch mehr (an Gnade) erweisen.“ (7:161) Da vertauschten die Ungerechten unter ihnen den Ausspruch mit einem anderen als dem, der zu ihnen gesprochen worden war. Darum sandten Wir wegen ihres frevelhaften Tuns ein Strafgericht vom Himmel über sie hernieder. (7:162) 7:160-162 - Hier wird Bezug genommen auf 2:57ff. Die zwölf Stämme werden auf Jakobs zwölf Söhne zurückgeführt. Der Qur’ān nennt keine nähere Beschreibung der Bestrafung; denn es geht hier lediglich darum zu zeigen, dass das Strafgericht genauso vom Himmel über sie herniederkommt wie der oben erwähnte Segen durch schattenspende Wolken, Manna und Wachteln.

Und frage sie nach der Stadt, die am Meer lag, und (danach) wie sie den Sabbat entweihten, wie ihre Fische scharenweise an ihrem Sabbattage zu ihnen kamen. Doch an dem Tage, da sie den Sabbat nicht feierten, da kamen sie nicht zu ihnen. So prüften Wir sie, weil sie zu freveln pflegten. (7:163) 7:163 - Es handelt sich um den Hafen Ailah (Elath), das moderne Al-‘Aqaba an der Nordostspitze des Rotes Meeres. Die Kinder Israels baten Allāh (t), ihnen einen Tag der Ruhe zu bestimmen, an dem sie sich nur mit gottesdienlichen Handlungen beschäftigen wollten. So bestimmte Er ihnen hierfür den Sabbat (vgl. 2:65). Wie jede andere Arbeit, so war auch der Fischfang am Sabbat verboten. Die Kinder Israels umgingen das Sabbatgebot, indem sie Vorrichtungen bauten, in die die Fische hineinschwimmen konnten, aus denen sie aber nicht wieder herauskamen. Sobald der Sabbat vorüber war, brauchten sie diese nur noch an Land zu ziehen und die Fische herauszuholen. Dieses Phänomen konnte nur durch Allāhs Ermächtigung zustandekommen. (ÜB)

Und als eine Gemeinschaft unter ihnen sagte: ”Warum ermahnt ihr Leute, die Allāh vernichten oder mit einer strengen Strafe bestrafen will?“ - da sagten sie (die Ermahner): ”Um uns von der Schuld freizusprechen vor eurem Herrn, und damit sie gottesfürchtig werden mögen.“ (7:164) Und als sie das vergaßen, wozu sie ermahnt worden waren, da retteten Wir jene, die das Böse verhindert hatten, und erfassten die Ungerechten mit peinlicher Strafe, weil sie gefrevelt hatten. (7:165) Und als sie trotzig bei dem verharrten, was ihnen verboten worden war, da sprachen Wir zu ihnen: ”Werdet denn verächtliche Affen!“ (7:166) 7:164 - Es gibt immer Menschen, die sich zweifellos aufrichtig fragen, was es überhaupt nützt, den Bösen Ratschläge zu geben. Dieser Abschnitt hat eine besondere Bedeutung für die Zeit, als der Prophet Muḥammad (a.s.s.) in Makka ohne sichtbaren Erfolg predigte. Aber er ist auch auf jede andere Zeit anwendbar. Es ist nämlich Pflicht des Menschen gegenüber Allāh (t), Gutes zu gebieten und Böses zu verwehren. (ÜB) 7:165 - In dieser Stadt gab es drei Arten von Menschen: Solche, die sich offen und absichtlich gegen die göttlichen Gebote vergingen. Dann gab es solche, die zwar nicht selbst die Gesetze brachen, aber schweigend zusahen, wie die anderen es taten: sie erklärten denen, die mahnten und warnten, es sei sinnlos, verstockten Gesetzesbrechern Ratschläge zu geben. Schließlich gab es auch diejenigen, die genügend Ehrgefühl hatten, solche offenen Verstöße gegen Allāhs Gesetz nicht zu ertragen. Sie ermahnten die Gesetzesbrecher zu besserem Verhalten und Verzicht auf das Böse in der Hoffnung, sie würden zum rechten Weg zurückkehren. Als Allāhs Strafgericht über diese Stadt hereinbrach, waren letztere entsprechend diejenigen, die davor gerettet wurden. (ÜB) 7:166 - Über den Befehl ”werdet denn verächtliche Affen“ sind die meisten Gelehrten der Meinung, dass sie tatsächlich in die Gestalt von Affen verwandelt worden sind (vgl. 2:65-66 und die Anmerkungen dazu).

Und (gedenke der Zeit) da dein Herr verkündete, Er wolle gewiss gegen sie bis zum Tage der Auferstehung solche entsenden, die sie mit grimmiger Pein bedrängen würden. Wahrlich, dein Herr ist schnell im Strafen. Und wahrlich, Er ist Allvergebend, Barmherzig. (7:167) 7:167 - Allāh (t) nimmt durch Seine Gnade und Barmherzigkeit die Reue dessen an, der umkehrt.

Und Wir haben sie auf Erden in Gemeinschaften zerteilt. Unter ihnen sind Rechtschaffene, und unter ihnen gibt es welche, die nicht so sind. Und Wir prüften sie durch Gutes und durch Böses, auf dass sie sich bekehren mögen. (7:168) Es folgten ihnen dann Nachkommen, die die Schrift erbten; sie greifen aber nach den armseligen Gütern dieser niedrigen (Welt) und sagen: ”Es wird uns verziehen werden.“ Doch wenn (abermals) derartige Güter zu ihnen kämen, griffen sie wiederum danach. Wurde denn der Bund der Schrift nicht mit ihnen geschlossen, damit sie von Allāh nichts als die Wahrheit aussagen sollten? Und sie haben gelesen, was darin steht. Und die Wohnstätte im Jenseits ist besser für die Gottesfürchtigen. Wollt ihr es denn nicht begreifen? (7:169) Und diejenigen, die an der Schrift festhalten und das Gebet verrichten - Wir lassen den Rechtschaffenen den Lohn nicht verlorengehen. (7:170) 7:168-170 - Dies sind die letzten Verse, die in Al-Madīna offenbart wurden und in diesem Zusammenhang die Geschichte der Kinder Israels vervollständigen sollen. Die Juden wurden als ein zerstreutes und getrenntes Volk über die ganze Erde verteilt. Unter Ihnen gibt es sowohl Rechtschaffene als auch Ungerechte (vgl. dazu 2:80).

Und da Wir den Berg über ihnen schüttelten, als wäre er ein Schattenspender, und sie dachten, er würde auf sie stürzen, (da sprachen Wir): ”Haltet fest, was Wir euch gegeben haben, und denkt daran, was darin steht, auf dass ihr gottesfürchtig werden mögt.“ (7:171) 7:171 - vgl. dazu 2:63.

Und als dein Herr aus den Kindern Adams - aus ihren Lenden - ihre Nachkommenschaft hervorbrachte und sie zu Zeugen gegen sich selbst machte (indem Er sprach): ”Bin Ich nicht euer Herr?“, sagten sie: ”Doch, wir bezeugen es.“ (Dies ist so) damit ihr nicht am Tage der Auferstehung sprecht: ”Siehe, wir wussten nichts davon.“ (7:172) Oder (damit ihr nicht) sprecht: ”Es waren bloß unsere Väter, die vordem Götzendiener waren; wir aber waren ein Geschlecht nach ihnen. Willst Du uns denn vernichten um dessentwillen, was die Verlogenen taten?“ (7:173) Und so machen Wir die Zeichen klar, auf dass sie sich bekehren mögen. (7:174) 7:172-174 - Das Glaubensbekenntnis zur absoluten Einzigkeit Allāhs ist in der Schöpfung bzw. in der natürlichen Veranlagung des Menschen verankert; mit ihrer Antwort ”doch, wir bezeugen es“ bestätigen sie diese Wahrheit in ihnen (vgl. 7:101-102; 10:18, 19; 13:20:24 und die Anmerkungen dazu).

Und erzähle ihnen die Geschichte dessen, dem Wir Unsere Zeichen gaben, der aber an ihnen vorbeiglitt; so folgte Satan ihm nach, und er wurde einer der Irregegangenen. (7:175) Und hätten Wir es gewollt, hätten Wir ihn dadurch erhöhen können; doch er neigte der Erde zu und folgte seiner eigenen Neigung. Er gleicht daher einem Hunde: treibst du ihn fort, so hängt er seine Zunge heraus; lässt du aber von ihm ab, so hängt er auch seine Zunge heraus. Gerade so ergeht es Leuten, die Unsere Zeichen leugnen. Darum erzähle (ihnen) die Geschichten, auf dass sie sich besinnen mögen. (7:176) Schlimm ist das Beispiel der Leute, die Unsere Zeichen leugnen und gegen sich selbst gesündigt haben. (7:177) 7:175-177 - Aus der Formulierung des Verses geht hervor, dass es sich um eine unbenannte Person handelt, die historisch wirklich existierte. Dennoch ist die Geschichte in einem allgemeingültigen Sinne zu verstehen. Unser verdammter Feind, Satan, nutzt jede Gelegenheit aus, um den Menschen irrezuführen. Das Gleichnis mit dem Hund zeigt, wie tief der schönerschaffene Mensch durch sein eigenes Verhalten sinken kann (vgl. dazu 95:4-5).

Derjenige, den Allāh rechtleitet, ist auf dem rechten Weg. Diejenigen aber, die Er irreführt, sind wahrlich jene, die verloren haben. (7:178) 7:178 - vgl. 2:10; 4:168; 13:11; 29:69 und die Anmerkungen dazu.

Und Wir haben wahrlich viele Ǧinn und Menschen erschaffen, deren Ende Ǧahannam sein wird! Sie haben Herzen, mit denen sie nicht begreifen, und sie haben Augen, mit denen sie nicht sehen, und sie haben Ohren, mit denen sie nicht hören; sie sind wie das Vieh; nein, sie irren noch eher (vom Weg) ab. Sie sind wahrlich unbedacht. (7:179) 7:179 - Dies bedeutet nicht, dass einige Menschen und Ǧinn zu dem Zweck erschaffen worden sind, ins Höllenfeuer geworfen zu werden. Denn Allāh (t) hat sie erschaffen und ihnen Herzen, Denkvermögen, Augenlicht und Ohren gegeben, aber sie haben nicht von diesem göttlichen Geschenk Gebrauch gemacht. Die Formulierung des Verses bringt das Bedauern zum Ausdruck. Die Degradierung des Menschen auf die Stufe eines Tieres herab erinnert an das Gleichnis mit dem Hund oben in 7:176 (vgl. ferner 2:18; 7:181 und die Anmerkung dazu).)

Und Allāhs sind die Schönsten Namen; so ruft Ihn mit ihnen an. Und haltet euch von denen fern, die hinsichtlich Seiner Namen eine abwegige Haltung einnehmen. Ihnen wird das vergolten werden, was sie getan haben. (7:180) 7:180 - Dieser Vers knüpft an den vorigen an, wo von den "Gleichgültigen" die Rede ist, die von ihrer Vernunft keinen Gebrauch machen und Ihn nicht erkennen, Der alle Eigenschaften der Vollkommenheit in Sich vereint. Der Ausdruck "die Schönsten Namen" erscheint im Qur’ān viermal, nämlich in diesem Vers, sowie in 17:110; 20:8 und 59:24. (vgl. dazu den Titel: "Und Allāhs sind die Schönsten Namen", Islamische Bibliothek).

Und unter denen, die Wir erschufen, gibt es eine Gemeinschaft, die mit der Wahrheit leitet und demgemäß Gerechtigkeit übt. (7:181) 7:181 - So wie oben im Vers 7:179 die Eigenschaften der Höllenbewohner aufgezählt wurden, sind hier die Eigenschaften einiger Geschöpfe, die das Paradies bewohnen werden, aufgezählt; vgl. ferner oben 7:159, wo dasselbe von den Rechtschaffenen aus Moses Volk ausgesagt wird. In diesem Vers wird die Bedeutung auf alle Rechtschaffenen aller Zeiten und Völker ausgedehnt. (ÜB)

Diejenigen aber, die Unsere Zeichen leugnen, werden Wir Schritt für Schritt erniedrigen, ohne dass sie begreifen, wie dies geschah. (7:182) Und Ich werde ihnen Aufschub gewähren; denn wahrlich, Meine Pläne sind stark angelegt. (7:183) 7:182-183 - Allāh (t) erfasst sie, wenn sie nicht damit rechnen. Er gewährt ihnen im irdischen Leben Aufschub (vgl. dazu 68:45).

Haben sie denn nicht darüber nachgedacht, dass ihr Gefährte nicht besessen ist? Er ist nichts anderes als ein deutlicher Warner. (7:184) 7:184 - Ihr Gefährte ist Muḥammad, der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und Friede auf ihm, der sie zur Wahrheit aufruft. Wenn die makkanischen Götzendiener über den Werdegang des Propheten nachgedacht hätten, über seinen Charakter und sein Benehmen, aber auch über seine Ehrlichkeit von seiner Jugend an bis zu seiner Sendung, hätten sie ihn unweigerlich von jeder Torheit frei gesprochen. Sein eigener Stamm, die Banū Quraiš warfen dem Propheten (a.s.s.) oftmals vor, besessen zu sein.

Haben sie denn nicht das Reich der Himmel und der Erde betrachtet und alle Dinge, die Allāh erschaffen hat, und (haben sie nicht bedacht) dass sich ihre Lebensfrist vielleicht schon dem Ende nähert? Woran sonst wollen sie wohl nach dieser Verkündigung glauben? (7:185) 7:185 - Ein Blick mit offenen Augen und aufrichtigem Herzen auf diese weite Schöpfung genügt zur Erkenntnis des Wesens all dessen und eröffnet dem Menschen das Verständnis der in diesem Dasein verborgenen Wahrheit und der Einzigartigkeit und Schöpferkraft Allāhs, deren Zeuge er selbst wird. Die Vielfalt all dessen, das Er erschaffen hat, überrascht sein Herz und beeindruckt seine Vernunft. Wenn die Götzendiener jemals über die Weisheit und die wunderbare Ordnung des Universums nachgedacht hätten, wären sie unweigerlich zu dem Schluss gekommen, dass jede Einzelheit der Schöpfung Zeugnis von der Wahrheit Seiner Botschaft ablegt. Denn alle diese Dinge widerlegen die Vielgötterei, weisen auf Allāhs Einheit hin und fordern die Menschen auf, Ihm zu dienen und ihre Verantwortung Ihm gegenüber wahrzunehmen. Das war nichts anderes als das, was "ihr Gefährte" lehrte! (vgl. oben 7:184) (ÜB) (vgl. ferner 23:55ff.).

Für den, den Allāh irreführt, kann es keinen geben, der ihn rechtleitet; und Er lässt sie in ihrer Widerspenstigkeit blindlings umherirren. (7:186) 7:186 - vgl. dazu 2:6, 15; 7:178; 13:33; 14:4 und die Anmerkung dazu. Sie befragen dich nach der Stunde, wann sie wohl eintreten werde.

Sprich: ”Das Wissen darum ist bei meinem Herrn. Keiner als Er kann sie (die Stunde) zu ihrer Zeit bekanntgeben. Schwer lastet sie in den Himmeln und auf der Erde. Sie soll über euch nur plötzlich hereinbrechen.“ Sie befragen dich, als ob du von ihr genaue Kenntnis besäßest. Sprich: ”Das Wissen darum ist bei meinem Herrn; doch die meisten Menschen wissen es nicht.“ (7:187) 7:187 - Die "Stunde" gehört zu den häufig gebrauchten Bezeichnungen der Auferstehung, und man hat es auf diese angewendet, weil die Auferstehung plötzlich eintritt oder weil die Abrechnung, die dabei erfolgt, schnell vonstatten geht oder weil die Auferstehung trotz ihrer Länge für Allāh wie eine Stunde ist. Allāh hat Sich das Wissen um sie vorbehalten, und es weder einem Engel, der Ihm nahesteht, noch einem Propheten, den Er gesandt hat, enthüllt. Niemand enthüllt sie zu ihrer Zeit außer Ihm. Damit ist gemeint, dass sie allen außer Ihm so lange verborgen bleibt, bis sie eintritt. Gewaltig bedrückt sie durch den Schrecken, den man vor ihr hat, alle Betroffenen, nämlich die Engel, die Ǧinn und die Menschen. Dies ist gleichsam ein Hinweis auf die Weisheit, die Allāh dadurch bezeigt hat, dass Er ihren Zeitpunkt verborgen hat. Sie wird einmal ganz plötzlich über euch kommen: Sie wird unvermutet und unerwartet kommen, wie denn der Prophet (a.s.s.) gesagt hat: Die Stunde wird die Menschen aufscheuchen, während der einzelne gerade seinen Brunnen instandsetzt, sein Vieh tränkt, seine Waren auf dem Markt ausbreitet und seine Waage senkt und hebt. Die Angehörigen des Stammes Banū Quraiš sollen nämlich zum Propheten (a.s.s.) gesagt haben: "Wir sind doch miteinander verwandt. Darum sag uns, wann die Stunde eintreten wird!" (Baid, Gät) (vgl. dazu 19:45; 34:7).

Sprich: ”Ich habe nicht die Macht, mir selbst zu nützen oder zu schaden, es sei denn, Allāh will es. Und hätte ich Kenntnis von dem Verborgenen, wahrlich, ich hätte mir die Fülle des Guten zu sichern vermocht, und Übles hätte mich nicht berührt. Ich bin ja nur ein Warner und ein Bringer froher Botschaft für die Leute, die gläubig sind.“ (7:188) 7:188 - Hier wird die menschliche Natur des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm, und das Fehlen der Kenntnis des Verborgenen bekundet, die der göttlichen Attribute allein eigen ist. Der Sinn ist: Ich bin ein schwacher Diener Allāhs, der sich weder Nutzen verschaffen noch Schaden von sich abwenden kann, genau wie es bei den Leibeigenen und den im Sklavenstande befindlichen Dienern der Fall ist. Wenn ich das Verborgene wüsste, wäre meine Lage anders als sie jetzt ist, indem ich mir nämlich viel Gutes verschaffen, reichlichen Nutzen gewinnen und das Bose und Schädliche meiden könnte, so dass ich davon nichts zu leiden hätte und im Krieg nicht bald Sieger, bald Besiegter, im Handel nicht bald Gewinner, bald Verlierer und beim Planen nicht bald treffend, bald fehlgehend wäre. Ich bin aber nichts als ein Diener, der als Warner und Verkünder froher Botschaft gesandt wurde. Es steht mir nicht zu, das Verborgene zu wissen. Für Leute, die gläubig sind: Es ist möglich, dass dieser Passus sowohl von dem Wort "Warner" als auch von dem Wort "Verkünder froher Botschaft" abhängt; denn Warnung und Verkündigung froher Botschaft bringen beide den Gläubigen Nutzen. Der Passus kann sich aber auch auf das Wort "Verkündiger froher Botschaft" allein beziehen, wobei dann das von dem Wort "Warner" Abhängige ausgelassen und zu ergänzen wäre. Also: Ich bin nichts anderes als ein Warner für die Ungläubigen und ein Verkünder froher Botschaft für Leute, die gläubig sind. (Zam, Gät) (vgl. dazu 11:31). (vgl. ferner 7:187-188; 10:48-52; 27:65 und die Anmerkung dazu).

Er ist es, Der euch aus einem einzigen Menschen erschuf; und aus ihm machte Er seine Gattin, damit er bei ihr ruhe. Als er ihr dann beigewohnt hatte, war sie mit einer leichten Last schwanger und ging mit ihr umher. Und wenn sie schwer wird, dann beten beide zu Allāh, ihrem Herrn: ”Wenn Du uns ein gutes (Kind) gibst, so werden wir wahrlich unter den Dankbaren sein.“ (7:189) Doch wenn Er ihnen dann ein gutes (Kind) gibt, so schreiben sie Seine ihnen gewährte Gabe Göttern zu. Aber Allāh ist über alles Erhaben, was sie (Ihm) zur Seite stellen. (7:190) 7:189-190 - Allāh (t) erschuf Adam als den ersten Menschen, und von ihm erschuf Er seine Gattin. Und von den beiden erschuf Er viele Männer und Frauen (vgl. dazu den Anfang der Sura 4). Dies bedeutet, dass alle Menschen dieselbe Abstammung haben. Mit einem weiteren Sprung wie in 23:13 spricht der Qur’ān über das Gesetz der natürlichen Vermehrung zwischen Mann und Frau im Allgemeinen. Die Frau, die am Anfang der Schwangerschaft leicht umhergeht, wird später mit der Last in ihrem Bauch beschäftigt sein. Sie macht sich Gedanken über das Schicksal ihrer Leibesfrucht. Mit ihrem Mann zusammen, der sich ebenfalls Gedanken macht und dafür Sorge trägt, wenden sich beide zu Allāh (t), Er möge Sein Geschenk segnen und wohlerhalten. Wenn das Kind dann geboren ist, vergessen die Eltern, was sie zuvor angefleht haben. (vgl. 30:20- 21 und die Anmerkung dazu).

Wollen sie denn jene Teilhaber (anbeten), die nichts erschaffen können und selbst (nur) Erschaffene sind? (7:191) Und sie vermögen ihnen keine Hilfe zu gewähren, noch können sie sich selber helfen. (7:192) Und wenn ihr sie zum rechten Weg ruft, dann folgen sie euch nicht. Es ist ganz gleich für euch, ob ihr sie ruft oder ob ihr schweigt. (7:193) Jene, die ihr statt Allāh ruft, sind selbst erschaffene (Wesen) wie ihr. Ruft sie denn an und lasst sie euch Antwort geben, wenn ihr wahrhaftig seid. (7:194) Haben sie etwa Füße, um zu gehen, oder haben sie Hände, um zu greifen, oder haben sie Augen, um zu sehen, oder haben sie Ohren, um zu hören? Sprich: ”Ruft eure Götter an; dann schmiedet Listen gegen mich und lasst mich nicht lange warten. (7:195) Wahrlich, mein Beschützer ist Allāh, Der das Buch herabgesandt hat. Und Er beschützt die Rechtschaffenen. (7:196) Die aber, die ihr statt Ihm anruft, vermögen euch nicht zu helfen, noch können sie sich selber helfen.“ (7:197) Und wenn ihr sie zum rechten Weg ruft, so hören sie (euch) nicht. Und du siehst sie nach dir schauen, doch sie sehen nicht. (7:198) 7:191-198 - Falsche Gottheiten, ob es sich um Götzen handelt oder um vergötterte Menschen, haben keine eigenständige Existenz unabhängig von Allāhs Schöpfung. Sie sind Allāhs Geschöpfe. Vergötterte Menschen können sich selbst nicht helfen, wie sollen sie dann anderen beistehen? Dies bezieht sich auf "Heilige", seien sie tot oder lebend, auf unbelebte Gegenstände aller Art, einschließlich Götzenbilder, Fetische und bildliche Darstellungen physischer und geistiger Art von vergötterten Personen und anderen. Der Prophet (a.s.s.) sagte: ”Wenn diese falschen Gottheiten irgendwelche Macht haben oder auch nur existieren, dann ruft sie alle zusammen und lasst sie etwas gegen mich tun.“ Dies können sie nicht; denn die ganze Angelegenheit beruht auf Aberglauben und Trug. (ÜB) (vgl. dazu 11:53-56; 16:19-21 und die Anmerkung dazu).

Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von den Unwissenden ab. (7:199) Und wenn du zu einer bösen Tat vom Satan aufgestachelt worden bist, dann nimm deine Zuflucht zu Allāh; wahrlich, Er ist Allhörend, Allwissend. (7:200) 7:199-200 - Diese Aufforderung wurde an unseren Propheten (a.s.s.) gerichtet, und zwar unter Berücksichtigung auf die menschliche Natur in 2:286; 4:28; 6:152; 7:42; 23:62. Unser Prophet (a.s.s.) rief nach der Offenbarung des Verses 7:199 aus: ”Und was ist mit berechtigtem Zorn, o Herr?“, worauflhin der Vers 7:200 offenbart wurde (vgl. 15:85-86; 29:46 und die Anmerkung dazu).

Wahrlich, diejenigen, die dann gottesfürchtig sind, wenn eine Anwandlung Satans sie überkommt, und sich dann ermahnen lassen - siehe, gleich sehen sie (ihren klaren Weg) wieder. (7:201) Aber ihre (heidnischen) Brüder treiben sie dazu, im Irrtum fortzufahren, und dann lassen sie (darin) nicht nach. (7:202) 7:201-202 - Eine derartige Anwandlung Satans kann in der Form einer unfassbaren Regung auf die Vernunft des Menschen kommen, sowohl im Bewusstsein als auch im Traum. Ihre heidnischen Brüder, die sie in der Sünde bestärken, sind die Satane unter den Ǧinn und unter den Menschen (vgl. die beiden Schutz-Suren Nr. 113 und 114 und den Kommentar dazu).

Wenn du ihnen kein Zeichen bringst, sagen sie: ”Warum erfindest du es nicht?“ Sprich: ”Ich folge nur dem, was mir von meinem Herrn offenbart wurde. Dies sind sichtbare Beweise von eurem Herrn und eine Führung und Barmherzigkeit für gläubige Leute.“ (7:203) 7:203 - Die Götzendiener hörten niemals auf, Wunder von dem Propheten (a.s.s.) zu verlangen. Als die Offenbarung des Qur’ān einige Zeit ausblieb, verlangten sie von ihm, er solle welche erfinden; sie verspotteten den Propheten (a.s.s.), indem sie ihm unterstellten, Worte zusammenzusetzen und diese als Offenbarung vorzutragen (vgl. 6:37 und die Anmerkung dazu).

Und wenn der Qur’ān verlesen wird, so hört zu und schweigt in Aufmerksamkeit, auf dass ihr Erbarmen finden mögt. (7:204) 7:204 - Dieser Vers schließt die Sura mit dem Hinweis auf die Qur’ān-Lesung ab, ähnlich wie der Vers 7:2 angefangen hat. Bezüglich des "Zuhörens" geht es um die Aufmerksamkeit der Gemeinschaft im vorgeschriebenen Gebet, bei dem der Vorbeter (Imām) den Qur’ān hörbar rezitiert. Die Nachbeter haben zuzuhören und nicht selbst den Qur’ān zu rezitieren. Außerdem sei dies eine Aufforderung an die Muslime, sich korrekt zu verhalten und nicht den Ungläubigen nachzuahmen, die sich gegenseitig aufhetzten, die Rezitation des Qur’ān nicht zuzuhören; und vielmehr den Propheten (a.s.s.) beim Gebet zu stören pflegten.

Und gedenke deines Herrn in deinem Herzen in Demut und Furcht, und mit Worten - jedoch nicht zu laut - des Morgens und des Abends; und sei nicht einer der Unachtsamen. (7:205) Wahrlich, diejenigen, die bei deinem Herrn sind, sind nicht zu hochmütig dazu, Ihm zu dienen; sie lobpreisen Ihn und werfen sich vor Ihm nieder. (7:206) 7:205 - Hier geht es um die Fortsetzung des korrekten Verhaltens im vorangegangenen Vers 7:204 während des Gebets. "Und gedenke deines Herrn ..." bedeutet sowohl "Verrichte das Gebet" als auch "behalte Allāh (t) in deinem Gedächtnis". Denn Achtlosigkeit Allāh (t) gegenüber ist der Grund allen Übels. "Des Morgens und des Abends" bedeutet "auch in schweren Zeiten", da diese beiden Tageszeiten des Aufstehens und des Insbettgehens dem Menschen zur Verrichtung des Gebets am schwersten fallen (vgl. dazu 2:45). 7:206 - Zum wunderbaren Schluss dieser schönen Sura wird hier das Beispiel der Engel angeführt, um Demut zu lehren. Sie beugen sich vor Allāh (t) und sind ständig mit Seinem Dienst im Einsatz. Wenn also jemand vor Allāh (t) einen hohen Rang einnehmen möchte, sollte er dem Beispiel der Engel und nicht dem der Satane folgen. An dieser Stelle soll sich der Leser niederwerfen als Ausdruck für die demütige Entgegennahme des Privilegs, Allāh (t) dienen und verehren zu dürfen. (ÜB) (vgl. dazu die Stellen der Niederwerfung bei der Qur’ān-Rezitation im Titel: "Aṣ-Ṣalāh - das Gebet im Islam", Islamische Bibliothek).

Ende der Sura 7