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Schwester Fatima

Wie meine Seele sich beruhigte


Mit ca. 11/12 Jahren las ich das erste Mal die Bibel. Sie hat einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht, ich beschloss die Gebote Gottes zu halten und eine Frau zu werden, die Gottgefällig lebt.

Ich begann täglich in der Bibel zu lesen und suchte die Gemeinschaft Gleichgesinnter.

Mir fiel auf, dass einige Dinge in der Ausübung der heutigen Religion im Widerspruch zur Bibel stehen. Da waren die bildlichen Darstellungen wie „Jesuskörper am Kreuz“, Figuren von Engeln und Heiligen aus Stein und Holz, welche sich in dem Gebetshaus, der Kirche, befanden.

Mit 17 Jahren begann ich dann zu fasten um Gott näher zu sein und meine Gebetszeiten wurden immer länger, sodass ich morgens schon um fünf Uhr aufstand um die Bibel zu lesen und meine Bittgebete zu sprechen, damit ich um halb acht dann auch pünktlich das Haus verlassen konnte. Mein ganzes Leben war auf meine Beziehung zu Gott ausgerichtet, sodass meine Eltern sich ernsthaft Sorgen machten, dass ich mich zu einseitig entwickelte.

Mehr und mehr hinterfragte ich jedoch auch bestimmte Praktiken, wie die Verehrung der Eucharistie und der Monstranz, die Abendmahlfeier (Eucharistiefeier), das Küssen der Jesusfigur zur Osterzeit, Handlungen die verstandesmäßig für mich nicht mehr vertretbar waren, als auch die Trinitätslehre der Dreieinigkeit: Gottvater, Gottessohn und heiliger Geist, unvereinbar mit der Einheit Gottes. Diese Themen beschäftigten mich so sehr, dass ich nachts nicht schlafen konnte.

Ich zweifelte nicht an meiner Beziehung zu Gott, nur an der Art der Lehre, wie sie die Kirche praktizierte. Sie schien mir irgendwie im Widerspruch zu dem zu stehen, wie ich die Lehre der Propheten verstand.

Dennoch blieb ich der Kirche treu, weil ich glaubte, Gott hat mich bewusst als Christen geboren, so waren meine Eltern und Großeltern schon den christlichen Traditionen gefolgt, sowie das ganze Land in dem ich lebe.

Nach meiner Ausbildung als Gärtnerin und dem Fachabitur entschied ich mich auf Probe in einen Frauenorden ins Kloster zu gehen, gegen den Willen meiner Familie. Ich wollte meinen Platz in dieser Gesellschaft finden.

In dem Orden war ich für den Obstgarten und die Landwirtschaft zuständig, beten und arbeiten war unser harmonisches Leben miteinander. Ich bekam Einzelunterricht in der Glaubenslehre und meine Fragen wurden ernst genommen.

Dort lebten wunderbare Menschen, die wie ich auf ihre Art versuchten, ihr Leben einzig auf ihren Schöpfer auszurichten.

Doch je tiefer ich in die Gemeinschaft eintauchte, desto weniger konnte ich ihr folgen; ich war nicht in der Lage die Anbetungen in der Eucharistie nachzuvollziehen- ich empfand dies als Götzendienst mich vor einer Monstranz hinzuknien und sie anzubeten.

Mein Innerstes schien mich zu zerreißen, mein Gewissen sagte mir, dass hier etwas nicht richtig ist. Ich litt Höllenqualen und obwohl ich kniend vor der Monstranz war, vollzog ich die Handlung der Anbetung nicht, sondern betete zu Gott, dass er mir den rechten Weg weisen möge.

Ich war schließlich auch nicht mehr in der Lage den Rosenkranz zu beten, weil ich Maria, die Mutter Gottes, als Bittstellerin zwischen Gott und mir, für sündhaft hielt.

Ich erzählte meinen Lehrern von meinen Zweifeln und wurde auf das Mysterium des Glaubens und der Dogmen hingewiesen.

Als ich dann noch einer Jesus Holzfigur die Füße küssen sollte, was alle Ordensschwestern vor mir taten, war mir klar, dass die Aufrichtigkeit meines Glaubens hier verloren geht.

Es stellte sich mehr und mehr heraus, dass ich hier nicht hingehöre.

Nach 14 Monaten verließ ich das Kloster, obwohl die Ordensschwestern sich alle Mühe gegeben hatten, mir dort ein zu Hause zu bieten.

So ging ich nach Ostafrika, Tansania auf eine Missionsstation der weißen Väter. Weit weg von Kloster- und Kirchenmauern, Glaubensdogmen und Büchern. Hier arbeitete ich unter der Sonne Afrikas, in meinem Beruf als Gärtnerin und in der Gemeindearbeit, hoch in den Bergen mit Blick auf den Kilimandscharo. Bei einer Fahrt in die Stadt hatten wir, der Pater und ich, dann einen schrecklichen Autounfall, der Jeep überschlug sich mehrmals, und der Pater starb an den Folgen des Unfalls.

Ich machte mir lange Zeit große Vorwürfe- sah es aber auch als eine Prüfung von Gott.

Es dauerte eine Weile bis die anderen Missionare uns fanden, während dieser Zeit pflegten und versorgten mich muslimische Frauen. Durch meine Verletzungen durfte ich nur liegen und war auf ihre Hilfe angewiesen, so erzählten sie mir über ihren Glauben und über das Leben ihres Propheten, über ein Buch, was direkt von Gott, durch den Engel Gabriel, den Menschen offenbart wurde. Die Frauen wechselten sich ab und saßen bis tief in der Nacht bei mir am Krankenbett, auch ältere mir völlig unbekannte Muslime besuchten mich, brachten mir zu Essen und erzählten mir mit einem Eifer von ihrem Glauben. Immer wieder wiesen sie mich darauf hin den Qur´an zu lesen und so musste ich ihnen das Versprechen geben, dies auch zu tun. Bis dahin hatte ich nur von dem kämpferischen, streng gesetzlichen Gott der Muslime gehört, aber hier bot sich mir ein ganz anderes Bild.

Mit einem Krankentransport per Flugzeug kehrte ich nach Deutschland zurück, es dauerte einige Zeit bis ich wieder gefasst und genesen war um ein normales Leben führen konnte.

Ich erwarb eine Qur´an Übersetzung, zog mich in mein kleines Zimmer im Studentenwohnheim zurück und begann nun endlich dieses Buch zu lesen. Die Worte im Qur´an, die ich dann las, fesselte mich so, dass ich das Buch erst am frühen Morgen zur Seite legte, völlig erschöpft von meinem inneren Kampf, den ich die ganze Nacht geführt hatte. Mein Körper zitterte, ich hatte beim Lesen der Verse geweint und gelacht, gebetet, gedankt, gestaunt und war zutiefst erschüttert, weil ich erkannte, dass dieses Buch, ohne Zweifel, Wahrhaftig ist. Es schien mir als wäre der Qur´an die Fortsetzung der bisher offenbarten Bücher. Es kam mir vor, als würde dieses Buch mit mir reden, als würde es genau meine Gedankengänge und Fragen bereits kennen.

Ich sagte immer wieder, während ich in der Qur´anübersetzung las: "Ja so ist es, ja genau so ist es!"

In jener Nacht bezeugte ich auf die für mich beste Art, dass es keinen Gott gibt außer Gott, dass ich eine Gottergebene Frau bin und den Islam als mein Weg akzeptiere.

Mein Zweifel, ob ich die Religion meiner Väter verlassen darf wurde mit diesem Vers aus dem Qur´an aufgehoben.

[28:52] Diejenigen, denen Wir die Schrift zuvor gegeben haben, glauben an ihn (den Qur´an). [28:53] Und wenn sie ihnen verlesen wird, dann sagen sie: "Wir glauben daran. Wahrlich, es ist die Wahrheit von unserem Herrn; wir hatten uns (Ihm) schon vordem ergeben."

Nach dieser Entscheidung zog sich mein gesamtes christliches Umfeld von mir zurück und so wandelte sich mein ganzes Leben grundlegend, ohne dass ich viel dazu beigetragen hätte. Es war wie der Beginn eines neuen Lebens, nichts war mehr so wie es vorher war.

Ja, ich war glücklich, meine Seele beruhigte sich; bei jeder meiner Handlungen, die ich im Islam praktizierte, stand ich voll und ganz dahinter- ich brauchte mein Innerstes nicht zu verleugnen, es gab nur Allah (t) und mich, dazwischen gibt es gar nichts. Ich war geboren um meinem Schöpfer zu dienen- das ist der Sinn und Zweck meines Daseins- nicht zum Spielball einer Willkür- nein um Ihm in aller Aufrichtigkeit zu dienen. Das ist eine Ordnung, wie sein ganzes Universum.

Kein Vermittler, kein Abbild weder aus Holz noch aus Gold, keine Sündenvergebung außer durch Allah (t), kein Mysterium, kein Dogma was nicht mit dem Verstand nachzuvollziehen war.

Absolute Hingabe an den Schöpfer.

Absolute Mündigkeit seinen eigenen Taten gegenüber, die man selbst verrichtet, keine Sündenlast, die man für andere tragen muss oder die jemand für mich trägt.

Eine Barmherzigkeit Gottes, die einem mit jeder Sure im Qur´an vor Augen geführt wird.

Ich lernte beten mit vielen kleinen Zetteln überall verteilt, um die arabischen Texte zu üben. Die Körperhaltungen beim beten waren Ausdruck meiner innersten Ergebenheit zu Gott und Ausdruck meiner Seele, die sich solange danach gesehnt hatte.

Ich habe meinen Weg gefunden und das Ziel vor Augen und hoffe, innsha Allah, eines Tages das Buch in die rechte Hand zu bekommen.

Alhamdulillah!

Wassalamu aleikum

Schwester Fatima


Quelle:
forum.islamvoice.de



       
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